Nur fliegen ist schöner

WITTLICH. "Es war mir eine unvergessliche Fahrt! Ich sah das Gesicht meiner Heimat", so beschrieb Mathias Josef Mehs vor genau 70 Jahren seinen Flug über Wittlich. Als Ballonfahrt - je nach Windrichtung - kann man das Erlebnis des legendären Bürgermeisters im August teilen.

Vom Sehlemet startete vor 70 Jahren das Flugzeug mit einem der bekanntesten Wittlicher: Matthias Josef Mehs. Und vom Lindenhof sollen am Wochenende 13. bis 15. August die Ballone zum zweiten Wittlicher Ballonfahrer-Meeting starten. Wieder können Wittlicher einsteigen und abheben. Wenn der Wind stimmt, können sie wie der "Erfinder der Säubrennerkirmes", ihre Heimatstadt neu entdecken.Von unnennbarer Sehnsucht gepackt

Einige Ansichten sind geblieben. "Aha, der Kirchturm! So sitzt eine Spinne mitten im Netz. Kein Wort beschreibt dieses Turmes Majestät. In gelassener Ruhe und Würde ragt er über die Dächer. Traulich fast ängstlich aneinander geduckt, liegen die Wohnungen und Geschäfte der Burgstraße und der Karrstraße um das Gotteshaus, von ihm behütet, gleich Küken unter den Flügeln der Henne", so schreibt Mehs in "Wittlich aus der Luft gesehen", erschienen im Paulinus-Kalender. Im vergangenen Jahr ist auch sein späterer Nachfolger abgehoben. Als "Graf Ralf - mutiger und tapferer Himmelsbote über der Wittlicher Innenstadt" war Bürgermeister Ralf Bußmer bei der Premiere dabei. Er hat wie Mehs aus der Vogelperspektive auf den Mundwald geschaut, allerdings konnte Mehs Flugzeug über dem "blaugrünen Rücken" wenden. Ballone sind da eigensinniger und machen nur, was auch der Wind will. Deshalb hoffen die "Bollöner" des zweiten Ballonfahrer-Meetings auf günstige Witterung in der Wittlicher Senke. Zwölf Heißluftballone sind schon angemeldet für die drei Tage mit vier Starts. Die Faszination des Fliegens, pardon Fahrens, die Gelegenheit, die Heimat einmal aus himmlischer Perspektive zu betrachten, lockte schon 2003 viele Schaulustige ans Hotel Lindenhof. Die Faszination um den Menschheitstraum vom Fliegen ist zeitlos. Als damals die Propellermaschine zum Flugtag lockte und auch Mathias Mehs anzog, schrieb er: "Eine unnennbare Sehnsucht packt mich. Ich muss hinaus, muss auch mal durch die Lüfte fliegen, zum erstenmal über meine Heimat. Auf dem Flugplatz, dem Sehlemet, tummeln sich viele Menschen herum. Zuschauer und Fahrgäste in Neugierde und Spannung." Und spannend wird es 70 Jahre später auch für alle, die auf der Erde bleiben, zumal ein Ballon fürs Auge allerhand zu bieten hat. Neben den "feurigen" Startvorbereitungen, dem Aufbauschen der Seide zum gigantischen Ballon, dem Entschweben gen Himmel, gibt es eine Präsentation von kleinen Modellballons und ein Extra für Kinder mit Schminken und Hüpfburg, plus vielseitige Verpflegung und Musik. Außerdem kann man miterleben, wie es dazu kam, dass der heutige Bürgermeister zu gräflichen Ehren kam: Denn nach jeder Rückkehr der farbenfrohen schwebenden Riesen gibt es eine standesgemäße Ballonfahrertaufe, die wohl unproblematischste Art für einen "normalen Säubrenner", zu einem "Adelstitel" zu kommen. Vielleicht hat damit der Alltag auf Erden rosigere Aussichten. Mathias Josef Mehs jedenfalls schließt seinen Bericht ab mit: "Die ganze Nacht noch standen mir die geschauten Bilder vor der Seele. Der andere Morgen brachte mich zurück in den Kleinkram des grauen Lebens: ich war wieder ganz auf der Erde." Auf den historischen Bericht hat Willi Waxweiler die Redaktion aufmerksam gemacht. Vorverkauf der Ballon-Tickets für alle, die mitfahren wollen (ab zwölf Jahre): Hotel Lindenhof in Wittlich, Telefon 06571/6920, www.lindenhof-wittlich.de

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