Musikalischer Glanz, der von innen strahlt

BERNKASTEL-WEHLEN. (til) Die Konzerte des Bernkasteler Kammerorchesters im Kloster Machern haben Tradition und ein treues Publikum, das den Konzertsaal regelmäßig fast vollständig füllt. Diesmal dürfte auch der Name Thomas Hammes - seines Zeichens Solotrompeter beim Sinfonieorchester des Südwestrundfunks Stuttgart - seine anziehende Wirkung nicht verfehlt haben.

Auf dem Programm standen die zweite Suite aus "Drottingholms Musiken" von dem weniger bekannten schwedischen Komponisten Johan Helmich Roman. Die "Linzer Sinfonie" von Wolfgang Amadeus Mozart und Josef Haydns Trompetenkonzert Es-Dur. Roman, der erste schwedische Komponist, dessen Musik "europäischen" Rang erreichte, begann seine Karriere als jugendlicher Violinvirtuose. Seine Gönnerin wurde die Prinzessin und spätere Königin Ulrica Eleonora, die ihm das Studium in London ermöglichte. In Schweden selbst ist er wegen seiner Reform der schwedischen Kirchenmusik berühmt. Seine Musik weist nur geringe schwedische Einflüsse auf. Bei dem Konzert im Kloster Machern geriet Haydns letztes Solokonzert, von Thomas Hammes mit meisterhafter Präzision und Akkuratesse interpretiert, zu einem veritablen Ereignis. Zu bemerken ist seine federnde Phrasierung, seine Geschmeidigkeit in den Läufen, den Intervallsprüngen und seine außerordentliche Legatokultur. Hammes' Spiel verbreitet jenen Glanz, der nicht funkelt und glitzert, sondern von innen strahlt. Haydn komponierte dieses Konzert 1796 für den Wiener Hoftrompeter Weidinger. Dieser hatte erst ein System von Klappen erfunden, mit dessen Hilfe man mit der Trompete sämtliche Zwischentöne spielen konnte."Vom Himmel hoch" zum Abschluss

An sich hatte das Instrument schon eine lange Historie. Trompeter genossen im Altertum und Mittelalter sogar ständische Vorrechte. Aber die Verhältnisse veränderten sich und auch die Ansprüche an Orchesterinstrumente. Das weicher klingende Clarino, das Bach noch gekannt hatte, war inzwischen "altmodisch". Markante Themen und brillante Triller und Läufe hat Haydn dazu komponiert. Als Zugabe bot Hammes noch zwei Sätze aus einer Sonate für Trompete und Orchester des Barockkomponisten Giuseppe Torelli. Den Geniestreich der "Linzer Sinfonie" C-Dur KV 425 - Mozart soll das Werk innerhalb weniger Tage komponiert haben - gingen der energische Dirigent und das gut aufgelegte Orchester mit Temperament und Akkuratesse an. Wolfgang Lichter betonte den festlich auftrumpfenden Charakter der Ecksätze. Im Andante spielten die Violinen die grazilen Figurationen mit nuancierter Differenziertheit, man lauschte fasziniert den aparten Anmerkungen der Holzbläser und Hörner. Anlage und Thematik ließen in der pathetischen Adagio-Einleitung die Beeinflussung Josef Haydns erkennen, ohne die spezifische Leidenschaft Mozarts zu verneinen. Drei der auf festlichen Glanz gestimmten Sätze folgen der Sonatenform, darunter das Poco Adagio im sechsachtel-Rhythmus. Das Menuett-Trio, von Violinen und Holzbläsern getragen, klingt wie ein Vorgeschmack auf Franz Schubert. Das Presto-Finale repräsentiert nach Art der Schlusssätze Haydns im prägnant rhythmisierten Zweiviertel-Takt. Besonders ästhetisch waren die Ecksätze. Den Abschluss bildete "Vom Himmel hoch." Das Publikum bedankte sich bei allen Mitwirkenden mit lang anhaltendem Applaus.

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