Nix Colonel, nix Kaffee

SPANGDAHLEM. CDU-Landeschef Christoph Böhr hat am Dienstag die Air Base Spangdahlem besucht. Das angekündigte Gespräch mit Kommandeur Stephen P. Mueller fand allerdings nicht statt.

Die Sache ist schon etwas ärgerlich. Da besuchen ausgerechnet die selbst ernannten dicksten Freunde der Amerikaner den Eifel-Flugplatz, doch so recht willkommen scheint die CDU-Landesprominenz den Base-Verantwortlichen an diesem Tag nicht zu sein. "Die Air Base Spangdahlem ist neutral und keine politische Plattform", belehrt Presseoffizierin Melinda F. Morgan die von CDU-Mann Michael Billen (Bitburg) herbeigetrommelten Journalisten, kaum dass diese im Bus richtig Platz genommen haben.Michael Billen, sagt Major Morgan, sei kein Sprecher des Flugplatzes und dürfe daher auf dem Flugplatzgelände genauso wenig interviewt werden wie CDU-Chef Christoph Böhr. Hoppla, ein Maulkorb für den wortgewaltigen Abgeordneten aus Kaschenbach, das hat schon was! Sollten den amerikanischen Freunden etwa die verbalen Attacken Billens in Richtung Rot-Grün gegen den Strich gegangen sein? Dabei war der Christdemokrat doch voll auf Linie: Die böse Bundesregierung verärgert mit ihrer Anti-Irak-Krieg-Haltung den übermächtigen Bündnispartner und vertreibt damit die US-Militärs aus Deutschland gen Osteuropa."Was Herr Billen sagt", sagt Frau Morgan, die auch als Diplomatin eine gute Figur abgäbe, "ist seine Sache." Jedenfalls habe die anstehende Umstrukturierung rein gar nichts zu tun mit der aktuellen politischen Lage. "Das hat Verteidigungsminister Rumsfeld schon kurz nach seiner Amtseinführung angeordnet." Ach so, na ja. Major Morgan scheint jedenfalls gar nicht so froh darüber zu sein, dass die CDU-Prominenz gleich mit 20 Journalisten im Schlepptau erschienen ist , darunter gleich zwei Fernsehteams des doch angeblich so sparsamen Südwestrundfunks . "Nein", lächelt Militär-Diplomatin Morgan, "it's fine, no problem."Die zwei von den Amerikanern bereitgestellten Busse, einer für die zehn CDU-Politiker, der andere für den Medientross, tuckern gemächlich eine große Runde über den Flugplatz, auf dem gerade viel gebaut wird - wegen des Umzugs von Frankfurt nach Spangdahlem. Zwei, drei Mal bleiben die Busse stehen. Politiker und Journalisten steigen aus, ein US-Planer erklärt die Planungen, dann alles wieder rein in die Busse und weiter zum nächsten Halt. Nach einer Stunde schließlich noch rasch auf die Tower-Plattform, ein wenig Sightseeing - und schon ist die Tour zu Ende. Weder Kaffee gibt's, noch das von Billen zuvor angekündigte Gespräch mit dem Colonel. "Das hat mit der Rede von Bush letzte Nacht zu tun", entschuldigt Billen das Fernbleiben des Spangdahlemer Oberkommandierenden. Ach so. Aber vielleicht hätte ein Vertreter des Colonels ? "Ich habe gesagt: Entweder Oberst Mueller oder keiner", erklärt Billen.Pressesprecherin Melinda Morgan hat den TV übrigens schon am Nachmittag zuvor angerufen und von einer Teilnahme abgeraten. Tenor: Bei der CDU-Visite komme allemal nichts bei rum. "Wir fahren einmal um die Air Base, das war's - ein ganz normales Besuchsprogramm." Morgans Alternativ-Vorschlag: Statt Böhr auf der Base zu begleiten, sollte der TV besser über die parallel stattfindende Verlegung von 150 US-Soldaten in den Mittleren Osten berichten.

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