Mit Wasserkraft und Transmission

PIESPORT. Zwar nicht am Bach, dafür aber am selbst angelegten Gartenteich klappert die Miniaturmühle von Oskar Esseln. Für technische Ausstattung und Detail-Arbeiten hat der Forstwirt, der heute seinen 60. Geburtstag feiert, etliche Stunden investiert.

Im Piesporter Pützbungert herrscht seit einigen Tagen ein ständiges Kommen und Gehen. Das stets gleiche Ziel der zahllosen Besichtigungsgänge ist der Garten von Familie Esseln. Denn dort hat Hausherr Oskar seine Miniaturmühle stehen, die per Wasserkraft nicht nur ihr Mühlrad, sondern gleich ihre eigene Melodie in Bewegung setzt. Und das nicht etwa per Band.Knifflige Konstruktion

"Es ist die einzige Mühle in Deutschland, die ihr eigenes Lied spielt", betont Esseln. Und sie spiele "wahrhaftig mit Wasserkraft" - und nicht etwa per Band. Mit der technisch ausgereiften und liebevoll aus Stein gemauerten Mühle hat der Tüftler eine im Winter angekündigte Idee erfolgreich in die Tat umgesetzt. Was ihn allerdings etliche Stunden Kopfzerbrechen kostete. Denn ganz so schnell war der Weg von der Idee bis zur Ausführung dann doch nicht geschafft. So ist eines der Geheimnisse der Mühle eine kegelförmige, selbst gedrehte Spindel mit Rillen. Dank dieser ist Esseln, die Transmission mit fünf Keilriemenscheiben, einem Eigen-Konstrukt zur Kraftübertragung, gelungen. Das übrige regelt die Wasserkraft - ganz wie es sich für eine Mühle gehört. "Wenn die Holz-Schneider mir ein bisschen faul vorkommen, stell ich einfach einen Keilriemen höher", erklärt Esseln. Führt es vor - und schon kommen die kleinen Blechmänner, die ein pfiffiges Detail der Übertragung ausmachen, ihrem Tagwerk sehr viel rascher nach. Das A und O der Melodie ist die rechte Anschlaggeschwindigkeit der einzelnen Töne. Für diese hat der Forstwirt im Vorruhestand an einer Druckwalze aus altem Eichenholz 17 Stifte eingeschlagen, die je nach Anordnung mal so - oder eben anders - klappern. Eigentlich hätten es für "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach" mehr Töne, sprich Stifte, sein müssen. Doch dann hätte die Walze einen stärkeren Durchmesser haben müssen, was einfach nicht möglich war. Ganz schön knifflig war auch die Konstruktion des Mühlenrads, das mit einem Umfang von 78,5 Zentimetern 31 Umdrehungen in der Minute macht. Folglich, so Esseln, 1860 in der Stunde, was einer Länge von 14,6 Kilometer entspräche. "Das muss genau ausgewuchtet sein", erklärt er dazu und verweist dabei auf die selbst gedrechselten Radteile, die Brücke und das Geländer. 450 bis 500 Stunden hat der Piesporter schätzungsweise in die Realisierung seiner gewichtigen, rund 400 Kilo schweren, Idee gesteckt. Und dabei nicht nur Technikverstand, sondern vor allem viel Liebe zum Detail bewiesen. Sei es nun bei der Herstellung der Mühlenschaufeln aus Kupferrohr oder dem hölzernen Mühlenrad mit Aluverblendung. "Man muss viel Geduld - und Lust und Liebe - aufbringen", verrät Esseln. Geld benötigte er dagegen weniger. Einzige Ausgaben waren das Blechspielzeug vom Flohmark und die Figuren. Ob die Mühle ihm heute ein Geburtstagsständchen bringt? Esseln wird nämlich 60 Jahre alt.

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