Noch hat der Friseur zu tun

WINTRICH. Im Jahr 2007 ist in Wintrich wieder Passionsspielzeit. Die Zahl der Aufführungen wird ausgeweitet, die Kirche wird so gestaltet, dass die Besucher ein besseres Blickfeld haben. Geprobt wird ab Frühjahr 2006.

Wintrich ist ein schmucker Ort. Fachwerk, romantische Winkel, viele Winzerhöfe, Straußwirtschaften, Restaurants und Beherbergungsbetriebe. Gerade was Essen und Trinken angeht, hat der Gast sehr viel Auswahl. Trotzdem ist diese Art von Urlaubsangebot nur ein Mosaikstein auf der Palette der Region. Wintrich hat aber auch etwas zu bieten, mit dem kein anderer Ort weit und breit mithalten kann: die Passionsspiele. Die finden zwar nur alle fünf Jahre statt, haben aber eine Resonanz gefunden, die Appetit macht. Circa 8000 Besucher verfolgten 2002 die 24 Aufführungen in der Kirche. 2007 werden es nach Auskunft von Ortsbürgermeister Dirk Kessler, der in der Leidensgeschichte Jesu den Verräter Judas spielt, bereits 30 Aufführungen sein. Und damit wird auch Platz für mehr als 10 000 Besucher bestehen. Gespielt wird freitags, samstags und sonntags. Außerdem werden die Aufführungen entzerrt. 2002 erstreckten sie sich über die Fastenzeit, 2007 geht es auch über Ostern hinaus (die Feiertage selbst sind aber spielfrei). Die Kirche wird umgestaltet, bekommt neue Podeste und neue Stühle. "Damit wird die Sicht stark verbessert", freut sich Dirk Kessler. Gemeinschaftserlebnis für die Mitwirkenden

Die Akteure, allesamt Laien, sind bereits heiß auf die Aufführungen. "Wann beginnen wir mit den Proben?", wird Kessler häufig gefragt Die Antwort: im Frühjahr 2006. Die heiße Phase beginnt dann im Frühsommer. Dann werden auch wieder Bärte und Haare wachsen. Perücken oder angeklebte Bärte haben weiter keine Chance. Kessler: "Sonst ginge ein Stück Originalität verloren." "Die Mitwirkenden haben einfach Lust am Spielen", erläutert Kessler die Motivation. "Das ist ein Gemeinschaftserlebnis und erzeugt ein Wir-Gefühl." Auf und hinter der Bühne waren im Jahr 2002 rund 200 Mitwirkende engagiert. Es gibt aber noch etwas, was den kleinen, aber vielleicht feinen Unterschied zwischen Wintrich und anderen vergleichbaren Orten ausmachen könnte, wobei dabei weiter der Wunsch der Vater des Gedankens ist. Es gibt seit Jahren einen bestandskräftigen Bebauungsplan für einen Golfplatz oberhalb der Gemeinde. Das Thema ist seit 1996 aktuell. Damals waren Investitionskosten zwischen drei und fünf Millionen Mark im Gespräch. Der damalige Bürgermeister der Verbandsgemeinde, Rainer Grün, machte sich auf die Suche nach Investoren, denn nur die fehlen noch, um das Projekt umzusetzen. Ein Fachmann aus Hamburg attestierte dem Gelände ideale Voraussetzungen. Grüns Nachfolger, Ulf Hangert, setzt die Investoren-Suche fort. Auch Kessler möchte das Projekt verwirklicht sehen. Auf seine Initiative gab es den Besuch einer Golf-Messe in München. "Der Bau eines Golfplatzes wäre ein ganz großer Impuls für uns", sagt der Ortsbürgermeister. Derzeit ist allerdings kein Investor in Sicht.

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