Neues Leben im alten Dorf

BETTENFELD. Seit rund einem halben Jahr kümmert sich Planerin Rosa Vollmuth um die Vermarktung von Altbauten in Bettenfeld, und das ist gar nicht so einfach, denn viele Häuser im alten Ortskern stehen seit längerem leer und sind deshalb in einem sehr schlechten Zustand. Es besteht also dringend Handlungsbedarf, da der Ortskern sonst ausstirbt.

 Zurzeit arbeitet die Planerin Rosa Vollmuth an einem Faltblatt für Bettenfeld, das die wichtigsten Informationen für potenzielle Investoren enthält.Foto: Gernot Ludwig

Zurzeit arbeitet die Planerin Rosa Vollmuth an einem Faltblatt für Bettenfeld, das die wichtigsten Informationen für potenzielle Investoren enthält.Foto: Gernot Ludwig

Bettenfeld, da sind sich Fachleute einig, ist ein besonders schwieriger Fall. Um den Ort herum gibt es viele Neubauten und Neubaugrundstücke, mit dem Ergebnis, dass der Ortsrand sehr stark besiedelt ist, während im Ortskern mehr und mehr Häuser leer stehen. Allein 18 Gebäudeteile sind zum Abriss vorgeschlagen, und vier Wohn- und 23 Nebengebäude sind ungenutzt. Das hat eine Untersuchung des Architekturbüros Simon aus Traben-Trarbach ergeben. Diese Entwicklung bleibt nicht ohne Folgen: Einerseits stirbt der Dorfkern aus, andererseits sinkt der Wert einzelner Häuser, wenn in der Nachbarschaft Gebäude verfallen. Land verabreicht Finanzspritze

"Es leiden auch die darunter, die etwas tun", sagt Rosa Vollmuth. Sie unterhält in Kanzem (Kreis Trier-Saarburg) ein Büro für Dorfentwicklung und Gebäudesanierung. In Rheinland-Pfalz hat die Fachfrau zirka 40 Orte bei der Dorferneuerung betreut. Unter anderem auch ihren Heimatort Kanzem. Eine oft unterschätzte langfristige Folge vieler leer stehender Häuser in einem Ortskern ist zum Beispiel auch, dass das Abwasserkanalsystem nicht mehr richtig funktioniert, erklärt Vollmuth. Das Förderprogramm der Städtebausanierung soll diese Entwicklung stoppen: Wer ein ortsbildprägendes Haus restauriert, bekommt vom Land und der Gemeinde eine Finanzspritze in Höhe von 25 Prozent der Kosten. Die dürfen allerdings maximal 150 000 Euro betragen. Ergo: Die Sanierung wird mit höchstens 37 500 Euro gefördert. Doch nur mit Zuschüssen allein ist es auch nicht getan, wie der Gemeinderat feststellen musste. "Wir sind mit der Vermarktung der Häuser und dem Lösen der vielen Probleme nicht richtig vorangekommen", sagt Bettenfelds Bürgermeister Reinhold Meuers. So hat man mit Hilfe der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier Rosa Vollmuth als Fachfrau eingeschaltet. Sie soll den Prozess der Städtebausanierung im kommenden Jahr begleiten. Was hat sie vor? "Wir müssen versuchen, viele junge Menschen im Dorfkern anzusiedeln und ihnen zeigen, dass ein altes Haus eine sehr interessante Alternative zu einem Neubau ist. Altbauten bieten oft eine viel höhere Lebensqualität, weil sie Atmosphäre haben, einen schönen Garten, alte Bäume, eine gewachsene Nachbarschaft und vor allem Platz." Darüber hinaus sollen Kleinhandwerker wie Friseure oder Schreiner und Dienstleister wie Architekten oder Designer die alten Häuser wieder mit Leben füllen. "Bei großen Bauernhöfen kann man die Grundstücke auch trennen und zwei Einfamilienhäuser daraus machen", sagt Vollmuth. Damit die Häuser besser verkauft werden können, schlägt sie vor, einen einzigen Makler zu beauftragen, der für alle Gebäude zuständig ist und eine vereinbarte Verkaufspauschale bekommt. Denn das Interesse eines Maklers, alte Gebäude zu verkaufen, ist wegen geringer Verdienstspannen in der Regel sehr gering. Aber auch mit professioneller Hilfe lassen sich viele alte Häuser kaum verkaufen: Sie sind zu teuer. "Realistisch ist oftmals der reine Grundstückspreis für ein Gebäude, denn der Käufer muss je nach Zustand erhebliche Sanierungen und Umbauten vornehmen." Schließlich kommt es noch auf ein positives Image des Dorfes an, damit auch viele Interessenten nach Bettenfeld kommen. Aber was kann man da tun? "Dazu gehört unter anderem, dass Vereine, Gemeinderäte und Einwohner die Neuen positiv aufnehmen und schnell in die Dorfgemeinschaft integrieren", erklärt die Fachfrau. Aus Vollmuths eigener Erfahrung ist die Dorferneuerung ein relativ langfristiger Prozess. "Das dauert mindestens zehn Jahre. Anfangs werden oft nur wenige Häuser saniert. Aber irgendwann sind es dann ganz viele, und es zeigt sich ein Bild. Dann interessieren sich immer mehr für den Ort, und allmählich steigen die Grundstückspreise."

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