Orgel stimmt sich auf die Moderne ein

PÜNDERICH. Klassische Arrangements, Volkslieder, Improvisationen: Das Orgelkonzert in der Pfarrkirche "Maria Himmelfahrt" in Pünderich vereinte unterschiedliche Stile, nahm sich verschiedener Jahrhunderte und nationaler Einflüsse an.

Robert Burger, Winfried Hansel, Peter Friesenhahn und Ewald Gibbert führten den etwa 80 Zuhörern die Zeitlosigkeit der Stummorgel vor Augen. "Eigentlich ist sie in der Klassik zu Hause", sagt der Beilsteiner Organist Winfried Hansel über das musikalische Herzstück der Pfarrkirche. So eröffnete Robert Burger (Briedel) das Konzert mit Johann Sebastian Bachs "Präludium BWV 553". Eine verspieltere Komposition brachte Hansel mit "Voluntary VII" von Georg Friedrich Händel zu Gehör. Und auch die Ode an Wolfgang Amadeus Mozart musste man in dessen Gedenkjahr nicht missen: Hansel brachte sie in Form von "Alleluja" dar, einem Auszug aus "Exsultate Jubilare". Mit Variationen über ein argentinisches Volkslied wagte sich Peter Friesenhahn, freier Musiker aus Pünderich, über die kulturellen Grenzen Deutschlands hinaus: eine tanzende Melodie, von tiefen Farbnoten unterlegt und gespickt mit Klangbildern, die an Georges Bizet erinnerten. Das pompöse "Trumpet Voluntary" (Jeremiah Clarke), das der Pündericher Organist Ewald Gibbert gemeinsam mit Hans Peter Busch und Siegfried Lauterborn an den Flügelhörnern spielte, fügte sich dagegen ob der Jahreszeit nur schwer in das ansonsten leichtere Programm. Auf Burgers Interpretation von Bachs "Präludium BWV 556" ließ Hansel das mächtige "Dialogue sur les grand jeux" (Francois Couperin) und ein schillerndes Adagio für Gläserspiel Mozarts folgen, indem er sich vibrierender Flötenklänge bediente. Besonders ausgefeilt: Friesenhahns Kombination der Orgel mit einem Synthesizer, die der Improvisation "Ruhe vor dem Sturm" zu einem metallisch klingenden Einstieg verhalf und damit die Vereinigung mit der Moderne ermöglichte. "Wenn die Stumms das wüssten, die würden sich freuen", sagte Hansel im Hinblick auf die Vielfältigkeit der Orgel, die 1813 bis 1815 von Franz Heinrich und Carl Stumm gebaut und 1977 restauriert wurde. Zum Abschluss des Konzerts spielte Hansel eine Improvisation über den Sängerspruch von Rudolf Desch "Du Land der Burgen". Mit "Nun danket all" und "Gegrüßet seist du Königin" führte Gibbert zurück zu den geschätzten Kirchenliedern des Gotteslobs. Der Aufforderung von Pastor Axel Huber, "Bisher haben sie Sonne getankt, laden Sie jetzt die Seele zum Auftanken ein", kam Christian Simon mit dem Vortrag meditativer Texte nach. Zwischen den Musikstücken gab er Denkanreize, die sich mit menschlichen Schwächen und Sensationsgier beschäftigten. Die Botschaft: Man sollte sich weg von negativen Nachrichten und hin zu mehr Lebensfreude bewegen, eigene Fehler eingestehen und der Gerechtigkeit Vorrang vor Kurzsichtigkeit einräumen. Welche wichtige Funktion die vollmechanische Schleifladenorgel in dem Gotteshaus in Pünderich innehat, betonte Pastor Axel Huber bereits in seiner Begrüßung. Schließlich sei die Musik laut Augustinus "die höhere Form des Betens." Die Pündericher Orgelkonzerte finden nun im zweiten Jahr statt. Sie sollen die Bevölkerung auf den Wert ihrer Stummorgel aufmerksam machen und um Spenden für die Instandhaltung werben.

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