"Oh Mosella..."

TRIER. Auf der anderen Seite des Zauns ist das Gras immer grüner, sagt das Sprichwort und meint, dass man für die Schönheit und Vorteile dessen, was in erreichbarer Nähe liegt, oft blind ist. Aber warum in die Ferne schweifen, wenn eins der schönsten Gebiete Deutschlands einem quasi zu Füßen liegt: das Moseltal.

Die "harten Fakten" sind schnell erzählt: Mit 545 Kilometern ist die Mosel einer der längsten Nebenflüsse des Rheins. Sie entspringt am Col des Bussang in den südlichen Vogesen (Frankreich) auf 735 Metern Höhe. Zwischen Perl und der Einmündung der Sauer bei Oberbillig bildet sie die natürliche Grenze zwischen Deutschland und dem Großherzogtum Luxemburg. Der Abschnitt von Perl bis Trier wird Obermosel genannt - obwohl es sich geografisch nicht mehr um den Oberlauf des Flusses handelt. Von Trier bis Bullay fließt die Mittelmosel und der Abschnitt von Bullay bis zur Mündung in den Rhein bei Koblenz heißt Untermosel. Ab Trier trennt die Mosel die Mittelgebirge Eifel (nordwestlich) und Hunsrück (südöstlich). Um die Mosel schiffbar zu machen, wurde sie ab den 50er Jahren kanalisiert, 14 Schleusen verwandelten den Fluss quasi in eine Aneinanderreihung stehender Gewässer. 1967 wurde die Mosel von Metz bis Koblenz als Schifffahrtsstraße freigegeben. Doch Länge, Ursprung und Mündung machen die Mosel nicht aus. Das Leben an der Mosel ist seit vorrömischer Zeit geprägt von Weinbau und -kultur. Der hohe Mineralstoffgehalt der Böden - an der Obermosel vorwiegend Muschelkalk, ab Trier Schiefer - lässt einzigartige Weine gedeihen. Dabei setzen die Winzer seit einigen Jahren auf Klasse statt Masse und die Rieslinge aus dem Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer haben sich international einen Namen gemacht. Am vergnüglichsten lassen sich die Weine bei einem der vielen Weinfeste in den Dörfern und Städten am Fluss genießen. Am bevorstehenden Wochenende lockt beispielsweise die Zeltinger Weinkirmes. In den kleinen Städten und Weindörfern an den unzähligen Mäandern der Mosel ist das Leben zu großen Teilen auf den Tourismus ausgerichtet. Die römischen Baudenkmäler und mittelalterlichen Burgen, die verschlungenen Wanderpfade und gut ausgebauten Radwege und Trier - weltbekannt als älteste Stadt Deutschlands und Geburtsort von Karl Marx - ziehen Millionen Urlauber an. Dabei wird das Freizeitangebot immer größer: Angeln, Segeln, Yachthäfen, eine der neuesten Marina-Anlagen ist bei Neumagen-Dhron, Schiffsrundfahrten, vor allem ab Trier, Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach, Wasserskifahren, Bananenboot reiten - seine Tage an der Mosel bunt zu gestalten, ist kein Problem. Auch kulturell gibt es entlang des Flusses einiges zu erleben. Allen voran machen die Mosel Festwochen mit einer Vielzahl von Veranstaltungen rund um Bernkastel-Kues die Region zu einem Mekka der Musik. Die Veranstaltungsreihe läuft zurzeit und dauert noch bis zum 3. Oktober. Am Samstag, 6. August, tritt das Ensemble Die zehn Jungen Cellisten im Kloster Machern auf. Am Sonntag, 7. August, spielt das junge ukrainische Klaviertalent Olga Monakh ab 20 Uhr Werke von Beethoven, Schumann und Liszt ab 17 Uhr im Cusanus Geburtshaus in Bernkastel-Kues. Ebenfalls am Sonntag lädt der Trierische Volksfreund ab 11 Uhr zum Picknick-Konzert auf die Kurparkwiese am Kurgastzentrum in Bernkastel-Kues ein. Dort gibt es feinste Big Band Musik. Nur den Picknick-Korb müssen die Besucher selbst mitbringen. Doch wer an der Mosel lebt, muss auch mit der Mosel leben: Regelmäßig im Winter und im Frühling tritt die Mosel über ihre Ufer. Dann fluten schlammige Wassermassen Straßen, Keller, Wohnungen und Gaststätten. Wie die Mosel das Leben im Grenzgebiet und im Tal zwischen Eifel und Hunsrück bestimmt, davon berichtet der TV in den nächsten Tagen.

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