Mit Lockerheit in den Kampf um die Krone

LIESER. Realistisch gesehen hat Nicole Kochan wenig Chancen, Petra Zimmermann als Deutsche Weinkönigin abzulösen. Es kam bisher nur dreimal vor, dass das gleiche Anbaugebiet zweimal hintereinander zum Zug kam. Die 23-Jährige aus Lieser kann deshalb ohne Druck in Neustadt auftreten.

Nicole Kochan hat am heutigen Freitag bei der Wahl zur Deutschen Weinkönigin einen Riesenvorteil. Niemand erwartet von ihr, dass sie im ehrwürdigen Saalbau in Neustadt (Weinstraße) die Krone empfängt und dann ein Jahr lang den deutschen Wein im In- und Ausland präsentiert. Den Druck haben andere

Nicht, dass ihr jemand die Fähigkeit abspricht - ganz im Gegenteil. Aber Nicole Kochan würde als Nachfolgerin von Petra Zimmermann die zweite Majestät hintereinander aus dem Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer sein. Und den Fall, dass es zweimal in Folge dasselbe Gebiet erwischt, gab es in der 56-jährigen Geschichte des Wettbewerbs bisher nur dreimal: 1957/58 und 1958/59 stellte Franken die Königin, 1974/75 und 1975/76 war es die Nahe, 1998/99 und 1999/2000 ging die Krone nach Rheinhessen. Nicole Kochan, die vor wenigen Wochen die Krone als Gebietsweinkönigin ablegte, sieht die Chancen deshalb realistisch. Sie weiß, dass sie viel besser sein muss als die Konkurrenz. "Wäre die Konstellation anders, würde ich wahrscheinlich träumen, so sehe ich es locker", erzählt sie ganz entspannt auf der Terrasse ihres Elternhauses in Lieser. Aber vielleicht liegt gerade darin ihre Chance. Den Druck haben andere Regionen - beispielsweise die Pfalz, die seit 14 Jahren auf eine Deutsche Weinkönigin wartet. Nebenan liegt der bereits abgeerntete Hauswingert, auf der anderen Seite des Tales wartet der Riesling auf die Ernte. Nicole Kochan trägt dem Rechnung. Ihre Pläne, ein Geographiestudium aufzunehmen, hat sie erst einmal ad acta gelegt. Die gelernte Reiseverkehrskauffrau möchte stattdessen - geprägt durch das Jahr als Gebietsweinkönigin - dem Wein treu bleiben. "Am liebsten als Weinkönigin ohne Krone", sagt sie. Ihr Traum: Repräsentantin für ein Weingut, eine Kellerei oder Genossenschaft. Doch erst einmal gilt ihre Konzentration dem 7. Oktober, dem Tag, an dem sie und die anderen zwölf Kandidatinnen (eine aus jedem Anbaugebiet) zur Krone streben. Bei der Befragung durch die Fachjury wird sie allein sein. Beim abendlichen Auftritt vor laufenden Kameras (der SWR überträgt live) wird sie, wie die anderen Kandidatinnen auch, über eine große Fangemeinde verfügen. Rund 80 Verwandte und Freunde wollen Nicole Kochan unterstützen. Für den Großteil hat sie einen Bus gechartert, der Rest fährt mit dem eigenen Auto. Nervös wird sie an diesem Tag sein - zumindest am Anfang der Fachbefragung am Nachmittag und zu Beginn der Fernsehsendung. Doch es bleibt der Vorteil, nichts verlieren zu können. Auftritt mit einem "außergewöhnlichen Kleid"

"Alle 13 Kandidatinnen haben es verdient. Auch das Glück wird entscheiden", sagt sie. Beispielsweise das Glück, SWR3-Comedy-Star Andreas Müller Paroli bieten zu können. Der Stimmenparodist wird wieder in die Rolle von Prominenten schlüpfen und den jungen Frauen Gelegenheit geben, Geistesgegenwart und Originalität unter Beweis zu stellen. Was hat ihr das Jahr als Gebietsweinkönigin gebracht? "Viele Leute sagen, dass ich mich verändert habe und selbstbewusster geworden bin", antwortet die 23-Jährige. In der Eigeneinschätzung sieht sie einen Gewinn an Selbstständigkeit. Darüber hinaus sei ihr Bezug zum Wein viel stärker geworden. Vater Aribert bekräftigt die Aussagen. "Sie kann den Leuten etwas vermitteln", sagt er. Von daher wäre die Krönung zur Deutschen Weinkönigin ein "krönender Abschluss", den die ganze Region begeistert aufnehmen würde. Im Vorfeld dieser Veranstaltung sorgt auch immer die Kleiderfrage für Spannung. Und da ist Modedesignerin Margret Eiden-Götten gefragt. Viel verrät Nicole Kochan noch nicht. Nur so viel: "Es ist ein außergewöhnliches Kleid."

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