Nicht das Wild allein profitiert

LANDSCHEID. Warum muss eine Wildbrücke 40 Meter lang sein und warum gibt es breite Tore im Wildzaun, die sich nur einen Spalt öffnen lassen? Der TV ließ sich die kritischen Fragen eines Dierscheiders zur Autobahn vom Fachmann beantworten.

 "Warum so eine große Brücke, wenn sie doch bloß für Wild gedacht ist?", fragt sich Manfred Junk, der oft bei Landscheid spazieren geht.Foto: Marion Maier

"Warum so eine große Brücke, wenn sie doch bloß für Wild gedacht ist?", fragt sich Manfred Junk, der oft bei Landscheid spazieren geht.Foto: Marion Maier

Manfred Junk hat viel Zeit, er ist Rentner. Täglich geht er spazieren. Er brauche die Bewegung wegen seinem Bein, das nicht mehr so recht will, sagt er. Manfred Junk ist auch ein wacher Beobachter. Als Jäger kennt er sich mit der Natur gut aus und kann eine Reh- von einer Bock-Losung unterscheiden. Doch als Polier, als der er rund 30 Jahre auf Baustellen gearbeitet hat, hat er auch einen Blick für menschengemachte Konstruktionen. Den Bau der A 60 hat der Dierscheider, der regelmäßig in Landscheid spazieren geht, aufmerksam verfolgt. Doch nicht alles leuchtet ihm so recht ein. So zum Beispiel, warum die Brücke nördlich von der Kailbachtalbrücke mehr als 40 Meter lang sein muss. Eine Wildbrücke solle das sein, so hat er im Dorf gehört und in der Wochenzeitung gelesen. "Das ist doch rausgeschmissenes Geld", meint der Rentner, der sich aus einfachsten Verhältnissen "hochgewurschtelt" hat und auch jetzt am liebsten noch arbeiten würde, wenn Augen und Bein mitspielten. Bei der Bahn, für die er auch schon tätig war, habe es für das Wild Röhren aus Wellblech gegeben, die aufbetoniert wurden. Diese einfachen Konstruktionen hätten es auch getan. Die Brücke hier hingegen, unter der ein breiter Wirtschaftsweg und auch ein Bach hindurchführt, scheint ihm eine ganz andere Funktion zu haben. Wilde Spekulationen über eine potentielle Unterführung für die Amerikaner gehen ihm über die Lippen. Immerhin ist hier der Flugplatz Spangdahlem so nah, dass die Starts der Flieger Gespräche fast unmöglich machen. Franz Peters, Leiter des Baubüros Spangdahlem erteilt den Spekulationen eine Absage. Er stellt klar: "An der A 60 gibt es keine Wildbrücken. Das Bauwerk 70, um das es hier geht, ist eine Brücke für Wild, Gewässer und einen Wald-Wirtschaftsweg, der auch als Wanderweg genutzt wird." Die Größe von 30 bis 40 Metern für eine solche Brücke sei normal. Die Bauwerke würden so gebaut, damit Licht drunter falle und es grün werde. Andernfalls bleibe die Stelle kahl. Aber auch auf das Wild wirke sich die Höhe von sieben bis acht Metern günstig aus.Betriebstor nicht unbedingt für Autos gedacht

Eine andere Frage, die den passionierten Elektronik-Tüftler und Eisenbahn-Liebhaber Junk schon auf seinen Spaziergängen beschäftigte, dreht sich um ein Tor. Das 2,60 Meter breite Tor im Wildkatzenzaun der Autobahn nur wenige Meter nördlich von der Kailbachtalbrücke ist kaum zu öffnen. Gerade mal einen ein Meter breiten Spalt gibt das Tor frei, denn es lässt sich nur nach innen öffnen und dort steht die Leitplanke. "Idiotie", meint Junk. Das Tor solle doch sicherlich auch für Rettungsfahrzeuge passierbar sein. An durchkommen sei für die aber nicht zu denken. Peters vom Baubüro berichtigt: "Das ist ein Betriebstor und nur für den Betriebsdienst gedacht. An dieser Strecke gibt es pro Kilometer etwa eins. An einigen können auch Autos durch, aber die Tore sind nicht unbedingt dafür gemacht." Der Betriebsdienst, der für den Zustand der Straße verantwortlich ist, also Dinge übernimmt wie Streudienst, Reinigung und Überwachung der Entwässerung, habe auch Dinge am Zaun von außen zu regeln. Der Angestellte stelle dann das Auto auf dem Standstreifen ab und könne durch das Tor nach außen gelangen. Soweit so gut. Diese Fragen hätten sich für Junk also geklärt. Dennoch wird die Autobahn für den Rastlosen sicherlich auch in Zukunft noch ein interessantes Studienobjekt hergeben. Am vergangenen Sonntag hat er beispielsweise mit einer Verkehrszählung begonnen. Etwa 580 Fahrzeuge seinen in der Stunde von 15 bis 16 Uhr über die neue Straße. Eine ganz schön hohe Zahl, findet Junk ­ und hat wieder einen Grund, sich zu wundern.

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