Nachsitzen im Schleudersitz

SPANGDAHLEM. An Fluglärm durch Jets haben sich Anwohner der Air-Base Spangdahlem gewöhnt. Anrainer beklagen sich in jüngster Zeit aber über Belästigungen auch in der Nacht. Laut Flugplatz sind die vermehrten Flüge Folge der Eifel-Exkursion der Soldaten. Gleichzeitig kündigt die Air-Base Übungen an, bei denen der Ernstfall simuliert wird.

Bis in die Nacht donnerten in den vergangenen Wochen manchmal Jets von der Air-Base Spangdahlem über die Köpfe der Menschen am Rande des Flugplatzes. Zahlreich waren auch die Anrufe beim TV. Die Amerikaner veranstalteten einen "Terror, der mit nichts zu begründen ist", sagte ein Anwohner aus Beilingen. Ein anderer bezeichnete den Lärm als "unerträglich. Das übertrifft alles, was bisher da gewesen ist. Die Piloten sind entschieden rücksichtsloser als sonst und steigen kerzengerade in den Himmel." Ein Herforster hatte als Ursache unter anderem entgegen einer Abmachung "Triebwerktests im Freien bis nach Mitternacht" ausgemacht. Zudem würde bei Landungen ebenfalls entgegen einer Abmachung die Gemeinde Herforst überflogen. Für Oberst David L. Goldfein, Kommandeur des 52. Jagdgeschwaders der US-Air-Force, sind diese Vorwürfe nur teilweise neu. Er hat eine einfache Erklärung für den zusätzlichen Lärm. "Auf lange Sicht gesehen ist es ruhiger geworden", sagt Goldfein. Warum das so ist, lässt er offen. Für den Beobachter nachvollziehbar ist, dass auf der Air-Base weniger Jets sind als in den Jahren zuvor. Schließlich sind Flugzeuge und Mannschaften beispielsweise im Irak aktiv. Wegen der Einsätze in Kriegsgebieten wird die Air-Base von November an von Zeit zu Zeit jeweils für eine Woche in einen Stützpunkt unter Einsatzbedingungen verwandelt. "Ich kommandiere täglich Soldaten in den Irak ab", sagt Goldfein. "Darauf müssen die Männer und Frauen vorbereitet sein." Für die Übung bedeutet dies, dass am Boden und in der Luft der Ernstfall mit all seinen Eventualitäten geprobt werden wird. Oberst Goldfein: Jeder Flug wird überwacht

Zur Vorbereitung auf den Ernstfall gehöre auch, dass der Ausfall der Jet-Turbinen simuliert wird. "Dazu steigen Piloten mit ihren Maschinen auf eine möglichst große Höhe und trudeln anschließend wieder Richtung Boden", sagt der Oberst, der selbst aktiver Pilot ist. Für den Betrachter sähe dieses Flugmanöver wie Rowdytum aus. Gewagte und verbotene Flugmanöver seien jedoch etwas, das er nicht dulde. Jeder Flug werde überwacht. "Wer sich außerhalb der Regeln bewegt, wird bestraft", sagt Goldfein. "Schnell, für alle sichtbar und für den Piloten unangenehm." Grund dafür, dass es besonders im August viele und auch späte Flüge gab, ist aber nicht der Krieg im Irak: "Wir haben die Flüge nachgeholt, die wir aufgrund des Programms ,Explore the Eifel' versäumt haben", sagt der Oberst. Im Zuge dieses Programms hatte Goldfein seinen Soldaten im Juli vier Tage freigegeben, um die Eifel besser kennen lernen zu können (der TV berichtete). Weil aber die Piloten eine gewisse Zahl von Flügen nachweisen müssen, wurde im August besonders intensiv geflogen. Auch bis spät in den Abend. Und das erklärt laut Geschwader-Kommandeur viele der vermeintlichen Triebwerkstests außerhalb der dafür vorgesehenen Teststände. "Von außen kann man Tests und Flüge nicht unterscheiden", sagt Goldfein. Dass mehr geflogen werde, habe er übrigens den Ortsbürgermeistern der Anrainer-Gemeinden mitgeteilt. Diese würden die Informationen dann in die Bevölkerung tragen. Mit Ortschefs und den Ortssgemeinderäten besprechen will die Flugplatzführung zudem, wie der Flugbetrieb mit den neu hinzugekommenen Transportflugzeugen so geregelt werden kann, dass die Bevölkerung am wenigsten davon gestört wird. Dazu lässt Goldfein im November eigens je ein Flugzeug vom Typ C 5 und C 17 in die Eifel kommen.

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