Mit weiblicher List

ENKIRCH. Auf eine Reise ins 14. Jahrhundert nahm Gisela Ochs ihre Zuhörer bei ihrem Vortrag in Enkirch. Sie erzählte die Geschichte einer mutigen Frau, die mit Intelligenz, List und weiblichem Charme einen der mächtigsten Machthaber bezwang.

Loretta von Salm wurde um 1300 geboren. 1314 heiratete sie Graf Heinrich II. von Sponheim, mit dem sie drei Kinder bekam. Da ihr Mann früh verstarb, wurde sie sehr jung Witwe und übernahm nach dem Tod ihres Schwiegervaters schließlich die Regentschaft im Namen ihrer noch unmündigen Söhne. Durch die wagemutige Gefangennahme des bedeutendsten Reichsfürsten ihrer Zeit, des Trierer Erzbischofs Balduin von Luxemburg, ging diese Kleinfürstin in die Geschichte ein. Erzbischof Balduin betrieb eine aggressive Expansionspolitik, und mit der Errichtung der Trutzburg im Sponheimer Einflussgebiet stellte er eine unmittelbare Bedrohung für Sponheim dar. Durch Lorettas weibliche List wurde Balduin in die Starkenburg gebracht, in der sie ihn 1328 gefangen hielt. Drohungen des Kaisers sowie der Kirchenbann des Papstes konnten die junge Gräfin zur Freilassung Balduins bewegen. Es wurde ein umfangreicher Sühnevertrag geschlossen und Balduin gegen ein angemessenes Lösegeld wieder auf freien Fuß gesetzt. Durch ihre Stärke, Durchsetzungskraft und vor allem durch ihre Risikobereitschaft konnte Loretta schließlich den Erzbischof Balduin zurückdrängen. Sie bewährte sich als kluge und tüchtige Regentin mit Sitz auf der Starkenburg und Enkirch, die seit 1125 der Stammsitz der Grafen von Sponheim für die "Hintere Grafschaft" darstellte. "Drunter gelegen und doch noch gewonnen!" So heißt es in manch neuerer Literatur, in der die Persönlichkeiten Balduins und Lorettas als eine Liebesbeziehung angesehen werden. Missverständnisse wie diese sind wahrscheinlich, so Gisela Ochs, dadurch entstanden, dass das Leben der Gräfin Loretta der Nachwelt zwar in diversen Dokumenten überliefert wurde, es jedoch nur teilweise rekonstruierbar ist, da zum Beispiel keine Biografien vorhanden sind.Pfalzgraf Friedrich führte Protestantismus ein

Ein weiterer weitverbreiteter Irrtum ist die Annahme, dass der Protestantismus in Enkirch, Starkenburg und Trarbach auf die Gräfin Loretta zurückzuführen ist. Fakt sei, dass der Pfalzgraf Friedrich erst 1557 mit der Durchführung der Reformation den Protestantismus in diese Gebiete eingeführt hat. Auch habe die Grevenburg gar nichts mit der Gräfin zu tun, da erstens nicht die Gräfin Loretta, sondern ihr Sohn Johann III., der von 1331 bis 1399 über die hintere Grafschaft gewaltet hatte, ihr Erbauer gewesen sein muss, und sie zweitens zu ihrer Zeit noch gar nichts von einer Burg über Trarbach gewusst hatte. So konnte der Ausdruck "Gräfinburg" in Anspielung auf die hervorragende Frau nur durch ein Missverständnis aufkommen. Der tiefgreifende Vortrag von Gisela Ochs wurde einerseits mit einem Loretta-Trunk des Heimat- und Verkehrsvereins Starkenburg, andererseits mit Spenden zur Unterhaltung der Heimatstuben belohnt.

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