Mit gespitzten Ohren

Früh aus den Federn gestiegen sind die 35 Teilnehmer der vogelkundlichen Wanderung, die von der Enkircher Ortsgruppe im Hunsrückverein unter Leitung des Diplom-Biologen und Ornithologen Heinrich Weitz angeboten wurde. Um 7 Uhr ging es mit gespitzten Ohren hinauf in die Weinberge bei Enkirch.

 Der Biologe und Ornithologe Heinrich Weitz erläutert den Teilnehmern der Wanderung Wissenswertes über die Vogelwelt des Moseldorfes. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Der Biologe und Ornithologe Heinrich Weitz erläutert den Teilnehmern der Wanderung Wissenswertes über die Vogelwelt des Moseldorfes. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Enkirch. "Morgens sind die Vögel am aktivsten", erläutert Weitz und berichtet, dass es 9600 Arten auf der Welt gibt, 450 in Deutschland und 120 in und um Enkirch. Rund 30 gefiederte Gesellen präsentieren sich im Verlauf der dreistündigen Tour mit Rufen und Gesängen, im Flug, Nest oder wie der Bluthänfling, auf einem Weinbergspfahl sitzend. In aufgelassenen Parzellen fühlt sich die Dorngrasmücke wohl, und der Fachmann sensibilisiert die ungeschulten Ohren für ihren charakteristischen Gesang. Immer wieder halten die Teilnehmer inne und zücken ihre Ferngläser: In Kövenig brütet ein Höckerschwan, Graureiher, die sich bis zu zehn Kilometer von ihrem Nest entfernen, sitzen auf einem Baum, der Kormoran trocknet sein Gefieder im Wipfel. Hoch in den Wingerten und gut getarnt hat die Zipp ammer ihr Nest. Die Vogelmutter ist ausgeflogen und Heinrich Weitz zeigt den Gästen ihre vier Eier. Sonnige, felsige Abschnitte benötigt dieser Vogel, der an der Mittelmosel seine nördlichste Verbreitung gefunden hat. Der Mauersegler schaut aus hoher Warte auf die bergauf schnaufenden Menschen. Ihn hält es nur kurz an der Mosel, Anfang Mai kommt er, Ende Juli fliegt er wieder davon.Winziger Zaunkönig schmettert laut

Steil hinauf geht es den Ammenpfad, einstmals der kürzeste Weg für die Enkircher Hebamme nach Starkenburg, und oben wartet die Belohnung: Wärmende Sonne und freundliche Begrüßung durch die Gartengrasmücke, der Fitislaubsänger beeindruckt mit seiner abfallenden Tonfolge, und laut schmettert der winzige Zaunkönig. Die Mönchsgrasmücke stößt ihren Warnruf aus, das menschliche Geschnatter ist ihr vielleicht zu laut, und tief unten aus dem Tal meldet sich ein Hahn. Etwas wehmütig klingt der Gesang des Rotkehlchens, und forschen Schrittes nähert sich die Gruppe dem Rastplatz Rottenblick. "Die Enkircher tun was", merkt ein Gast aus Traben-Trarbach anerkennend an. Die Wege sind gut ausgeschildert, Bänke und Hütten laden ein zum Verweilen. Viele Fragen gibt es noch an den Fachmann, der seine Dissertation über die Heckenbraunelle und ihr polygames Liebesleben geschrieben hat.Extra Stunde der Gartenvögel: Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) möchte wissen, welche Gartenvögel wo leben. Dieses Wissen trägt dazu bei, die heimische Vogelwelt zu schützen, und jeder kann mitmachen. Unter allen Einsendern werden Preise verlost. Karl-Heinz Sülflow, Kreisvorsitzender des BUND, bittet darum, in der Zeit vom 9. bis 12. Mai zu vermerken, welche Vögel von einem Platz im Garten oder auf dem Balkon innerhalb einer Stunde beobachtet wurden. Bestimmungshilfen finden sich unter www.stunde-der-gartenvoegel.de, wo auch die Beobachtungen online registriert werden können. Am 10., 11. und 12. Mai werden die Daten unter der kostenlosen Rufnummer 0800-1157115 zwischen 10 und 18 Uhr auch direkt entgegengenommen. (GKB)

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