Neue Helfer im Bernkastel-Kueser Kino: Smartphone-Apps unterstützen Seh- und Hörgeschädigte

Bernkastel-Kues · Das Bernkastel-Kueser Kino, das einzige im Kreis Bernkastel-Wittlich, befindet sich seit 28 Jahren in kommunaler Trägerschaft. Kritik daran ist verstummt, denn die Zahlen stimmen. Und es gibt ein neues Angebot für Seh- und Hörgeschädigte – ein weiteres Beispiel für Barrierefreiheit.

Es gab Zeiten, das wurde oft und ausgiebig über das Kino in Bernkastel-Kues diskutiert. Denn es weist eine Besonderheit auf. Das Kino befindet sich seit 28 Jahren in kommunaler Trägerschaft - zuerst von Stadt und Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, seit 2004 nur noch von der VG. Muss eine Kommune ein Kino betreiben, hieß es von einigen Seiten im VG-Rat. Damals schrieb es, nach einer grundlegenden Renovierung, rote Zahlen. Die Zeiten haben sich geändert. Ende 2015 belief sich das Eigenkapital, inklusive Gebäude, auf 252.000 Euro. Eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit ein Kino zu betreiben, hat es schon länger nicht mehr gegeben.

Smartphone im Einsatz

Barrierefrei zu erreichen mit einem Aufzug ist das Gebäude in der Schanzstraße auch schon seit Jahren. Doch die Erreichbarkeit ist nichts alles, wenn es um Behinderung geht. Vor einigen Tagen haben Greta und Starks Einzug gehalten.
Greta wurde speziell für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen entwickelt. Es spielt die gesprochenen Filmbeschreibungen ganz einfach vom eigenen Smartphone ab. Starks richtet sich an gehörlose und hörgeschädigte Menschen und spielt Untertitel vom eigenen Smartphone. Hier, so Annelie Servatius, Assistentin der Kino-Geschäftsführung, nach einem Selbstversuch, müsse der Kopf allerdings immer zwischen Leinwand und Smartphone pendeln.

Um an Greta und Starks heranzukommen, sei nicht viel Aufwand erforderlich, sagt die Fachfrau. Der Kinobesucher kann sich bereits zuhause die entsprechende App im Appstore ( Greta hier , Starks hier ) oder Google play ( Greta hier , Starks hier ) herunterladen. "Dann heißt es nur noch: einloggen, Film wählen - und schon kann es losgehen", sagt Servatius. Etwa die Hälfte der Filme werde bereits mit diesem zusätzlichen Service angeboten.

Keine Kosten für App

Mit diesem Angebot werde der Tatsache Rechnung getragen, dass die Menschen älter werden, aber oft unternehmungslustig blieben, sagt Kino-Geschäftsführer Leo Wächter, hauptamtlicher Beigeordneter der VG Bernkastel-Kues. Greta und Starks könnten auch Menschen mit nachlassender Hör- und Sehkraft ein wertvoller Partner sein.

Genau das hebt auch Rita Busch, die Gleichstellungsbeauftragte der VG Bernkastel-Kues hervor. "Das ist eine gute Sache für ältere Menschen. Ich hoffe, dass das angenommen wird."

Kosten sind mit dem neuen Angebot nicht verbunden, erläutert Leo Wächter. Er schaut natürlich auch mit Freude auf die guten Zahlen des Kinos (siehe Extra). Der Umschwung von den roten in die schwarzen Zahlen habe begonnen, als die Digitalisierung abgeschlossen gewesen sei. Die neue Qualität habe neue Besucher angezogen. Auch das Filmangebot sei in den vergangenen Jahren meist gut gewesen.

Einen kleinen Einbruch gebe es allerdings immer in Jahren mit herausragenden sportlichen Ereignissen. Das könnte also 2016 mit der laufenden Fußball-Europameisterschaft und den Olympischen Spielen in einigen Wochen der Fall sein. Die Kinomacher sehen es gelassen. Meinung


51.000 Besucher können nicht irren

Natürlich muss eine Kommune kein Kino betreiben. Aber ohne das Engagement gäbe es wahrscheinlich im gesamten Kreisgebiet kein Haus dieser Art mehr. Die Diskussion über die Trägerschaft ist ja auch längst verstummt. Das zeigt: Die gute Arbeit und der wirtschaftliche Erfolg werden anerkannt. Der Vorteil der kommunalen Trägerschaft ist auch: Bei drei Sälen muss nicht immer und ausschließlich der wirtschaftliche Erfolg im Vordergrund stehen. Es gibt auch Platz für Nischen, und das wird vom Publikum anerkannt. Mehr als 51.000 Besucher im Jahr 2015 können nicht irren: Kino lebt. c.beckmann@volksfreund.deMoselkino

Es verfügt über drei Säle verschiedener Größe (122, 91, 25 Plätze). Die Besucherentwicklung der vergangenen Jahre: 2012: 40.755, 2013: 43.104, 2014: 39.643, 2015: 51.603. Die größten Investitionen der vergangenen Jahre: 2011 circa 70.000 Euro für die Digitalisierung und neue Leinwände in zwei Sälen; 2012 circa 70.000 Euro für die neue Bestuhlung, Bodenbelag sowie die Digitalisierung und eine neue Leinwand im kleinsten Saal; 2015 circa 34.000 Euro für neue Bestuhlung im größten Saal. cb

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