Mit Kettensäge und chemischer Keule

LEIWEN. Verwilderte Anbauflächen bedrohen den Weinbau an der Mosel. Wie sich die Brachflächen beseitigen lassen und was die Winzer gegen die Pflanzenkrankheit tun können, war Thema beim Mosel-Weinbautag 2005 in Leiwen.

Wenn Opa nicht mehr kann, vergammelt der Wingert: Ohne die gewohnte Pflege wuchern die Reben wild, und Unkraut und Gestrüpp schießen zwischen den Pflanzreihen hoch. Für die bewirtschafteten Nachbar-Parzellen sind die so genannten Drieschen eine Bedrohung. Da in den verwilderten Pflanzungen Schädlinge und Pflanzenkrankheiten nicht bekämpft werden, können sie sich ungehindert verbreiten. Die massiven Probleme im vergangenen Jahr mit der Pilzerkrankung Schwarzfäule haben die Beseitigung der Drieschen dringender gemacht. Im Frühjahr will die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz alle Drieschen erfasst und die Besitzer angeschrieben haben. Sie sind nach der Drieschenverordnung verpflichtet, die Reben zu beseitigen. Doch die Verordnung durchzusetzen, ist gar nicht so einfach. Oft seien die Eigentümer einer Fläche nur mit aufwändiger Recherche zu ermitteln, berichtete Karl-Heinz Frieden, Leiter des Weinbauamts Wittlich. Ist der Eigentümer einer Driesche festgestellt, wird er zur Beseitigung aufgefordert. Nützt das nichts, folgen ein Ordnungswidrigkeitsverfahren und die Zwangsrodung auf Kosten des Eigentümers. Doch viele Besitzer von vor sich hin gammelnden Weinbauflächen sind nach der Erfahrung von Frieden aus "körperlichen und sozialen Notlagen" nicht in der Lage, die wild wuchernden Reben sachgerecht zu beseitigen. "Zu deren Unterstützung wäre es wünschenswert, wenn sich Gemeinden, Bauern- und Winzerverbände und Selbsthilfegruppen engagieren würden." Ein Konzept zur geordneten Stilllegung von Weinbauflächen in der Verbandsgemeinde (VG) Schweich stellte Reinhard Lichtenthal vom Dienstleistungszentrum ländlicher Raum (DLR) Mosel vor. "Die Flächenaufgabe erfolgt normalerweise nicht nach Lage- und Qualitätskriterien", sagte er. "Sie spiegelt vielmehr die einzelbetriebliche Situation in den Gemeinden wider." In der VG Schweich hat man versucht, das Aufgeben von Flächen "geordnet" zu organisieren. Gemeinsam mit den Winzern hätten die Gemeinden in der VG Abgrenzungen der Rebflächen erarbeitet, berichtete Lichtenthal. Ziel sei der Erhalt der Rebflächen in den Kernzonen und den Hauptlagen. Die bewirtschafteten Rebflächen und der Wald auf den Höhen sollten durch einen Grüngürtel voneinander getrennt sein. Diese Flächen - in der VG Schweich bislang etwa 125 Hektar - könnten für Ausgleichsmaßnahmen genutzt werden. Allein 103 Hektar seien etwa als Ausgleichsflächen für die Flugplatzerweiterung Spangdahlem ausgewiesen worden.Auch Chemie hilft gegen den Pilz

Neben der Beseitigung von Drieschen helfen gute Pflege der Weinberge und Pflanzenschutzmittel im Kampf gegen die Schwarzfäule. Wichtig sei es, befallene Trauben und befallenes Holz aus den Weinbergen zu entfernen, sagte Wilfried Zulpe vom DLR Mosel. Wichtig sei auch der Einsatz eines Fungizids. "Verschiedene im Weinbau zugelassene Fungizide besitzen eine gute Zusatzwirkung gegen die Schwarzfäule", sagte Zulpe. Wichtig sei eine Behandlung zum richtigen Zeitpunkt und im richtigen Abstand.

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