Mit Laufen wird alles viel leichter

Mit 52 Jahren erst entdeckte Edith Ohlinger das Laufen für sich - und kann längst nicht mehr ohne sein. Inzwischen interessiert sich im Wettbewerb nur noch für die Königsdisziplin, den Marathon.

 Auf die „kleinen“ Läufe hat sie keine Lust: Edith Ohlinger, hier mit ihrem Trainer Rainer Schuler, konzentriert sich voll auf die Königsdisziplin, den Marathonlauf. TV-Foto: Petra Geisbüsch

Auf die „kleinen“ Läufe hat sie keine Lust: Edith Ohlinger, hier mit ihrem Trainer Rainer Schuler, konzentriert sich voll auf die Königsdisziplin, den Marathonlauf. TV-Foto: Petra Geisbüsch

Wittlich-Lüxem. Eigentlich hat Edith Ohlinger immer "gewusst", dass sie gar nicht gerne läuft. Dann signalisierte der Hausarzt, dass ihre Cholesterinwerte zu hoch waren. "Medikamente wollte ich keine nehmen", erinnert sie sich. Der Tipp zum Laufen kam von einer Nachbarin. Heute sitzt Ohlinger uns gegenüber, gut gelaunt und durchtrainiert bis in die Haarspitzen, und erzählt uns ihre Geschichte: Wie sie mit 52 Jahren den ersten Lauftreff ihres Lebens besuchte, wie sie sich spontan gut mit dem Übungsleiter verstand, wie sie sich motivieren ließ und augenblicklich Lunte roch. Keine Lust mehr auf kleine Läufe

Rasch steigerte sie ihre Leistung und sagt von sich selbst: "Auf die kleinen Läufe habe ich keine Lust mehr." Mit kleinen Läufen meint sie Strecken von fünf, acht und zehn Kilometern, die den meisten, die von sich behaupten, gerne laufen zu gehen, für ihre Fitness genügen. Edith Ohlinger reicht das nicht mehr. Seit sie den ersten Marathon gelaufen ist, lässt die Königsdisziplin sie nicht mehr los.Es war ein Glücksfall, dass sie im April 2005 zu einem Lauftreff von Rainer Schuler kam. Der hatte seinerseits auch erst jenseits der 30 mit dem Laufen begonnen. Es ging um eine Wette und um etliche Kilo Übergewicht, die man ihm heute kaum mehr glauben mag, so beeindruckend schmal steht er da in seinem Laufdress. Der ehemalige Kettenraucher hat schon viele motiviert, doch bei Edith Ohlinger war er besonders erfolgreich. Schon im Sommer 2005 absolvierte sie ihre ersten 7000- und 10 000-Meter-Läufe in Polch und Platten, gefolgt von zehn Meilen in Echternach und zahlreichen Rennen im Herbst und Winter.Alles nur Vorspiele zur Königsdisziplin: Ab Neujahr 2006 trainierte Ohlinger für den Bonn-Marathon. Im Januar kam dann die große Krise; Schmerzen in den Beinen schienen das Vorhaben zu verhindern. Fachärzte konnten das Problem nicht lösen, der Trainer schon: Er empfahl seine ehrgeizige Schülerin einem erfahrenen orthopädischen Schuhmacher, der diagnostizierte eine Fehlstellung des Fußes, fertigte ihr Einlagen an, und Schuler besorgte das dazu passende Schuhwerk. Seitdem läuft sie, und läuft, und läuft...Halbmarathon in knapp zwei Stunden

Vier Stunden 59 Minuten waren es in Bonn am 2. April 2006. Den Halbmarathon läuft sie in knapp zwei Stunden. "Es kommt mir nicht auf die Zeit an", sagt die 53-Jährige, obwohl die ganz von selbst immer besser wird. Kürzlich trainierte Edith Ohlinger wieder, diesmal für den Mainz-Marathon. Drei Monate dauert die Vorbereitung, gelaufen wird viermal pro Woche, davon einmal etwas länger, das heißt 20 Kilometer und mehr, für die Kondition. Noch immer macht sie eine Zeremonie daraus, und noch immer freut sie sich auf jedes einzelne Training. Ein Leben ohne Laufen ist für sie unvorstellbar geworden. Alles sei viel leichter geworden, selbst das Nervenkostüm danke ihr den körperlichen Einsatz. Edith Ohlinger: "Ich werde laufen, solange die alten Knochen halten." Tipps der Expertin Es ist nie zu spät, mit dem Laufen zu beginnen. Wen die Lust packt, der sollte in kleinen Intervallen beginnen: Eine Minute laufen, eine Minute gehen, so hat Edith Ohlinger angefangen, zunächst zweimal in der Woche. Gutes, den eigenen Füßen optimal angepasstes Schuhwerk, ist Grundvoraussetzung. Drei Monate Vorbereitung sollten für einen Marathon eingeplant werden. Bei den ersten langen Läufen im Wettbewerb ist es nützlich, einen erfahrenen Motivator neben sich zu haben. Wen die "Sucht" packt, der erfährt positives Feedback auf der ganzen Linie: gesteigerte physische und psychische Belastbarkeit, Idealgewicht und ein Durchhaltevermögen auch in anderen Bereichen des Lebens. (peg)

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