Neckereien mit dem Klavier

TRIER. Zum seinem traditionellen Stipendiatenkonzert hatte der Richard Wagner Verband Trier ins Kurfürstliche Palais geladen. Statt Gesang stand diesmal klassische Instrumentalmusik auf dem Programm, dargeboten von vier hochkarätigen Solisten.

Mit Stipendien für den Besuch der Bayreuther Festspiele fördert der Trierer Richard Wagner Verband junge Musiker, die durch ihre Leistungen herausragen. Zum Dank geben die jeweiligen Stipendiaten stets ein Konzert. Wurden im Vorjahr "goldene" Stimmen gefeiert, so freuten sich Förderer und Gäste, darunter auch die Bürgermeisterin von Triers englischer Partnerstadt Gloucester, Lise Noakes, diesmal über virtuose Instrumentalmusik.Woge melancholischer Nachdenklichkeit

Sandra Klein aus Bernkastel-Kues, Orchestermusikerin unter anderem in der Jungen Deutschen Philharmonie sowie mehrfache Preisträgerin, eröffnete das Konzert mit einem klaren hohen Ton ihrer Oboe, der Auftakt war zu einer Sonate mit Klavierbegleitung von François Poulenc. Klein interpretierte das Stück mit beeindruckendem Feingefühl, riss ihre Zuhörer mit auf einer Woge melancholischer Nachdenklichkeit, befreite sie im anschließenden Scherzo mit einem leicht hüpfenden und plätschernden Fluss melodischer Sequenzen, um im letzten Satz zu einer sakral anmutenden Klage überzugehen. Selten nahm die Klarheit eines Musik-Vortrags so gefangen. Auch der nächste Solist, Joachim Gruber, Mitglied des Philharmonischen Orchesters Trier, beeindruckte. Nach anfänglichen Mühen, klanglich mit seinem Fagott aus dem Schatten des Klaviers und des störend knarrenden Klavierhockers zu treten, spielte er die Möglichkeiten seines Instruments vollendet aus. Die Sonate in G-Dur, op. 168, von Camille Saint-Saëns ließ ihm Raum, sich von näselnden, mittellagigen Tönen in sonore Tiefen hinab zu begeben, um dann in atemberaubendem Tempo mit kurzen Anstößen den umgekehrten Weg zu nehmen oder sich in heiterem Dialog mit dem Klavier zu necken. Da der vierte Stipendiat, Hornist Claude Tremuth, wegen anderweitiger Verpflichtungen nicht auftreten konnte, schloss Klarinettistin Andrea Lanfer den Teil der Solodarbietungen ab und sorgte damit für einen weiteren Höhepunkt. Die in Trier aufgewachsene Studentin an der Musikhochschule Freiburg und Solistin eines Rock-Symphonieorchesters bewegte sich mit Anmut durch das Concertino in Es-Dur, op. 63, von C. G. Reissiger. Virtuos flogen ihre Finger über das Instrument, dem sie in atemberaubender Geschwindigkeit Klimmzüge über Tonleitern und Oktaven, dazu Triller, Taktwechsel und schwungvolle Bögen entlockte. Zeit zum Atem holen blieb kaum, doch Lanfer blieb sicher und locker bis zum tänzerisch interpretierten Schluss, an dem sie tosender Applaus belohnte. Nach der Pause bewiesen die drei Stipendiaten und der für Tremuth eingesprungene Hornist Steve Böhm in einem Beethoven-Quintett, dass sie auch ausgezeichnete Orchestermusiker sind. Dafür erhielten sie ebenso wie der für die gelungene Musikauswahl und Flügel-Begleitung verantwortliche Professor Jochen Schaaf noch einmal begeisterten Beifall.

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