Paradebeispiel Innenstadt

WITTLICH. Eine anonyme Umfrage in Wittlich soll die Basis der Diplomarbeit von Christine Schmeiser am New College Durham in England werden. Die 21-Jährige arbeitet an einer Studie mit dem Titel "Der Einzelhandel in Wittlich".

"Ich untersuche, wie und warum der kleine Einzelhandel unter dem Trend der grünen Wiese leidet. Die Probleme gibt es letztlich überall, deshalb gab es keine Einwände, dass ich Wittlich exemplarisch untersuche", sagt Christine Schmeiser. Sie studiert im Fachbereich "Business, Management and Administration" am New College Durham in Nord-England und war auf der Suche nach einem Thema für ihre Diplomarbeit. "Der Einzelhandel ist in einer Krise, das gilt auch für England. Da ich die Entwicklung in Wittlich kenne und miterlebt habe, will ich sie untersuchen", erklärt die StudentinEs gibt die Chance, Nischen zu finden

Dazu hat sie anonymisierte Fragebögen für Konsumenten und Geschäftsleute entworfen, deren Ergebnisse in ihre Arbeit einfließen sollen. Insgesamt sollen rund 150 Wittlicher befragt werden. "Die Rücklaufquote ist Wahnsinn", freut sie sich besonders über die Kooperation des Einzelhandels: "Die Menschen sind sehr offen. Ich habe schon viele interessante Hintergrundgespräche geführt. Eigentlich sagt keiner, er wolle nicht mitmachen." Generell meint sie: "Natürlich hat sich die Entwicklung verschlechtert. Die Situation ist nicht einfach. Aber es gibt die Chance, Nischen zu finden, um sich abzusetzen." Mit ihren beiden Fragebögen will sie "ein möglichst breites Bild bekommen" - zum einen darüber, wie die Stimmung ist, zum anderen darüber, was aus Sicht der Kunden und Geschäftsleute tatsächlich geboten wird und wo Schwachstellen gesehen werden. "Was ist wichtig, wenn Sie kaufen gehen?" Solche Fragen stellt die Studentin den Konsumenten. Umgekehrt klopft sie bei den Einzelhändlern ab, welche besonderen Service-Angebote zu finden sind. Parallel dazu informiert sich Christine Schmeiser bei der Stadtverwaltung und dem Verein Wittlich Stadtmarketing. Neben den Verhältnissen vor Ort sieht sie als Rahmenbedingungen für die Ist-Situation auch allgemeine Trends: "Es darf eine unheimlich aggressive Werbung gemacht werden. Ich nenne nur ‚Geiz ist geil‘. Damit macht es die große Politik dem Einzelhandel schwer. Wenn beispielsweise argumentiert wird, man lasse dem Handel allgemein alle Freiheiten, wird dabei übersehen, dass nur die Großen davon profitieren können."Mehr Wert auf Service gelegt

Andererseits habe sich das Einkaufsverhalten geändert: "Der Konsument geht gerne zu Discountern, argumentiert aber häufig, dass er unheimlich gerne die kleinen Geschäfte erhalten sehen will." Und sie thematisiert eine weitere Entwicklung. "Früher war es eher so, dass der Kunde den Verkäufer um etwas bittet, was er haben möchte. Heute ist es umgekehrt: Der Verkäufer geht auf den Kunden zu. Es wird mehr Wert auf Service und Freundlichkeit gelegt." Als erstes Fazit beschreibt die Studentin für Wittlich: "Es gibt zwei Gruppen: Die einen sagen, es sehe gar nicht gut aus und man sei pessimistisch, die anderen sehen optimistisch nach vorn. Manche sagen, es sei zu spät. Daran glaube ich persönlich nicht. Es ist sicherlich nicht ganz einfach, aber man könnte einiges anpacken." Abschließend sagt sie: "Es gibt überall pro und contra, aber es gibt kein falsch und kein richtig." Über die Ergebnisse der Arbeit wird derTV berichten.

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