Neue Räume für rühriges Team

Bernkastel-Kues · Die Initiative "Kleider und Mehr" hat in Bernkastel-Kues neue Räume bezogen. Dem Umzug ging eine lange Zeit der Suche und Planung voraus. Der Vermieter zeigt Herz und verlangt nur eine geringe Miete.

 Strahlende Gesichter bei der Eröffnung des Sozialkaufhauses in Bernkastel-Kues: Dort gibt es „Kleider und Mehr“ zum kleinen Preis. Hiltrud Kolz hält ein besonderes Kleidungsstück in den Händen, ein Originaltrikot von Andy Möller. TV-Foto: Klaus Kimmling

Strahlende Gesichter bei der Eröffnung des Sozialkaufhauses in Bernkastel-Kues: Dort gibt es „Kleider und Mehr“ zum kleinen Preis. Hiltrud Kolz hält ein besonderes Kleidungsstück in den Händen, ein Originaltrikot von Andy Möller. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (kik), Klaus Kimmling ("TV-Upload kimmling"

Bernkastel-Kues Von einem Sozialkaufhaus ist offiziell nicht die Rede - obwohl es im Grunde genommen so etwas ist. "Kleider und Mehr" heißt stattdessen das Angebot, das im Gebäude der Telekom auf dem Hof (Zufahrt Im Viertheil) hinter dem Postgebäude in Bernkastel-Kues von der gleichnamigen Initiative gemacht wird. Kleiderkammern für Flüchtlinge und andere bedürftigen Menschen gab es bereits - aber an verschiedenen Orten, die mehr oder weniger auch nur Übergangsbleiben waren. Dazu gehörte zum Beispiel die ehemalige Sakristei der seit mehr als sechs Jahren entweihten Marienkirche in Bernkastel-Kues. Im Initiativteam um Hiltrud Kolz und Walburga Gordon reifte im Laufe der Zeit immer stärker ein Plan: die Konzentration an einem Standort. "Nach vielen Bemühungen, vielen Telefonaten und E-Mails haben wir es geschafft und ein neues Zuhause gefunden", sagen die beiden.
Etwa eineinhalb Jahre habe es gedauert, bis Vollzug gemeldet werden konnte, berichtet Günter Kieren, der Vorsitzende des Bündnisses für Menschlichkeit und Zivilcourage. Es kam ins Spiel, weil das Initiativteam keinen Mietvertrag abschließen darf. Es muss eine Institution dahinter stehen.
Kieren dankt vielen fleißigen Helfern, darunter explizit dem Minheimer Ortsbürgermeister Werner Mertes und auch einigen Flüchtlingen, die diesen "Kraftakt" möglich machten. Der Dank geht auch an diejenigen, die bisher Räume zur Verfügung stellten.
Die Kleiderkammer ist nun im Erdgeschoss des großen Betonklotzes auf etwa 220 Quadratmetern untergebracht. Das Untergeschoss und das Obergeschoss werden von der Telekom genutzt. Dort laufen buchstäblich viele Telefondrähte zusammen. "Deshalb durften wir auch keinen Nagel in die Wand schlagen. Wir könnten eine Leitung treffen und das Telefonnetz lahmlegen", sagt Hiltrud Kolz.
Das Gebäude gehörte dem Bauunternehmen Strabag. Die Firma zeigt ein soziales Herz und verlangt nur eine Miete von 50 Euro im Monat. Weitere Kosten, etwa 220 Euro im Jahr, entstehen durch eine Versicherung, die das Bündnis abschließen muss. Wie sieht nun das Warenangebot aus? Es gibt Kleidung (inklusive Schuhe) aller Art, für Babys, Kleinkinder, Jugendliche und Erwachsene. Es gibt Wäsche für Bett und Tisch, Kleinmöbel, zum Beispiel Fernsehtische, komplettes, meist mehrteiliges Geschirr, Küchengeräte, zum Beispiel Kaffeemaschinen, Fernseher und anderes mehr. Alles ist von Bürgern gespendet worden und meist von sehr guter Qualität.
Wer soll durch das Angebot angesprochen werden? "Unsere Initiative will allen Menschen, die einen Bedarf an Kleidung und Haushaltswaren haben, eine Unterstützung sein", heißt es vonseiten der Initiatoren. Gut ein Dutzend Leute wirkt dabei mit. Sechs bis acht von ihnen werden an jedem ersten Freitag im Montag von 14 bis 16 Uhr als Ansprechpartner, Berater und Verkäufer bereitstehen. Im Anschluss werden sie die neue Ware, die am gleichen Tag von 16 bis 17 Uhr entgegengenommen wird, sortieren.
Die Verkaufspreise für die Waren bewegen sich meist im einstelligen Eurobereich. Ganz bewusst haben sich die Initiatoren darauf verständigt, die Sachen nicht kostenlos abzugeben. "Das ist auch für das Selbstwertgefühl der Kunden wichtig", sagt Günter Kieren. Im Grunde genommen kann jeder Bürger dort seinen Bedarf decken. Keiner müsse die Bedürftigkeit nachweisen, heißt es vonseiten der Organisatoren. Ein solches Angebot sei wichtig, sagt Leo Wächter, hauptamtlicher Beigeordneter der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. Es gebe zum Beispiel viele Frauen mit kleiner Rente. Die Zahl der Flüchtlinge belaufe sich aktuell auf etwa 170.
Auch Alfred Becker, Ehrenamtsbeauftragter der VG, lobt die Initiative und die Personen, die dahinter stehen. Ein kleiner Rundgang zeigt. Das Angebot ist groß. "Sportkleidung geht derzeit gut", sagt Hiltrud Kolz. Entsprechend groß sei auch der Bedarf. Allgemein gelte für die Kleidung. Kleine Größen sind gefragt. Kolz: "Die Flüchtlinge sind eher schmal."
Extra: WIE ALLES ANGEFANGEN HAT


Das Initiativteam entstand vor einigen Jahren im Rahmen der Aktion "Ich bin dabei". Sie war von Ministerpräsidentin Malu Dreyer angestoßen worden. Die VG Bernkastel-Kues gehörte zu den Kommunen, die sich daran beteiligten. Hiltrud Kolz, Walburga Gordon und weitere Mitstreiter engagierten sich in der Flüchtlingshilfe. Zu Spitzenzeiten wurden in der VG 370 Personen betreut. Ohne das ehrenamtliche Engagement vieler Leute wäre vieles nicht möglich gewesen, heißt es immer wieder.

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