Nicht ohne die Bürger

TRABEN-TRARBACH. Wer beerbt Stadtbürgermeister Alois Weber? Diese Frage zieht in diesen Tagen die Traben-Trarbacher in ihren Bann. Mehr als 200 Menschen waren am Donnerstagabend in die Loretta-Halle gekommen, um beim TV -Forum die drei Kandidaten live zu sehen und zu hören, wie sie denn die Doppelstadt "regieren" wollen.

"Es sind drei respektable Bewerber, das hat nicht jede Stadt aufzubieten." Die Vorschusslorbeeren von TV -Redakteur Winfried Simon anlässlich der Vorstellung von Jutta Schneider (CDU), Heide Pönnighaus (parteilos) und Manfred Engels (SPD) sollten sich im Verlauf des zweistündigen Forum als gerechtfertigt erweisen. Alle drei schlugen sich wacker, wenn auch nicht alle Fragen aus dem Publikum auf die ureigene Zuständigkeit eines Stadtoberhaupts gemünzt waren ( zur Fragerunde siehe auch Bericht auf Seite 12 ). Interessante Einblicke in die Persönlichkeitsbilder bot der erste Frageblock von Moderator Simon. Manfred Engels (60) konterte rückblickend auf die Bemerkung von CDU-Sprecher Jürgen Römer, der im Stadtrat der SPD vorwarf, sie verheize mit Engels "jemanden, der gesundheitlich angeschlagen sei". "Ich erfreue mich guter Gesundheit und bin aktiver Tischtennisspieler", sagte Engels, der sich vor fünf Jahren schon einmal um den Bürgermeisterposten beworben hatte. Als beim Amt für Geoinformationswesen arbeitender Altersteilzeitler sieht er keine zeitlichen Probleme. "Anders" als Amtsinhaber und Parteifreund Weber möchte Jutta Schneider den Job machen. 30 Stunden die Woche, die laut Weber mindestens für die ehrenamtliche Tätigkeit aufgebracht werden müssen, sind ihr zu viel: "Ich bin schneller und effizienter, so viele Stunden brauche ich nicht." Die Leiterin der Weinprüfstelle in Wittlich hat von ihrem Dienstherrn schon die Zusage, dass sie sich im Fall der Wahl zeitlich arrangieren werden und sie ihren Beruf weiter ausüben kann.Geltung wie um die Jahrhundertwende

20 bis 30 Stunden seien zu erübrigen, meinte Heide Pönnighaus (57), die halbtags eine Zahnarzt-Gemeinschaftspraxis managt. Obwohl sie als Einzige aus dem Trio keine kommunalpolitische Erfahrung hat, fühlt sie sich der Aufgabe gewachsen. Alle Drei wollen die Bürger bei der Stadtpolitik einbinden und die Ideen und die Arbeitskraft der Ehrenamtlichen angesichts leerer Haushaltskassen nutzen, um die Stadt voran zu bringen. Und was wollen sie besser machen? Traben-Trarbach soll attraktiver werden für Touristen, denen auch eine sportliche Betätigung in den Vereinen ermöglicht werden soll, schlug Engels vor. Und Heide Pönnighaus will sich für mehr Transparenz und Bürgernähe einsetzen. Ganz hoch hinaus will Jutta Schneider: "Die Stadt soll wieder die Geltung haben wie um die Jahrhundertwende." Parallelen gibt es bei der Selbsteinschätzung der Stärken: Die Frauen nennen Organisationstalent und Leistungsbereitschaft, Engels hält es mit den Meteorologen: Erst analysieren, dann vorhersagen. Die Ungeduld als Schwäche teilt er mit Heide Pönnighaus, während Moderator Winfried Simon zu Schneiders Antwort "Wein trinken" beschwichtigend eingriff: "Aber das ist doch keine Schwäche." Gleich zu Beginn der Publikumsrunde sprach Hans-Werner Emert das Thema Sauberkeit in der Stadt an. Alle Bewerber teilten seine Meinung, dass hier einiges im Argen liegt. Mit Spritzdüsen "drüber zu gehen", wäre nicht schlecht, aber es sei auch teuer, bemerkt Engels. Jutta Schneider hält es für sinnvoll, sich mit Städten wie Frankfurt in Verbindung zu setzen. "Die haben das Problem gelöst." Eine Patentlösung gebe es nicht, sagte Heide Pönnighaus. Denkbar wäre für sie, dass Bürger Patenschaften übernehmen oder über einen Wettbewerb zu "sauberem" Verhalten animiert werden. Dem zunehmenden Vandalismus, den Edgar Oberkehr beklagte, könne man nur entgegenwirken, so die Bewerber unisono, wenn man den allgemeinen Werteverfall aufhalte - beispielsweise durch eine bessere Kindererziehung oder Angebote in der Jugendarbeit. Zentrales Verkehrsthema in der Fragerunde war die Brückenstraße. Hans-Joachim Weinmann erhielt auf seine Frage klare Antworten: Schneider und Pönnighaus wollen die Fahrzeuge weiterhin nur am Wochenende raus halten, Manfred Engels plädiert für eine "echte Fußgängerzone und Einkaufszeile". Die Schwellen, die Albert Sonntag als Stolper-Ecken bezeichnet, will nur Heide Pönnighaus aus der Brückenstraße verbannt wissen. Sie seien zwar nicht schön, konstatierte Christdemokratin Schneider, aber allein schon wegen der Raser unentbehrlich. Die Schwellen seien schließlich ein Wunsch aus der Bevölkerung gewesen. Deshalb sollten sie bleiben, bemerkte Manfred Engels.

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