Nicht mit Fäusten, sondern mit Überzeugung

WITTLICH. Trotz vieler Probleme und Einschränkungen mit denen Bauern zu kämpfen haben, war die Grundstimmung bei der Jahresversammlung des Kreisbauernverbandes durchaus positiv. Seinen Teil trug dazu auch Referent Clemens große Macke aus Niedersachsen teil.

"Wählen, wollen und verantworten" waren die Schlagworte, die der Hauptreferent der Jahresversammlung im Jugendheim St. Bernhard den Bauern mit auf den Weg gab. "Wenn Du Bauer bleiben willst, lerne zu kämpfen" war der Titel des ernst gemeinten Referates mit dem der Bauer und Berater gr. Macke die Landwirte und andere Gäste oft zu lautem Gelächter anregte. Man solle nicht andere verantwortlich machen, wenn der Betrieb nicht laufe, so seine Botschaft. Diese untermauerte er mit vielen Argumenten und Anekdoten aus seinem eigenen Leben als Bauer. "Uns treibt doch nicht das Geld!", rief er den Anwesenden zu. Er appellierte, die eigene Motivation für den Beruf zu prüfen. Er stellte seinen Zuhörern drei Arten von landwirtschaftlichen Unternehmern vor: die Ameisen, die von morgens bis abends eifrig arbeiten. Trotz ihres Fleißes stellte gr. Macke den "Ameisen" keine gute Zukunftsprognose, da es ihnen vor lauter Schafferei an Weitblick fehle. Als zweite Art nannte er die Enten, "die nur quaken". Sie machten am Stammtisch Weltpolitik, warteten aber immer wieder auf den nächsten Zug, um darauf aufzuspringen. Gr. Macke beklagte, dass auch in den Bauernverbänden und in den Parlamenten zu viele "Enten" säßen. Sein Tipp: "Die muss man abschießen, sonst mutiert man auch zur Ente." Die dritte Art der Unternehmer bezeichnete er als Adler. Dieser bewege sich häufiger weg von seiner Scholle und beobachte mit Argusaugen. Dadurch könne er schneller sein als andere und seine Chancen erkennen. Er appellierte an die Landwirte, sich als Unternehmer zu sehen und auch gemeinsam als Solidargemeinschaft zu arbeiten. Man müsse seinen Betrieb managen und "die richtigen Leute zur richtigen Zeit am richtigen Ort das Richtige" für sich machen lassen. Auch zur inneren Einstellung seinem Beruf und dem Leben gegenüber mahnte er. "Lmaa" habe nicht etwa die von einem großen deutschen Dichter zitierte Bedeutung, sondern heiße nur "Lächle mehr als andere!" Er empfahl auch, für die Zufriedenheit der Familie zu sorgen. "Es wird noch in 400 Jahren Bauern geben", versicherte er, er selbst wolle auf jeden Fall die nächsten 20 Jahre auch noch dazu gehören. Neben diesem Mut machenden erfrischenden Vortrag, nach dem im ganzen Saal eigentlich nur noch lachende Gesichter zu sehen waren, kamen natürlich auch ernste Themen bei den Grußworten zur Sprache. Der Kreisvorsitzende des Bauernverbandes, Manfred Zelder, sprach die EU-Agrarreform an und die auch damit verbundenen Einschnitte bei den Subventionen. Auch die EU-Osterweiterung würde auf dem Rücken der Bauern ausgetragen. Allerdings hoffe er auch auf neue Chancen bei der Erschließung neuer Absatzmärkte. Der Präsident des Bauernverbandes Rheinland-Nassau, Leo Blum, sprach ebenfalls die EU-Agrarreform an. Die Subventionen würden nicht mehr für die Produktion gezahlt, sondern für die Offenhaltung der Kulturlandschaft. Er warnte eindringlich davor, in Folge dieser Politik die Produktion zurück zu fahren. Man wisse nicht, wie lange diese Mittel fließen. "Haltet die Produktion offen, das muss das Hauptziel sein", sagte er. Blum sprach auch über das Haushaltsbegleitgesetz der Bundesregierung. Hier habe man erreichen können, dass Pläne wie die Steuerrückerstattung für Diesel und den Wegfall der Pauschalisierung der Mehrwertsteuer nicht beschlossen wurden. Dabei sprach sich Blum dafür aus, nicht mehr "mit dicken Fäusten" sondern mit nachhaltigem Einsatz und Überzeugung zu agieren. Alexander Licht ging bei seinem Grußwort auch auf die Schweinepest ein. Er sprach von einem Licht am Ende des Tunnels. Landwirtschaft, Jägerschaft und Veterinäramt hätten gut zusammen gearbeitet. Europaabgeordnete Christa Klaß hatte die freudige Aufgabe, Erwin Weber aus Dodenburg für seine langjährige Arbeit als landwirtschaftlicher Gutachter zu ehren. Großartigen Diskussionsbedarf hatten die Landwirte in diesem Jahr nicht, heiter und vom Hauptreferat moralisch gestärkt verließen sie den Saal.

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