"Mit der Frau, nicht gegen sie"

WITTLICH/DAUN. (ako) Seit vier Jahren gibt es für schwangere Frauen als Anlaufstellen bei Konflikten und für Beratung entsprechende Stellen des evangelischen Kirchenkreises Trier. Von den Stationen in Daun, Wittlich, Thalfang, Hermeskeil und Trier aus sind bei Bedarf auch Hausbesuche möglich.

Sehr freundlich und unterstützend geht es zu, wenn Josefine Engeln oder Christa Meyer ihrem Beruf nachgehen. Die ausgebildeten Sozialpädagoginnen sind - gemeinsam mit drei weiteren Fachkräften auf Teilzeitbasis - für das Diakonische Werk in Sachen Schwangeren- und Schwangerenkonfliktberatung tätig. Ihr gelebtes Credo: "Mit der Frau, nicht gegen sie!" Denn es gehe allein darum, möglichst effektive Hilfestellung zu leisten, und nicht darum, die Frauen gegen ihre Überzeugung oder gegen ihr Können zu einer bestimmten, von der Kirche gewollten Handlung zu bewegen. Sie helfen den Schwangeren auf ihrem Weg, eine stimmige Entscheidung zu treffen, unabhängig von deren Konfessionszugehörigkeit oder Nationalität. Sehr junge Mädchen suchen verstärkt Hilfe

"Für einen legalen Schwangerschaftsabbruch brauchen die Frauen den Nachweis einer professionellen Beratung. Die meisten kommen über die Gynäkologen zu uns", schildern die beiden den Alltag ihrer Beratungsstellen. In Wittlich kamen im vergangenen Jahr rund 130 Ratsuchende, in Daun etwa 80 - Tendenz überall steigend. Vor allem sehr junge Teenager geraten vermehrt in die Situation einer ungeplanten Schwangerschaft. "Diese Mädchen sind zwar aufgeklärt, was die körperliche Seite angeht", erzählt Josefine Engeln, "aber oft setzen sie dem emotionalen Druck, der von ihrem Partner ausgeht, nichts entgegen und reden nicht darüber, dass sie vielleicht empfängnisbereit sind." Christa Meyer bestätigt: "Die Medien bauen eine Art Halbwissen auf. Sex ist da allgemein schon sehr früh präsent, ohne den Jugendlichen jedoch die entsprechende Kompetenz zu geben." Es sei überwiegend ein reines Kommunikationsproblem. Mit sexualpädagogischen und nach Geschlecht getrennten Unterrichtseinheiten an Schulen arbeiten die Expertinnen der Schwangerenberatung gezielt gegen diese Unsicherheiten an. Vor allem in Daun trifft die dortige Beraterin Josefine Engeln auch auf ältere Schwangere, die eigentlich ihre Familienphase für abgeschlossen hielten, deren Partnerschaft nicht mehr stabil ist oder die durch Umzug, Berufswechsel oder andere Umbrüche ein weiteres Kind nicht mehr selbstverständlich in ihr Leben integrieren können. Eine mögliche Freigabe zur Adoption ist jedoch nirgendwo ein bedeutsames Thema, "da ist womöglich die Angst vor einer Stigmatisierung als Rabenmutter zu groß". Was auch immer der Grund für die Beratung ist, die Pädagoginnen sind um eines bemüht: "Wir wollen die Frauen dort abholen, wo sie emotional sind. Sie brauchen nicht zu befürchten, auf moralisierende Vorwürfe zu treffen." Es sei für keine Betroffene ein leichter Schritt, und die Beraterinnen - auch wenn sie nur ein oder zwei Mal aufgesucht werden - erhalten tiefe Einblicke in das private Leben ihrer Klientinnen. Bisweilen ist es angebracht, auf weiterführende therapeutische Hilfestellung zu verweisen, manchmal jedoch ist alles sehr viel einfacher, und es dreht sich "nur" um Rat und Tat bei der Suche nach finanzieller Unterstützung oder nach Kinderbetreuungsangeboten. Die Büros und Öffnungszeiten der Beratungsstellen sind telefonisch oder per E-Mail erfragbar. Daun: 06592/983867, Ev.SchwangerenberatungDaun@t-online.de; Wittlich: 06571/145300, Ev.SchwangerenberatungWittlich@t-online.de; Thalfang: 06504/721, Ev.SchwangerenberatungThalfang@t-online.de. In Thalfang kann man sich auch für eine Beratung in der DRK-Rettungswache in Hermeskeil anmelden. Von Montag bis Freitag (9 Uhr bis 12 Uhr) und nach Vereinbarung ist die Trierer Beratungsstelle in der Theobaldstraße 10 besetzt (Telefon 0651/2090053, Schwangerenberatung@evangelische-kirche-trier.de).

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