Mit Petra auf der Piste

TRITTENHEIM. In die Amtszeit der Deutschen Weinkönigin fallen circa 250 Termine. Eine Veranstaltung auf der Zugspitze dürfte für Petra Zimmermann zu den Höhepunkten gehören. Der TV war mit dabei.

Nur gut, dass viele Leute samstags länger schlafen. Ansonsten würden sich manche von ihnen an diesem Juni-Tag vielsagend mit dem Zeigefinger an die Stirn tippen. Mitten im Dorf, vor dem Weingut von Gerhard Eifel, tragen erwachsene Leute Skier, Stöcke und Skischuhe in einen Bus. Doch damit nicht genug. Mehrere fast mannshohe Riesling-Reben finden dort ebenfalls Platz. Und zu allerletzt kommt noch kartonweise Wein dazu. Wenige Minuten später ist der Bus unterwegs gen Süden - in Richtung Zugspitze, der höchsten Erhebung Deutschlands. Dort oben, in fast 3000 Metern Höhe, soll am folgenden Tag der erste Riesling-Slalom stattfinden. Zu solch einer Veranstaltung werden nun einmal Skier, Reben und Wein benötigt. Wer steckt hinter diesem Treiben? Gerhard Eifel natürlich. Der sorgt seit einigen Jahren mit seiner Riesling-Weltreise für Aufmerksamkeit. Paris, Rom, Kapstadt standen schon auf dem Programm, vor einigen Wochen machten die Weinfreunde in Moskau und Leningrad Station. Die Reise auf die Zugspitze gehört nicht in diese Abfolge. Gerhard Eifel sieht sie aber als Zwischenstopp. "Es ist ein kleines Wunder passiert. Es findet etwas statt, was eigentlich gar nicht geht", sagt er. In der Tat: Reben auf der Zugspitze sind vergleichbar mit Eiszapfen in der Sahara. "Nur Verrückte können so was machen. Herzlich willkommen im Club der Verrückten", ruft Eifel den etwa 30 Gleichgesinnten im Bus zu. Als Eifel gemeinsam mit Organisator Jörg Scharff aus Speicher die Reise in Angriff genommen hatte, war nur eine kulinarische Weinprobe auf der Zugspitze geplant. Motto: Top on the Top. Top-Weine auf Deutschlands höchstem Berg. Schicksalhafte Begegnung beim Feuerwehrfest

Doch dann kommt es in Newel (Verbandsgemeinde Trier-Land) zu einer für diese Reise schicksalhaften Begegnung. Gerhard Eifel trifft beim Feuerwehrfest die Deutsche Weinkönigin Petra Zimmermann, die dort als Losfee fungiert. Eifel fragt sie, ob sie nicht Interesse hat, an der Tour auf die Zugspitze teilzunehmen. Danach glühen die Drähte. Das Deutsche Weininstitut, für die einjährige Amtszeit der Arbeitgeber von Petra Zimmermann, gibt seine Zustimmung. "Weil es eine hochkarätige Veranstaltung ist", sagt die Weinkönigin. Schnell reift dann der Plan, auf der Zugspitze einen "Riesling-Slalom" auszutragen. Um den überregionalen Charakter hervorzuheben, wird er von Jungwinzern von der Mosel und aus Rheinhessen organisiert. Anne Eifel von den "Trittenheimer Apothekern" und Alexander Lörsch (Leiwener Jungwinzer) tun sich mit Christian Spohr und Stefan Sander zusammen. Die beiden gehören der Gruppe "message in a bottle" an. Alle vier sind begeisterte Skifahrer beziehungsweise Snowboarder. Damit haben sie Petra Zimmermann etwas voraus. Die 20-Jährige aus Temmels (Obermosel) hat noch nie in ihrem Leben auf Skiern gestanden. Doch sie ist frohen Mutes, als sie spätabends im Hotel in Garmisch-Partenkirchen ankommt und dort auf die fröhliche Gruppe von der Mosel und aus Rheinhessen trifft. Die hatte auf der Hinfahrt bei einem Besuch auf Schloss Neuschwanstein bereits eine bayrische Sehenswürdigkeit kennen gelernt. Petra Zimmermann rauscht mit ihrem schicken Cabrio von München an. Dort hat sie den deutschen Wein bei der Veranstaltung "Weinwelt" im Olympiastadion repräsentiert. Für eine der Weinproben sei dort eine Tribüne mit Reben ausgestattet worden, um den Teilnehmern einen Eindruck vom Weinbau zu geben, erzählt sie. Das Innere eines Stadions ist sicher ein ebenso ungewöhnlicher Ort für Reben, wie ein Berg, auf dem auch im Sommer Schnee liegt. Damit kommt Petra Zimmermann von einer außergewöhnlichen Veranstaltung gleich zur nächsten. Am folgenden Tag besteigen die Jungwinzer und Petra Zimmermann um 8 Uhr die erste Gondel der Eibsee-Seilbahn. Oben angekommen, flaggen sie mit den Reben den Parcours aus. Anne Eifel macht die Weinmajestät in einem Schnellkurs mit den Grundzügen des Skifahrens bekannt. Sektempfang unterm Gipfelkreuz

Gut zwei Stunden später stößt der Rest der Gruppe dazu. Auf der Panorama-Terrasse gleich unterm Gipfelkreuz lädt Petra Zimmermann zum Sektempfang - bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und dichten Wolken, die leider keinerlei Aussicht auf die Alpengipfel zulassen. Mit der Gondel geht es dann ins 300 Meter tiefer gelegene Skizentrum. Unter dem Jubel der Zuschauer absolvieren Gerhard Eifel, die Jungwinzer und Petra Zimmermann den Slalom zwischen den Rebstöcken. Petra Zimmermann stürzt. Die Regie will es so. "Würden Sie so etwas trotzdem noch einmal machen?", wird sie gefragt. "Für deutschen Riesling jederzeit", antwortet die Weinkönigin. Anne Eifel wird zur Siegerin ausgerufen, Petra Zimmermann öffnet eine Magnumflasche Sekt und verspritzt sie in bester Formel-Eins--Sieger-Manier. Die "Günzacher Alphornbläser", sechs gestandene Mannsbilder, die sich zufällig auf dem Berg befinden, blasen den Siegertusch und in der wenige Meter entfernten Kapelle läuten die Glocken. Fehlt nur noch, dass der "Engel Aloysius" vom Himmel herabsteigt und ruft: "Euer Manna könnt ihr selbst saufen, auch Bier mag ich nicht mehr, ich trinke nur noch deutschen Riesling." Für Petra Zimmermann bringt der erste Kontakt mit den Skibrettern eine ganz neue Erfahrung mit sich. "Das könnte ich jetzt den ganzen Tag machen", sagt sie. Im Juli hat sie Urlaub, dann möchte sie das neue Hobby auf der Zugspitze richtig genießen, verkündet sie. Für sie und die anderen Teilnehmer ist der Tag aber noch nicht beendet. Im Panorama-Restaurant auf dem Gipfel wartet ein Mehrgang-Menue nebst exzellenten Weinen des Bernkasteler Rings und der Jungwinzer. Einige der Weine kennen die Teilnehmer bereits. Hier oben schmecken sie noch besser. "Je dünner die Luft, desto eleganter der Wein", erklärt Winzer Andreas Schmitges. Ganz zum Schluss sind die Gäste noch Zeuge einer weiteren Premiere. Die Firma "delmod" präsentiert die neueste Herbst- und Wintermode: Kleidung, die außer den Händlern noch niemand gesehen hat. Die Firma will, so Hendrik Wegeris, der für Marketing zuständig ist, auch bei ihren großen Präsentationen die Verbindung mit Wein hervorheben: deshalb der Probelauf an exponierter Stelle. Auch Petra Zimmermann zeigt sich einmal auf dem Laufsteg. Auch dort macht sie eine so gute Figur, dass die Firma sie gleich verpflichten will. "Ein Traum ist in Erfüllung gegangen", sagt Gerhard Eifel. Er hofft, dass der Riesling-Slalom zum festen Bestandteil im Jahresprogramm der jeweiligen Weinkönigin und von engagierten Jungwinzern wird. "Das kann Kreise ziehen", glaubt auch Petra Zimmermann.

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