Mit Wochenend-Ticket zu Grass und Grimm

WITTLICH. (red) Er fährt gern Zug, und er liebt die Literatur. An beidem hat er seine Schüler teilnehmen lassen. Hermann Hillebrand, Oberstudienrat am Cusanus-Gymnasium Wittlich, ist zum 20. und letzten Mal mit dem Wochenendticket der Deutschen Bahn auf "Literatour" gegangen.

Jede Fahrt hat am Samstagmorgen um 5.35 Uhr am Hauptbahnhof Wittlich begonnen und an oft entfernte Ziele geführt, nach Basel oder Berlin, nach Wetzlar oder Weimar, zu Böll nach Köln, zur Droste nach Meersburg, zu E.T.A. Hoffmann nach Bamberg oder zuletzt zu Georg Christian Lichtenberg, Grass und den Brüdern Grimm nach Göttingen. Bei jedem Reiseanfang haben die Schüler Texte in Empfang genommen, die sie während der Fahrt gelesen, gelernt und an denkwürdigen Orten aufgesagt haben: Eichendorff auf dem Philosophenweg in Heidelberg, Boris Pasternak am Denkmal in Marburg. Selbst beim häufigen Umsteigen hat man die Wartezeit bis zum nächsten Regionalzug genutzt: ein Kurzbesuch im Bauhaus in Dessau auf dem Weg nach Berlin, ein Blick ins bahnhofnahe Mathematikmuseum in Gießen haben das literarische Programm ergänzt. Zuletzt in Göttingen gab es einen langen literarischen Spaziergang durch eine Stadt, in der es von Verweisen auf Nobelpreisträger wimmelt. Kirchenmusik und ein Besuch im "Jungen Theater", Karzerbesichtigung und Promotionsaula in der Universität, Ethnologisches Museum und ein Gang durch den Botanischen Garten - das alles passte in die zwei randvollen Tage. Erschöpft aber glücklich bedankten sich die 15 Schülerinnen und Schüler am Sonntag auf dem nächtlichen Hauptbahnhof Wittlich bei ihrem Reiseleiter mit einem großen Göttinger Baumkuchen dafür, dass er sie die Bildungs-Reisen gelehrt hat. Nach Hillebrands Ausscheiden aus dem aktiven Schuldienst im Januar 2005 sollen die "Literatouren" als "Kultouren" am Cusanus-Gymnasium fortgesetzt werden.

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