Neun Windräder für Wintrich: Auch andere Orte profitieren von den Einnahmen

Wintrich · Welche Gründe bewegen eine Gemeinde, Windräder zu bauen? Hauptmotivation des Wintricher Bürgermeisters Dirk Kessler ist in erster Linie die Angst vor Atomenergie und Verantwortung für die kommende Generation. Bei jungen Leuten stellt er verstärkt Akzeptanz für die Riesen mit ihren drehenden Flügeln fest.

Neun Windräder für Wintrich: Auch andere Orte profitieren von den Einnahmen
Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"
 Dirk Kessler. Foto: Archiv/privat

Dirk Kessler. Foto: Archiv/privat

Foto: (m_kreis )

Wintrich. Windräder bauen nur wegen des Geldes? Solche Vorwürfe mag Dirk Kessler, Ortsbürgermeister von Wintrich, nicht hören. "Es ärgert mich", sagt er. Denn für ihn ist der Bau von Windenergieanlagen eine sinnvolle Alternative zur Atomenergie. "Es gibt keine Generation, die der nachfolgenden Generation mehr Müll hinterlassen hat als unsere. Dieser Wahnsinn muss aufhören", sagt er. Das gelte besonders für die Abfälle aus der Atomkraft.
Auf ihn haben Windräder etwas Beruhigendes. "Bei klarer Wetterlage kann ich von den Höhen nach Cattenom sehen, das beunruhigt mich mehr als 100 Windräder." Schon im Jahr 2000 hat sich Kessler mit Windenergie beschäftigt, wollte damals schon Anlagen im Wald bauen. Nachdem er sich nicht durchsetzen konnte, hat er 2009 einen neuen Anlauf genommen und gleichzeitig die Nachbargemeinden Piesport und Brauneberg mit ins Boot geholt.
Zusammen mit dem Unternehmen Agro Wea haben sie die Windenergie Wintrich Planungsgemeinschaft gegründet. 17 Windanlagen wollen die vier Partner im Wald rund um den Ranzenkopf betreiben, abhängig von den noch zu erledigenden Auflagen wie Gutachten zum Naturschutz. Doch ist Kessler zuversichtlich, dass alle geplanten Standorte genehmigt werden.
Mit den angrenzenden Waldstücken auf anderen Gemeindegebieten werden auf dem Höhenzug zwischen Gonzerath und Horath insgesamt 52 Standorte untersucht. Auf Veldenzer und Gornhausener Gebiet ist der Bau von sechs Anlagen bereits weit fortgeschritten (der TV berichtete).
Negative Auswirkungen auf den Tourismus entlang der Mosel fürchtet Kessler nicht. Er stelle bei der jüngeren Generation eine höhere Akzeptanz fest. Auf den Wintricher Höhen, dort, wo man einen Blick auf die Windräder bei Heidenburg und Berglicht hat, habe er Touristen gefragt, wie sie die Windräder finden: "So richtig hübsch nicht, aber es ist der gewiesene Weg", habe er zur Antwort bekommen. Zudem seien die Windräder von der Mosel aus nur wenig zu sehen. Von der Mülheimer Brücke sei es ein ganz enger Winkel zwischen den Hügeln, der den Blick auf einige Windräder freigibt. Ansonsten sei es lediglich mal ein Flügelschlag, den man sehen könne.
Auch das Argument des Waldverlustes werde übertrieben, sagt der Wintricher Ortsbürgermeister. Zum Einen werde wieder aufgeforstet, zum Anderen habe man bewusst Standorte in Fichtenbeständen gesucht, die eine schlechte ökologische Bilanz aufweisen.
Und dann kommt der Ortsbürgermeister doch zum Thema Geld. Denn die beteiligten Gemeinden erhalten nicht nur eine Mindestpacht, die bei jedem Windrad je nach Standort variieren kann, sondern auch eine Gewinnbeteiligung. In windstarken Jahren könnten die Gemeinden also mehr Einnahmen als die üblichen 40 000 bis 50 000 Euro pro Anlage verbuchen.
Von den möglichen 17 Windrädern könnten sich bald neun auf Wintricher Gemarkung drehen. Die Einnahmen daraus fließen zu 20 Prozent in einen Solidarpakt, von dem alle Gemeinden der VG profitieren. Den Rest verbuchen die Wintricher direkt als Einnahme. Der Gemeinde mit ihrem hochdefizitären Haushalt würde das Geld schnell aus der Patsche helfen, sagt Kessler.
Doch neue Projekte würden so schnell nicht angegangen. Er neige nicht dazu, Denkmäler zu bauen. Kessler: "Zudem müssen wir abwarten, was noch vom Bund und Land auf die Kommunen abgewälzt wird."

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