Wer mit Felix Kuhn ein Interview führen will, der muss früh aufstehen. Pünktlich um 8 Uhr sitzt der alte Herr, der am Sonntag seinen 100. Geburtstag feiert, am Küchentisch und freut sich über das geschäftige Leben draußen. Denn der Mann mit den wachen Augen genießt von seiner Wohnung aus einen sehr seltenen, für ihn "fantastischen" Blick durchs Fenster. Oben auf dem Berg thront die Burgruine Landshut und unten pulsiert das Leben am Kueser Brückenkopf-Kreisel. "Hier ist immer was los", bemerkt Kuhn, dessen Steckenpferd und liebstes (Leserbrief)-Thema schon immer Verkehr und Stadtentwicklung sind. Dazu gehört auch die Tageszeitung, denn auch in seinem hohen Alter ist der Trierische Volksfreund seine frühmorgendlich wichtigste Lektüre, die er noch meist ohne Brille bewältigt. Gesund und munter fühlt sich der alte Herr - und das total ohne Pillen. Statt "bitterer" Medizin stärkt er sich lieber regelmäßig mit einer kleinen Süßigkeit. Ernsthaftes Kranksein kennt er nicht, er "musste" in seinem langen Leben höchstens mal eine Erkältung überstehen. Seinen Geburtstag feiert er im Familien-, Bekannten- und Freundeskreis. Und natürlich im Beisein der Nachbarschaft. Denn die sind alle rundherum sehr aufmerksam und stets zur Stelle, wenn er mal Hilfe braucht. Das gibt dem alten Herrn viel Sicherheit. Kuhns Rezept fürs Altwerden lautet: "Früh ins Bett und früh auf". "Und ich brauche immer Leben um mich herum", gibt er gerne zu. Bei seinen Spaziergängen, die aufgrund seines Alters allerdings etwas kürzer ausfallen als früher, trifft er immer wieder alte Bekannte zum Schwätzchen auf der Bank. Auch beim mittäglichen Essens-Stammtisch wird rege Unterhaltung gepflegt. "Dabei werden meine Gesprächspartner immer jünger", betont der 100-Jährige augenzwinkernd. Dass die Eisdiele direkt neben seiner Haustür über Winter Ruhepause macht, bedauert er sehr, "Denn hier trinke ich gerne jeden Tag einen Grappa oder Kaffee". "Meinen Geist gebe ich noch lange nicht auf", versichert Felix Kuhn, dessen Vorname "Glücklich" bedeutet. Und wenn er dazu Gelegenheit und den richtigen Partner hat, spielt er auch noch gerne eine Partie Schach. Jeden Nachmittag macht sich Felix Kuhn ausgehfertig zur kleinen Runde. Noch ist sein Stock immer dabei. "Aber der wird langsam zu alt", verrät Kuhn mit einem Lächeln.