Neue Grabkultur trifft Gärtner und Steinmetze

Die Bestattungskultur ist im Umbruch. Auch auf dem Land werden immer mehr Verstorbene in Urnen beigesetzt. Hinzu kommen Rasengräber, Friedwälder oder weitere alternative Möglichkeiten der Bestattung. Unter dieser Entwicklung leiden vor allem Gärtnereien und Steinmetze. Sie beklagen Umsatzeinbußen.

Bernkastel-Wittlich. Ruhe in Frieden - aber wie? Eine deutschlandweite Umfrage eines renommierten Meinungsforschungsinstituts im Auftrag des Kuratoriums Deutscher Bestattungskultur kam zu folgendem Ergebnis: 39 Prozent der Befragten wünschten sich eine Feuer- und 33 Prozent eine Erdbestattung. Rund 30 Prozent wollen diese Entscheidung den Hinterbliebenen überlassen.

Das Ergebnis zeigt: Erdbestattungen, wie sie früher vor allem auf dem Land üblich waren, sind rückläufig, während andere Bestattungsformen zunehmen. Die Kommunen reagieren auf die Wünsche ihrer Bürger und bieten neben den üblichen Einzel- oder Reihengräbern auch andere Bestattungsmöglichkeiten an. Beispiel Flußbach: Dort gibt es sechs Alternativen: Doppelgräber, Einzelgräber, Reihengräber, Rasengräber, ein Urnenwandsystem und ein Grabkammersystem. Andernorts gibt es noch Urnengräber oder Urnendoppelgräber. Urnen- oder Rasengräber werden immer beliebter, weil sie pflegeleicht sind.

Etwa die Hälfte sind Urnenbestattungen



Hannelore Follmann vom gleichnamigen Bestattungsunternehmen in Bengel beziffert den Anteil der Urnenbestattungen in ihrem Bereich auf mittlerweile rund 50 Prozent. Seit 22 Jahren gibt es den Betrieb in der Alftalgemeinde. Hannelore Follmann: "In den ersten Jahren gab es ausschließlich Erdbestattungen. Sie werden aber immer weniger."

Für die Gärtnereien bedeutet dies Umsatzeinbußen. Regine Reis von Blumen-Burg in Reil sagt: "Die Umsätze bezüglich Grabschmuck sind geringer geworden. Der Trend zu Urnengräbern wirkt sich aus."

Dies bestätigt auch Manuela Knoblauch von der Gärtnerei-Baumschule Berg in Morbach. Sie hat festgestellt, dass auch auf den normalen Einzel- oder Reihengräbern eine pflegeleichtere Bepflanzung bevorzugt wird. Um sich die Arbeit zu erleichtern, pflanzen die Angehörigen weniger Saisonpflanzen, dafür umso mehr dauerhafte Gewächse.

Ein weiterer Trend ist erkennbar: Immer mehr Angehörige überlassen die Grabpflege Gärtnereien. Einen solchen Service bietet auch die Gärtnerei Krebs in Neumagen-Dhron an. Nach Auskunft von Vera Krebs ist eine 20-jährige Grabpflege inklusive Saisonpflanzen schon ab 1750 Euro zu haben. Vera Krebs sieht den Wandel in der Bestattungskultur sehr kritisch, denn eine gewachsene Tradition gehe verloren. Krebs: "Ich frage mich, wie an Allerheiligen eine ganze Familie vor einem Rasengrab Platz findet, ohne auseinandergerissen zu werden?"

Weniger Grabsteine - weniger Umsatz



Ferner stellt sie sich die Frage: "Was passiert mit unseren großen Friedhöfen, wenn nur noch kleine Urnen- und Rasengräber eingerichtet werden? Wird dann in 15 Jahren die Grabstätte viermal so teuer, weil die große unbelegte Friedhofsfläche ja irgendwie gepflegt werden muss?"

Besonders negativ wirkt sich der Wandel in der Bestattungskultur für die Steinmetze aus. Ein Mehr an Urnengräbern - das bedeutet ein Weniger an Grabsteinen. Steinmetz Ulrich Wendhut aus Traben-Trarbach beziffert den Umsatzrückgang in den vergangenen fünf Jahren auf etwa 30 Prozent. Er hat seinen Betrieb inzwischen von vier auf nur noch einen Mitarbeiter verkleinert.

Steinmetz Dirk Fischer aus Enkirch beklagt ähnlich hohe Einbußen. Die Rechnung ist einfach: Ein Grabstein kostet je nach Ausführung und Material zwischen 1500 und 4000 Euro, eine Urnenplatte ist für etwa 500 Euro zu haben.

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