Nie mehr schlängeln

Die Ortsumgehung Wehlen ist seit gestern Realität. "Heute beginnt für Wehlen eine neue Zeitrechnung", sagte Ortsvorsteherin Gertrud Weydert bei der Eröffnung. Hunderte Wehlener waren auf den Beinen, um mit Blasmusik, Gesang, Ehrengästen und natürlich der eigenen Bevölkerung einen Meilenstein in der Ortsentwicklung zu feiern.

Bernkastel-Wehlen. Bei strahlendem Sonnenschein hat es begonnen - das neue Feeling in Wehlen. "Heute beginnt ein neues Dorfzeitalter." Wehlens Ortsvorsteherin Gertrud Weydert strahlte vor Freude. Und mit ihr waren Hunderte von Menschen gekommen, um die Verkehrsfreigabe der lange ersehnten und heiß erkämpften Ortsumgehung zu erleben.Bereits in den 30er-Jahren waren Überlegungen angestellt und 1958 erste Pläne entwickelt worden. Die 60er-Jahre brachten die Einleitung eines Planfeststellungsverfahrens. Das wurde jedoch gestoppt. Dann dauerte es weitere drei Jahrzehnte, bis endlich begonnen wurde. Erforderlich waren massive Interventionen und Proteste der Wehlener Bürger. "Der Verkehrsminister hat erkannt, dass wir keine Ruhe geben", sagte Gertrud Weydert. "Und wir hätten auch keine Ruhe gegeben. 2002 schließlich war Baubeginn mit den ersten Brücken, wenn auch nicht auf der von den Wehlenern gewünschten Trasse weiter oberhalb."

Am gestrigen Sonntag passte alles, die Freude der Ortsvorsteherin, Volksfestatmosphäre bei der Verkehrsfreigabe, und das alles am ersten richtigen, zudem heißen Sonnensonntag des Sommers 2007 im Ort mit der weltberühmten Weinlage "Wehlener Sonnenuhr".

10,5 Millionen Euro investiert

Es passte auch die Inszenierung der Verkehrsfreigabe: Die Wehlener selbst waren aktiv tätig beim Durchschneiden des obligatorischen Bandes. Stellvertretend für die Bevölkerung übernahmen diese Aufgabe Änni Keifer, Else Wilhelmus, Peter Zingsheim, Peter Jung sowie Alisha Maria Scheid, die am Tag der Freigabe ihren elften Geburtstag feierte und dem aus Mainz angereisten Verkehrsminister Hendrik Hering die Schere überreichte. Selbstredend war auch die Ortsvorsteherin beteiligt, ebenso viele Kommunalpolitiker, unter ihnen die Landtagsabgeordneten Dieter Burgard und Bettina Brück, Kreisbeigeorderter Alex Licht, VG-Beigeordneter Leo Wächter, Bernkastels Stadtbürgermeister Wolfgang Port und Edeltrud Bayer vom Landesbetrieb Mobilität, die ebenfalls an diesem Tag Geburtstag feierte. 10,5 Millionen Euro seien investiert worden, darunter 1,5 Million für den Grunderwerb. Verkehrsminister Hendrik Hering dankte den ehemaligen Grundeigentümern für die Bereitschaft zum Verkauf.

"Wehlen ist uns lieb, aber teuer", so der Minister und lobte immer wieder die Wehlener Weine: "Sie verstehen was von Lebensqualität."

"Denn es ist vorbei, kein Schlängeln mehr durch enge Stellen, kein Hängenbleiben an vorstehenden Hausecken", freute sich Gertrud Weydert in ihrer Ansprache. Und dann gab die Ortsvorsteherin Perspektiven für die Zukunft vor: "Wir haben in Wehlen einen Traum, wir wollen das Musterdorf, das Vorzeigedorf in Rheinland-Pfalz werden, bei dem Wirtschaftlichkeit und Ökologie sich ergänzen, in dem Gemeinschaftssinn und Wohnqualität sowie Lebensfreude sind. Wenn wir es als Stadtteil auch etwas schwerer haben: Wir werden alles dafür tun, damit dieser Traum Wirklichkeit wird." Krankenhausseelsorger Gerhard Spelz erteilte den kirchlichen Segen. Die Verkehrsfreigabe endete mit einer Konvoifahrt über die neue Umgehung und die alte Ortsdurchfahrt.

Mit der Verkehrsfreigabe der Umgehungsstraße L 47 sei die wichtigste Etappe für die zukünftige Entwicklung des Ortes geschafft. Gertrud Weydert erinnerte an die Aktion "Weinort der 100 Sonnenuhren" oder die touristische Nutzung des Naturschutzgebietes. Sie hoffe auf die bald renovierte Wehlener kulturelle Mitte, "Alte Kirche und Haus Kaspari", als Ausgangssbasis aller Aktionen.

Ebenso werde das Flurbereinigungsverfahren "Streuobstwiesen bei Wehlen" bald abgeschlossen sein.

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