Mitfühlen ja, mitleiden nein

Nach einem Jahr hat Anke Kompa-Lang, Leiterin des Weißen Rings im Kreis Bernkastel-Wittlich, genügend Mitarbeiter zusammen. Jetzt will der Verein verstärkt seine Aufgabe anpacken, Opfern zu helfen.

 Oftmals hilft es einfach, da zu sein und zuzuhören, so wie Anke Kompa-Lang (rechts) TV-Foto: Bianca Weber

Oftmals hilft es einfach, da zu sein und zuzuhören, so wie Anke Kompa-Lang (rechts) TV-Foto: Bianca Weber

Bernkastel-Wittlich. Gerlinde Meineckes (Name von der Redaktion geändert) Mann war krank und krankhaft eifersüchtig. Immer stärker kontrollierte er jeden ihrer Schritte. Am Ende versuchte er, sie zu erschlagen, doch sie konnte flüchten. Angst, Hilflosigkeit, aber auch Schuld quälten sie. Eine Bekannte empfahl ihr, Hilfe beim Weißen Ring zu suchen, der bundesweiten Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer. Anke Kompa-Lang, Leiterin der Außenstelle Bernkastel-Wittlich, traf Meinecke kurz nach der Tat. "Es war überwältigend, dass jemand da war", sagt Meinecke über die Hilfe. "Denn Freunde und Bekannte werden die Geschichte irgendwann leid." Außenstehende haben zudem einen anderen Blick auf das Geschehene. Kompa-Lang: "Ich habe ihr meine Sicht geschildert und gesagt, dass sie böse sein und auch Hassgefühle haben darf, auch wenn sie ihren Ehemann betreffen. Er war schließlich auch derjenige, der sie umbringen wollte." Angehörigen gegenüber verspüren Betroffene oft Scham, wenn sie so denken.Seit April 2007 gibt es die Außenstelle des Weißen Rings im Kreis Bernkastel-Wittlich, bundesweit gibt es 420 Stellen. 23 Opfer haben Anke Kompa-Lang und ihre mittlerweile vier Mitarbeiter im vergangenen Jahr betreut (der TV berichtete). Die meisten waren Opfer von Sexualstraftaten, 17 waren Frauen. Die Betroffenen finden auf verschiedenen Wegen zum Weißen Ring: "Die Polizei vermittelt uns Opfer, oder ich frage bei der Polizei nach, Freunde und Bekannte rufen an oder manches Opfer selbst", sagt Kompa-Lang. Das erste Jahr diente dazu, einen Mitarbeiterstamm aufzubauen. Auf zehn habe sie gehofft, jetzt seien es vier feste, sechs weitere Bewerber gebe es. "Ich bin quasi da, wo ich hinwollte", sagt Kompa-Lang. Jetzt wünscht sich die Außenstellenleiterin: "Viel zu tun zu haben. Jeder, der glaubt, Opfer zu sein, soll den Mut haben, anzurufen." Der Weiße Ring gibt menschlichen Beistand, begleitet Behördengänge oder Gerichtstermine, bietet aber auch finanzielle Hilfe. Kompa-Lang wünscht sich zudem mehr Mitglieder für den gemeinnützigen Verein. "Ohne Geld können wir nicht helfen", sagt sie und: "Ein mitgliederstarker Verein hat bessere Chancen, sich für Opfer auf Bundesebene zu engagieren." Der Weiße Ring setze sich beispielsweise für einen kostenlosen Opferanwalt ein. "Warum muss jemand, der unschuldig Opfer einer Straftat geworden ist, einen Anwalt bezahlen", fragt sie sich. Extra Der Weiße Ring stellt sich am verkaufsoffenen Sonntag, 18. Mai, in Wittlich vor. Anke Kompa-Lang und ihre Mitarbeiter werden einen Stand haben und über die Tätigkeiten der Hilfsorganisation für Kriminalitätsoper informieren. Informationen gibt es auch bei der Außenstelle Bernkastel-Wittlich, Telefon 06502/9969633, Fax 06502/991942 oder per E-Mail Ankelang@uni-bremen.de.

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