Mit dem Baumlift an die Spitze

EISENSCHMITT. Mit dem Fahrstuhl in die Baumwipfel. Bei der Forstverwaltung von Berghes in den Wäldern an der Salm ist dies seit September tägliches Geschäft. Schmuckreisig für Weihnachten wird mit Hilfe des Baumlifts geerntet.

Ein Lift im Wald? So etwas gibt es tatsächlich. In den Wäldern an der Salm oberhalb von Eisenschmitt hat der Baumlift derzeit Hochkonjunktur. Denn Europa erstrahlt im Glanz von Advents- und Weihnachtsschmuck aus Eifelwäldern. Geschäftstraßen, öffentliche Plätze und Privatwohnungen werden in weiten Teilen des Kontinents mit Tannengirlanden und -zweigen weihnachtlich geschmückt. Nachfrage nach Grünabdeckungen steigt

Zumindest ein kleiner Teil des Schmuckreisigs stammt aus unserer Region. Spätestens seit den Orkanschäden des Jahres 1990, der die Holzpreise drückte, leben viele Waldbesitzer nicht mehr nur vom Ertrag des Holzeinschlags. Private wie staatliche Forstverwaltungen nutzen den Trend und die Nachfrage nach Grünabdeckungen für Grabschmuck zu Allerheiligen ebenso wie für Weihnachtsdekorationen. Für die private Forstverwaltung von Berghes in Eisenschmitt (Kreis Bernkastel-Wittlich) ist Schnittgrün sowie Schmuckreisig mittlerweile zum Kerngeschäft geworden. Begehrt sind nicht nur edle Tannenzweige der bekannten Sorte "Nobilis", im Volksmund Blautanne genannt. Mehrere hundert Tonnen Schmuckreisig werden jährlich von September bis in den Dezember hinein geschnitten. Kunden sind Großhändler, Selbstverarbeiter, Gärtner und Floristen in der Region Eifel-Mosel-Hunsrück. Aber auch Exporte nach Österreich und in die Schweiz gehören dazu. Förster und Betriebsleiter Uwe Rutzen: "Es ist uns wichtig, auf die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden einzugehen. Erfolg unserer Bemühungen: Bis Ende Juli sind 80 bis 90 Prozent der zu erwartenden Ernte per Vorbestellung verkauft." Die Kunden holen in aller Regel das georderte Schmuckreisig in Eisenschmitt ab. Neu bei der Forstverwaltung von Berghes ist die Erntemethode. Seit diesem Jahr wird ein Baumlift eingesetzt. Klingt nach Fahrstuhl. Ist es auch, und doch nicht. Der Baumlift auf Basis eines Raupenfahrzeuges mit hydraulischem Teleskoparm und Arbeitskorb kann bis in 23 Meter Höhe ausgefahren werden. Zwei Mitarbeiter schneiden die Äste mit einer Baumschere ab. Diese fallen auf den Waldboden und werden dort gesammelt, gewogen und gebündelt. Ungefähr drei bis fünf Minuten dauert die Arbeit an einem Baum. Mehrere Bäume in einem Arbeitsgang

Natürlich werden nicht alle Äste geschnitten. Der Baum soll ja weiterleben. Immer wieder wird der Lift Meter um Meter höher gesteuert. Oder aber zur Seite. Auch das ist möglich, bis zu 20 Meter seitwärts. So können in einem Arbeitsgang mehrere Bäume geschnitten werden. Von der Hebebühne aus wird das Raupenunterfahrzeug bedient. Als so genannter Selbstfahrer wird der Baumlift alle 25 bis 30 Meter in den Rückegassen vorwärts bewegt. Über den Zukunftsmarkt Schmuckreisig ist Förster Rutzen sicher: "In den nächsten Jahren werden neben der Nobilis sehr viele Koniferen in der Vermarktung eine Rolle spielen." Mit einem Schmunzeln ergänzt er: "Durch das Geschäft mit Schmuckreisig haben wir im Wald mittlerweile das ganze Jahr Vorbereitung auf Allerheiligen und Weihnachten."

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