Nach neun Bränden bewegt sich was

Neun Mal innerhalb eines halben Jahres hat bei der Wallscheider Firma Meeth im Freien gelagertes Kunststoffmaterial gebrannt. Behörden und Kripo reagieren erst jetzt. Nächste Woche soll es einen Termin vor Ort geben.

 Ort des Geschehens: Hinter diesem Parkplatz an der L 64 lagert die Firma Meeth das Kunststoff-Material, das mehrfach brannte. TV-Foto: Marion Maier

Ort des Geschehens: Hinter diesem Parkplatz an der L 64 lagert die Firma Meeth das Kunststoff-Material, das mehrfach brannte. TV-Foto: Marion Maier

Wallscheid. Das kleine Wallscheid mit 350 Einwohnern verfügt über zwei Gewerbegebiete. Über die Arbeitsplätze dort freut sich sicherlich jeder. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Bei der 300 Mitarbeiter zählenden Firma Meeth am westlichen Ortseingang hat es laut Feuerwehr seit Oktober 2007 neun Mal gebrannt.Die Wehr, die jedes Mal anrückte, geht von Selbstentzündung aus. Gebrannt beziehungsweise geschwelt hat Recycling-Material aus Kunststoff, das die Fenster-Fabrik im Freien lagert. Die Wehrleute mussten teilweise mit Atemschutz vorgehen. Bürger berichten von schwarzen Qualmwolken, die über Wallscheid hinweggezogen sind — besonders beim größten und vorerst letzten Brand am 12. April. Dort sind laut Michael Weiler, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Manderscheid, offene Flammen aufgetreten.Es war dieser große Brand, der Wellen geschlagen hat. Zuvor hat sich keine öffentliche Stelle um die Geschehnisse bei Wallscheid gekümmert. Obwohl die Schutzpolizei bereits bei einigen Bränden vor dem 12. April involviert war, wurde die Kripo laut Kriminal-Hauptkommissar Hans-Werner Kohl erst nach dem großen Feuer informiert. Die Kripo ermittelt seitdem, ob sich das Unternehmen strafbar gemacht hat. Sie ist dabei auf die Fachbehörden angewiesen.Die Kreisverwaltung prüft derweil, ob Meeth gegen Baurecht oder das Immissionsschutzgesetz verstoßen hat. Auch ob das verbrannte Material gefährlich ist, wurde recherchiert. Dazu Pressesprecher Mike-D. Winter: "Die verarbeiteten Kunststoffe wie Polyethylen aus dem "Dualen System" setzen in der Regel bei der Verbrennung kaum Schadstoffe frei." Auch das Umweltbundesamt in Dessau sieht in den Luftverunreinigungen — sofern keine Beimischungen mit verbrannt wurden — nicht das Problem, weist jedoch auf mögliche Gefahren für das Grundwasser hin. Zudem könne der bei den Schwelbränden entstandene Ruß problematisch sein, wenn er mit Lebensmitteln, also im Umfeld angebauten Pflanzen, aufgenommen würde.Die Kreisverwaltung hat Kontakt zur Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz aufgenommen. In der kommenden Woche sollen diese Behörden zusammen mit der Kripo bei einem Ortstermin klären, ob alle erforderlichen Genehmigungen vorliegen und die Auflagen beachtet wurden. Der Geschäftführer der Firma Meeth befindet sich zurzeit im Ausland und war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Meinung Jede Menge schief gelaufen Neun Kunststoff-Brände in erinem halben Jahr bei einer Firma und erst nach dem letzten passiert etwas. Das ist mindestens bedenklich, wenn nicht gar skandalös. Hier ist eine Firma am Werk, der Sicherheit, Umweltbelastung und auch eine mögliche Gesundheitsgefährdung der Nachbarn egal zu sein scheint. Hinzu kommt, dass das Unternehmen offensichtlich eine ganze Weile schalten und walten konnte, wie es wollte, ohne dass Behörden oder Polizei eingeschritten wären. Das verursacht bei Bürgern verständlicherweise Angst und Frust. Was kann sich ein großer Arbeitgeber denn noch alles erlauben? Hier hat jegliche Kontrolle versagt. Egal, ob dies mit den mannigfachen Verflechtungen einer traditionsreichen Firma zusammenhängt, ob Drohungen der Firma, Arbeitsplätze abzubauen, gewirkt haben oder ob andere Gründe eine Rolle spielen: So etwas darf nicht passieren. Die Bürger haben ein Recht zu erfahren, was hier schief gelaufen ist. Behörden und Kripo haben die Pflicht, nun schnell zu handeln. m.maier@volksfreund.de

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