Nachbarschaftsstreit eskaliert im Treppenhaus

Bernkastel-Kues/Traben-Trarbach · Kleines Feuer - große Wirkung: Vor dem Schöffengericht in Bernkastel-Kues muss sich eine Frau verantworten. Sie soll in Traben-Trarbach vor der Wohnung des Mannes, der über ihr wohnt, Papier angezündet haben.

Bernkastel-Kues/Traben-Trarbach. Ein Fleck auf dem Boden vor einer Wohnungstür: Mehr Schaden hat im Mai 2013 ein Feuer in einem Mietshaus in Traben-Trarbach nicht angerichtet. Es hätte aber schlimmer ausgehen können, wenn der Mieter beim Gang auf die Toilette nicht den Brandgeruch im Treppenhaus wahrgenommen, die Tür aufgerissen und das brennende Papier mit den Füßen ausgetreten hätte. Den Brand vorsätzlich gelegt haben soll die unter ihm wohnende Frau. Sie soll ihr Ansinnen auch mit den Worten "Ich zünde dir die Bude an." artikuliert haben.
Wer die Frau vor den Schranken des Amtsgerichts Bernkastel-Kues sieht, glaubt nicht, dass sie die Tat begangen haben kann. Die 72-Jährige ist auf einen Rollator angewiesen.
Zum Brandzeitpunkt war sie das allerdings noch nicht. Ihr Gebrechen begann erst später. "Ich will nichts dazu sagen", erklärt sie, nachdem Richter Oliver Emmer sie auf ihre Rechte hingewiesen hat. Deshalb erzählt erst einmal der über ihr wohnende Nachbar, was aus einer Sicht an diesem Abend passiert ist. Seine Version deckt sich weitgehend mit der von Staatsanwältin Anne Wildfang vorgelesenen Anklage. Die verbale Drohung habe er nicht ernst genommen. "So etwas ist normal. Sie ist sehr aufbrausend", sagt er.
Das ist offenbar immer dann der Fall gewesen, wenn der 50-Jährige in seiner Wohnung unterwegs war. "Sie hat sich immer über den knackenden und knarrenden Fußboden aufgeregt", sagt er.
Vor allem nachts habe sie immer "Palaver gemacht". Verteidiger Andreas Bohner spricht in diesem Zusammenhang aber von "wechselseitigem Krach".
Die Geschichte spitzt sich zu. Der Zeuge spricht von täglichen Drohungen, von Müll und Gelben Säcken, die vor seiner Wohnungstür gelandet seien und von Glas, das die Frau nach ihm geworfen habe.
Die Angeklagte hört lange zu, doch dann sagt sie doch etwas - und immer mehr. Sie sei zwar auf der Treppe gewesen, habe den Brand aber nicht verursacht. Sie habe auch kein Feuerzeug in der Hand gehabt, wie der Zeuge es gesagt habe. Sie besitze so etwas gar nicht. "Und ich habe auch nie gesagt, ich zünde dir die Bude an", erklärt sie. Mit Glas habe sie nur einmal hinter ihm hergeworfen.
Licht ins Dunkel könnten Aufzeichnungen bringen, die eine über dem Zeugen wohnende Frau mit einem Handy gemacht haben will. Darauf seien Drohungen zu hören. Die können aber im Gerichtssaal nicht abgehört werden. In der nächsten Sitzung soll der Wortlaut der Gespräche vorliegen. Auch deshalb wird der Prozess auf Montag, 10. Februar, 9 Uhr, vertagt. Dann wird auch ein Oberarzt aus der psychiatrischen Abteilung des Wittlicher Krankenhauses sein Urteil über die Angeklagte abgeben.

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