Party-Stress bei der Polizei

BERNKASTEL-WITTLICH. Sommerzeit ist Party-Zeit. Doch viele Anwohner, die sich von Gegröle und lauter Musik gestört fühlen, tragen den Kampf mit den feiernden Nachbarn nicht selbst aus, sondern überlassen das der Staatsgewalt. Die Polizei fährt gerade an Wochenenden von einer Garten-Party zur nächsten.

Für viele ist sie die schönste Zeit des Jahres: An langen und warmen Sommerabenden läuft die Grill-Saison auf Hochtouren. Der Polizei bereiten aber gerade diese Garten-Partys viel zusätzliche Arbeit. "Mit den ersten schönen warmen Abenden im Mai häufen sich bei uns die Anrufe wegen Ruhestörung", sagt Helmut Kaspar, Leiter der Polizeiinspektion Bernkastel-Kues. Bei genehmigten Feiern oder Konzerten gibt es jedoch kaum Beschwerden, "da in solchen Fällen die Auflagen sehr hoch sind und zu einer bestimmten Uhrzeit die Musik aus sein muss", erklärt Kaspar. Was den Ordnungshütern an der Mosel am meisten Kopfzerbrechen bereitet, sind private Feiern. "Es gibt Nächte am Wochenende, da gehen mehr als 20 Anrufe wegen Lärmbelästigung bei uns ein", sagt Kaspar.Viel ruhiger geht es da bei der Polizei in Wittlich zu. "Übermäßig viele Beschwerden gibt es bei uns nicht. Außerdem macht Grillen mit Musik einfach mehr Spaß", zeigt sich der stellvertretender Dienststellenleiter Jürgen Riemann verständnisvoll.Weniger verständnisvoll scheint es im Einzugsbereich der Wache Bernkastel-Kues zuzugehen. Anstatt im Vorfeld der Garten-Party die Nachbarn darüber zu informieren, dass es etwas lauter werden könnte, überrumpeln die Party-Gastgeber ihre Nachbarn häufig. Doch nicht nur in dieser Richtung mangelt es an der nötigen Kommunikation. Die Nachbarn, die sich gestört fühlen, gehen oft nicht zuerst zu den Lärmverursachern, sondern wählen den Weg des geringsten Widerstandes und rufen die Polizei. Meist kommt dann der Zusatz: "Aber sagen Sie bitte nicht, wer sich beschwert hat." Diesen Spruch bekommt auch Peter Werland, Leiter der Dienststelle Morbach, häufig zu hören. Er ist der Meinung, dass die Polizei immer öfter instrumentalisiert wird. Diese Auffassung vertritt auch sein Kollege Kaspar: "Wir werden missbraucht, um Nachbarschaftsstreitigkeiten zu schlichten.""Fahren erst raus, wenn es mehrere Beschwerden gibt"

Da Polizeistationen sowieso unter chronischem Personalmangel leiden, müssen die Beamten genau abwägen, zu welcher dieser lauten Partys sie ausrücken. Andere Einsätze, bei denen offensichtlich Gefahr in Verzug ist, haben da Priorität. "Wir fahren meist erst dann raus, wenn mehrere Beschwerden über eine Veranstaltung eingegangen sind", sagt Kaspar. Da die Herren in Grün wissen, dass sie keine gern gesehenen Party-Gäste sind, versuchen sie als erstes, dem Gastgeber der Party mit einem Anruf klar zu machen, dass er den Lärmpegel runter schrauben muss. "Das funktioniert meist auch - sofern er das Telefon hört." Wenn das nicht hilft, statten die Polizisten der Garten-Party einen Besuch ab. "In über 80 Prozent der Fälle ist die Sache damit erledigt", weiß Kaspar. "Wenn es dennoch in der Lautstärke weitergeht, hat das Ganze ein Nachspiel. Dann schreiben wir einen Bericht an die Ordnungsbehörde der Verbandsgemeinde, die wiederum erhebt ein Bußgeld." (siehe Hintergrund)Mit einem sehr uneinsichtigen Ruhestörer hatten es die Beamten aus Bernkastel kürzlich in Ürzig zu tun. "Als der Mann die Musik einfach nicht leiser drehen wollte, mussten wir seine Lautsprecherboxen mitnehmen." Dann war Schluss mit der lauten Mucke.Einen Tipp, unnötigen Ärger zu vermeiden, hat Kaspar für alle, die eine Party feiern wollen: "Am Besten lädt man die Nachbarn gleich mit ein." Dann stimmt das Nachbarschaftsverhältnis, und die Polizei kann sich um die Dinge kümmern, für die sie eigentlich da ist.

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