Nacktarschknappen: Blau-Weiß, wir lieben dich

KRÖV. 1280 Fanclubs hat der Fußball-Kultverein Schalke 04. Einen davon bilden die "Kröver Nacktarschknappen". 30 Männer und Frauen vereint dieselbe Leidenschaft, die sie mit dem Singen der Schalke-Hymne "Blau und Weiß, wir lieben dich, Blau und Weiß verlass' ich nicht" bei jedem Spiel ihres Clubs lautstark zum Ausdruck bringen.

Es gibt zwei Daten, die sich jedem Schalke-Fan für immer im Gedächtnis eingebrannt haben: der 21. Mai 1997 und der 19. Mai 2001. Der erste Tag steht für den größten Triumph in der jüngeren Vereinsgeschichte, der zweite für die größte Trauer. Am 21. Mai 1997 holte Schalke im San-Siro-Stadion in Mailand gegen "Inter" den Uefa-Cup. Am 19. Mai 2001 wähnten sich die Fußballer und deren Fans bereits als Deutscher Meister, als die Bayern (ausgerechnet die Bayern!) in der Nachspielzeit durch ein umstrittenes Freistoßtor doch noch die Meisterschale errangen. "Es war so, als wenn jemand stirbt, Totenstille, wie auf einer Beerdigung", erinnert sich Michael Herges, der Vorsitzende des Vereins "Kröver Nacktarschknappen". Wir sitzen mit ihm und 15 weiteren Nacktarschknappen im Römerkeller in Kröv und sprechen über Fußball-Leidenschaft und Schalke. Der nackte Hintern gehört einem Dortmund-Fan

Auf dem Tisch steht der "Kröver Nacktarsch". Der böse Bube, dem der blanke Hintern versohlt wird, ist allerdings kein Kröver Kind, das heimlich im Keller den guten Wein schlürft. Sein "Vergehen" ist weit schlimmer: Es hat ein Trikot des Erzrivalen Borussia Dortmund an. Zu Strafe bekommt es Schläge von einem Schalke-Spieler auf den Allerwertesten... Gerd Müllers hat Sohn Luis auf dem Schoß. Der Kleine ist 14 Monate alt und nuckelt an einem blau-weißen Schalke-Schnuller. Die kleine Svenja Schnitzius (3) ist, wie es sich für einen Schalke-Fan gehört, in Blau-weiß gekleidet, inklusive Schal. Wenn die Nacktarschknappen Samstags mal nicht "auf Schalke" sind, treffen sie sich in der gemütlichen Kneipe, wo sie jedes Spiel auf Premiere anschauen. "Wir gewinnen zusammen, und wir verlieren zusammen", sagt Peter Collman. Der 48-Jährige ist der Senior der Nacktarschknappen - kaum jemand hat mehr Spiele im Stadion miterlebt als er. Fragt man ihn nach den Gründen seiner Leidenschaft, sagt er: "Das kann man nicht beschreiben, das muss man erleben." Die Faszination Schalke - das ist für Gerd Müllers die unvergleichliche Atmosphäre im Stadion. Natürlich stehen die Nacktarschknappen in der Nordkurve - dort, wo die Begeisterung am größten ist, wo alle gemeinsam die Hymne singen und die blauen Schals im Rhythmus hin- und hergeschwenkt werden. Alle 30 Vereinsmitglieder waren schon zigmal "auf Schalke". Viele reisen auch zu den Auswärtsspielen, und ein "harter Kern" begleitet die Mannschaft zu Spielen im Ausland. Zuletzt waren fünf in Mailand, als Schalke trotz großartiger Leistung aus der Championsleague ausschied. Auch in der Bundesliga sieht es zurzeit nicht gerade rosig aus. Die ersehnte Meisterschaft ist in weite Ferne gerückt. Doch wie es auch kommt, die Nacktarschknappen bleiben ihrem Verein "ewig" treu. Vorsitzender Herges: "Wir sind echte Fans, im Gegensatz zu den so genannten Bayernfans. Die würden doch sofort zu einem anderen Club umschwenken, wenn es mal nicht so gut läuft."

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