Neue Heimat für "Ferien von der Pflege"

WITTLICH. Zum letzten Mal verbringen diesen Sommer zwölf Pflegebedürftige einen Urlaub in St. Paul. Das ehrenamtliche Projekt "Ferien von der Pflege" zieht nach der Schließung des Missionshauses 2005 für ein Jahr nach Springiersbach.

"Seit Februar war uns klar, dass wir uns etwas anderes suchen müssen", sagt Marianne Kraus: "Springiersbach hat sich dankenswerter Weise bereit erklärt, uns aufzunehmen. Trotzdem wäre eine zentralere Lage wünschenswert." Denn die Schließung des Missionshauses St. Paul nebst Tagungsstätte betrifft auch die Aktion "Ferien von der Pflege" (der TV berichtete). Es gilt, eine neue Heimat zu finden für das außergewöhnliche Angebot, das einerseits zu Hause gepflegten Menschen bei professioneller wie menschlicher Rundumbetreuung einen Urlaub und gleichzeitig deren Angehörigen eine Auszeit ermöglicht. Schon vor dem ersten Angebot vor elf Jahren war es schwierig, einen passenden Ort zu finden. "Zuerst dachten wir, wir könnten im Jugendheim St. Markus oder St. Bernhard unterkommen. Aber wir brauchen Dinge wie Behindertenfahrstühle, Rampen, Waschgelegenheiten", blickt die Altenpflegerin zurück. Damals hatte sie gerade ihr Examen bestanden und sich mit Schwester Maria und Hans Wax daran gemacht, deren Idee nach dem Vorbild St. Johann in Saarbrücken im Kreis Bernkastel-Wittlich zu verwirklichen. Seit 1994 sorgen nun 70 Menschen dafür, dass das zweiwöchige Angebot möglich wird. Jedes Jahr melden sich weitaus mehr an, als betreut werden können. "Wir könnten drei Mal so viele nehmen. Dabei haben Erstanmeldungen immer Vorrang. Deshalb sind viele enttäuscht, dass sie nicht ein zweites Mal mitmachen können", weiß Marianne Kraus. Jetzt ist Kontinuität wichtig, deshalb ist man froh, dass mit Springiersbach für 2005 eine Lösung gefunden wurde: "Wenn wir das ein Mal ausfallen lassen, kriegen wir das nicht mehr in Gang." Die Aktion "Ferien von der Pflege" ist eine einzigartige Konstellation aus der notwendigen pflegerischen Betreuung und einem persönlichen Miteinander vom Kartenspiel, über Gymnastik bis zu Spaziergang oder Dialektvortrag. "Es passiert den ganzen Tag was. Keiner ist allein, außer wenn er das will. Es ist nur dem Einsatz der ehrenamtlichen Helfer zu verdanken." Marianne Kraus rechnet vor: "Sind in einem Altenheim beispielsweise zwei Personen für 22 Bewohner da, kommen bei uns vier auf zwölf plus die zusätzlichen Freizeithelfer. Diese Kombination aus Helfern und Pflegepersonal ist einfach traumhaft."Auf Spenden angewiesen

Freiwillige aus Wittlich und vielen Orten der Umgebung genauso wie die evangelische und die katholischen Kirchengemeinden Wittlichs engagieren sich für das Angebot. Das Projekt ist außerdem auf Spenden angewiesen. Damit konnte man etwa den Einbau eines Behindertenbads in St. Paul finanzieren. "Das ist jetzt eine verlorene Investition. Und schon für dieses Jahr müssen wir eine mobile Klingelanlage für 5000 Euro anschaffen. Das ist Vorschrift der Heimaufsicht." Eine weitere Vorschrift bestand in der Vergangenheit darin, dass die examinierte Altenpflegerin eine Zusatzausbildung "zur Leitung einer Pflegeeinheit" machen musste. Neben der investierten Freizeit hätte die 2800 Euro gekostet. Ein Antrag auf 70 Prozent Ermäßigung war erfolgreich, den Rest finanzierten die evangelischen und katholischen Wittlicher Kirchengemeinden. Alle Teilnehmer werden vor den Ferien besucht, damit geklärt ist, welches Bett der Gast braucht, was er essen kann, welche Hilfe benötigt wird und wo die persönlichen Interessen liegen. Dann wird auch ein Foto für das Gästebuch gemacht. Dort erfahren dann die Freizeithelfer zum Beispiel welchen Beruf jemand ausgeübt hat oder wo er herkommt. Warum Marianne Kraus das überhaupt alles macht? "Ich bin damals bei der Entwicklung dabei gewesen, habe es mit wachsen gesehen. Wenn Sie so ein Ziehkind haben, wollen Sie das nicht mehr aufgeben." Kontakt für interessierte ehrenamtliche Freizeithelfer: Ulrike George, Telefon 06532/2000; für Helfer im Bereich Hauswirtschaft: Brigitte Iseke, Telefon 06571/4116 und für den technischen Dienst (Auf- und Abbau): Alfred Brockes, Telefon 06571/7368. Spenden mit dem Vermerk Verwendungszweck: "Ferien von der Pflege" an: Konto: 60036753 bei der Sparkasse Mittelmosel, BLZ 58751230.

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