Mit dem Rolli auf die Burg Landshut in Bernkastel-Kues

Bernkastel-Kues · Frank Schäfer vom Beirat für Menschen mit Behinderungen im Kreis Bernkastel-Wittlich hat das neu renovierte Ausflugsziel in Bernkastel-Kues besucht. Sein Eindruck: Vieles ist gelungen, manches ließe sich aber noch besser machen.

 Endlich die tolle Aussicht ins Moseltal genießen: Das funktioniert nun auch mit dem Rollstuhl. TV-Fotos (4): Hans-Peter Linz

Endlich die tolle Aussicht ins Moseltal genießen: Das funktioniert nun auch mit dem Rollstuhl. TV-Fotos (4): Hans-Peter Linz

Foto: (m_mo )
Mit dem Rolli auf die Burg Landshut in Bernkastel-Kues
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 Nicht ganz zufrieden ist Frank Schäfer vom Behindertenbeirat mit der Beschilderung und den Bodenbelägen, die nicht immer rollstuhlfahrergerecht sind. Fahrstuhl und die Gestaltung des Restaurants hingegen findet Schäfer optimal.

Nicht ganz zufrieden ist Frank Schäfer vom Behindertenbeirat mit der Beschilderung und den Bodenbelägen, die nicht immer rollstuhlfahrergerecht sind. Fahrstuhl und die Gestaltung des Restaurants hingegen findet Schäfer optimal.

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Mit dem Rolli auf die Burg Landshut in Bernkastel-Kues
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Erstmals ist die Burg Landshut auch barrierefrei erreichbar. Das Wahrzeichen von Bernkastel-Kues wurde mit 2,5 Millionen Euro in den vergangenen Jahren aufwendig renoviert und restauriert. Nach mehr als zwei Jahren hat die Burg vor wenigen Wochen wieder eröffnet. Die Stadt Bernkastel-Kues ist Eigentümer des Gebäudes. Das im Innenhof neu eingerichtete Restaurant ist verpachtet. Besonders beeindruckend ist das Panoramafenster, das einen weiten Blick über einen rund 30 Kilometer weiten Mosel-Abschnitt von Mülheim bis zum Hochmoselübergang bietet.

Die Burg gilt nun als weitestgehend barrierefrei. Frank Schäfer ist stellvertretender Vorsitzender des Behindertenbeirates und bekennender Burgfan. "Ich habe mich immer für die Geschichte der Burg interessiert," sagt er. Bei vorangegangenen Besuchen hätten Freunde ihn zur Burg tragen müssen, denn der ehemalige Radsportler ist seit einem Unfall auf einen Rollstuhl angewiesen. Beim TV-Besuch auf der Burg testet Schäfer die Burg auf ihre Barrierefreiheit. Mit seinem rollstuhlfahrergerecht umgebauten VW macht er sich auf den Weg.

Beim Vorbeifahren am gelben Landshut-Express, dem Touristen-Bus, sagt er: "Der Weg von der Haltestelle des Landshut-Express zur Burg ist nicht barrierefrei. Die Touristen müssen gleich eine steile Steigung hochgehen." An der Burg angekommen, stehen aber zwei reservierte Parkplätze für Menschen mit Behinderung zur Verfügung. Sie sind wesentlich näher am Bau als der Halteplatz für den Landshut-Express. "Barrierefrei ist mehr als nur Treppen wegnehmen. Es geht auch darum, es Sehbehinderten, Hörbehinderten oder kognitiv Beeinträchtigten einfacher zu machen."

Zwar vermisst Schäfer noch eine Markierung der Behindertenparkplätze, er hebt aber hervor, dass Rollstuhlfahrer durch die Nähe zur Burg keinen extremen Höhenunterschied überwinden müssen, im Gegensatz zu den Besuchern, die mit dem Bus gekommen sind.

Aber da stellt sich schon eine weitere Schwierigkeit ein: "Die Oberfläche des Wegs zu den römischen Funden besteht aus Splitt. Das ist sehr rutschig. Jemand mit einem Elektro-Rollstuhl hätte Probleme, denn darauf drehen die Räder durch", sagt Schäfer. Er dreht kräftig an den Rädern seines Rollstuhls und kommt auf dem Splittboden bis zu einem ersten Aussichtspunkt. Zum Innenhof und zum Restaurant der Burg geht es vom Parkplatz aus mit einem behindertengerecht gebauten Fahrstuhl. "Das ist eine gute Lösung, denn ohne Fahrstuhl wäre hier Schluss für Rollstuhlfahrer," bemerkt Schäfer.

Auf dieser Ebene befindet sich auch der Beginn des Rundgangs um die Burg, der mit Informationstafeln ausgestattet ist. "Die Infotafeln sind eigentlich eine gute Idee, aber die Schrift ist für sehbehinderte sehr klein, auch der Kontrast der Schriftfarbe zum Hintergrund ist zu schwach. Noch kleiner ist die Schrift der englischen Übersetzung. Das könnte man sehr leicht ändern", findet Schäfer.

Der Rundweg, auf den sich Schäfer gefreut hat, endet allerdings für Rollstuhlfahrer in einer Sackgasse, denn von dort geht es über eine Treppe weiter. Er muss deshalb umkehren und fährt auf die Südseite der Burg wieder zurück. "Die Bodenbeläge wechseln von Asphalt zu Pflastersteinen. Das ist für Rollstuhlfahrer schwierig, ich kann aber verstehen, dass man bei so einem historischen Gebäude Kompromisse machen muss", sagt Schäfer.

Außerdem stört ihn ein Steinklotz, der etwa 30 Zentimeter in der Mitte des Weges aus dem Boden ragt. Das sei für Sehbehinderte ein Gefahrenpunkt. Im Burginnenhof und auch im Restaurant sind Höhenunterschiede mit Stufen, aber auch mit kleinen integrierten Rampen angeglichen. So kann Schäfer mit dem Rollstuhl auch bis an das beliebte Panoramafenster heranfahren. "Das hat der Architekt sehr gut gemacht. Solche Lösungen sind für mich gelebte Inklusion", freut sich der Informatiker, der an der Hochschule der Polizei am Hahn arbeitet. Mit den integrierten Rampen, die die zwei Ebenen im Restaurant und auch die unterschiedlichen Ebenen im Burginnenhof miteinander verbinden, habe der Architekt eine super Arbeit gemacht.

Selbst auf die Bühne des Innenhofes, wo mittlerweile auch Konzerte und Theateraufführungen stattfinden, kommt Schäfer problemlos. "Wenn ich an früher denke, dann ist das schon eine eindeutige Verbesserung. Auch beeinträchtigte Menschen haben jetzt die Möglichkeit, die Burg Landshut zu erleben. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass auch die Freiterrasse über dem Restaurant zugänglich wäre, sodass wirklich jeder die wunderbare Aussicht auch von oben im Freien genießen kann. Das ist für mich ein großer Mangel." Die Idee, einen weiteren Fahrstuhl bis zur Freiterrasse zu bauen, wurde bei der Projektierung verworfen, da die zusätzlichen Kosten, die auf bis zu 300 000 Euro geschätzt wurden, nicht mehr finanzierbar gewesen wären.

"Was noch eingerichtet werden könnte, wäre auch ein Sehbehindertenleitsystem", sagt der stellvertretende Vorsitzende des Behindertenbeirats. Schäfer betont, dass Barrierefreiheit auch für nicht behinderte Menschen ein Stück Lebensqualität sei: "Denken Sie nur an ältere Menschen mit Rollator oder an Mütter und Väter mit Kinderwagen - auch für diese Menschen wird das Leben dadurch etwas leichter."

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