Nix als Blech

TRABEN-TRARBACH. Wer das Wort Posaunenchor hört, denkt an schmetternde Fanfaren oder laute Hymnen. Die Musiker des Posaunenchors Traben-Trarbach entlocken ihren Blechblasinstrumenten auch zarte Töne. Der Chor ist innerhalb des örtlichen CVJM eine der ältesten Gruppen und damit Keimzelle dieser sehr aktiven kirchlichen Gemeinschaft.

Jeden Freitagabend kommen sie zur eineinhalbstündigen Probe im Heinrich-Held-Heim zusammen. Ein Dutzend junger Menschen, die mit Trompeten, Posaunen und Tuba musizieren. Sie studieren Choräle ein, proben für klassische Konzerte und bereiten anspruchsvolle Musikprojekte vor. Zum Beispiel das Bläsermärchen "Basilius Blech". Der Leiter der Gruppe, Bernhard Rörich, freut sich schon auf die Aufführungen Ende November/Anfang Dezember. Mit den musikalischen Mitteln von Blechblasinstrumenten wird ein Märchen erzählt, in dessen Mittelpunkt ein 13-jähriger Junge steht, der mit Begeisterung in einem Posaunenchor mitspielt. Weil die böse "Thekla Tinnitus" ihre Finger im Spiel hat, spielt der Chor plötzlich statt angenehmer Harmonien schräge Töne. Für den studierten Kirchenmusiker Rörich, der Texte und Musik für dieses Bläsermärchen schrieb, hat das Stück einen ganz besonderen Reiz. "Mit der Musik zu "Basilius Blech" kann man wunderbar musiktheoretische Grundkenntnisse vermitteln", erklärt er. Rörich leitet seit 1982 den Posaunenchor. Bemerkenswert: Davor hatte sein Vater Lothar, heute Ehrenvorsitzender des CVJM Traben-Trarbach, den Taktstock in der Hand. Dessen Vorgänger wiederum war sein Vater Wilhelm Rörich, Gründervater des CVJM und des Posaunenchors. 1922 gründete er den Jünglingsverein Traben-Trarbach, aus dem der CVJM Traben-Trarbach hervorging. Damals war es Mode, dass Kirchen und christliche Verbände aus den Mauern der Gotteshäuser zu den Menschen auf die Straßen gingen, um dort die Frohe Botschaft zu verkünden. Sie benötigten daher eine "mobile" Musik. So kam es zur Gründung zahlreicher Posaunenchöre. Man ging zu Fuß in die Nachbargemeinden, machte in oder vor der Kirche Musik, übernachtete dort und marschierte am folgenden Tag wieder nach Hause. Während des Dritten Reiches wurden auch die Musikvereine "gleichgeschaltet" - statt kirchlicher Choräle war nun Marschmusik angesagt. Der Posaunenchor wurde Ende der 40er Jahre wiederbelebt. Instrumente, die an den Musikverein abgegeben werden mussten, konnten teilweise wieder zurückgeholt werden, neue wurden angeschafft. In den 70er/80er Jahren stieg die Mitgliederzahl auf über 30. Man spielte auf dem Familienfest, beim Choralblasen in der Adventszeit und in Gottesdiensten. Das Repertoire wurde um Swing und Gospel erweitert. Es folgte eine kurze Schwächeperiode, die aber überwunden ist. Der Posaunenchor ist wieder im Aufbau begriffen, vor allem auf die Anfängerausbildung legt Leiter Rörich großen Wert. Neben dem bereits erwähnten Bläsermärchen "Basilius Blech" üben seit Anfang dieses Jahres die Musiker für das Projekt "Nix als Blech." Dabei wechseln sich in einem 45-minütigen Vortrag Texte und Musikstücke ab.

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