Pastor Moritz öffnet die Türen

BERNKASTEL-KUES. In vielen Orten gibt es einen Jugendraum, in der Stadt Bernkastel-Kues fehlt ein solcher. Im Stadtteil Kues tut sich für den katholischen Nachwuchs eine Alternative auf.

Einträchtig sitzen Georg Moritz und Michael Meyer nebeneinander am alten Harmonium im Kueser Pfarrhaus. Die Liebe zu Gott eint den Pastor der Pfarrei St. Briktius und den Organisten und Dekanatskantor sowieso. Die Musik liegt dem Gottesmann, der auch Diözesan-Präses der Kirchenchöre ist, und dem Orgelspezialisten, der auch weltliche Chöre leitet, ebenfalls im Blut. Doch was nützt dies, wenn die Kirchengemeinde davon nichts mitbekommt? Die 3300 Katholiken der Pfarrei registrieren aber sehr wohl, was sich in und um die ehrwürdige Pfarrkirche herum tut. Als Georg Moritz im November 2000 sein Amt antrat, fand er zirka 20 Messdienerinnen und Messdiener vor. Ähnliche Zahlen registrierte er auch bei der von Michael Meyer geleiteten Kinder- und Jugendschola. Zweieinhalb Jahr später verzeichnen beide Gruppierungen enorme Wachstumszahlen: 47 Messdienerinnen und Messdiener, 46 Schola-Mitglieder. Zirka zehn Mädchen und Jungen dienen Gott in beiden Funktionen. Der Zulauf setzt sich fort: Von den 17 Kommunionkindern, die vor wenigen Wochen zum Altar schritten, werden, so Moritz, zehn das Messdiener-Gewand überziehen. Die Arbeit mit den Kindern ist dem Seelsorger wichtig. Über die Kinder erreicht er die Eltern - und umgekehrt. Natürlich gab es auch vor dem November 2000 in dieser Richtung Aktivitäten in der Pfarrei St. Briktius. Aber nicht in der Quantität und Qualität, wie Michael Meyer bestätigt. "Man darf Kinder nicht wie eine Nebensache behandeln. Man muss ihnen sagen, dass man sie braucht." So umschreibt Pastor Moritz seine Devise. Der 44-Jährige weiß, dass er in einer Idylle wirkt. Kues ist weiß Gott kein sozialer Brennpunkt. Doch die gesellschaftlichen Probleme machen vor dem Geburtsort von Nikolaus Cusanus nicht Halt. Moritz: "Es gibt Unordnung in der Welt. Viele Menschen leben in Angst, viele Menschen träumen vom Frieden. Doch Frieden kann nur dort beginnen, wo der Mensch zur Ruhe kommt." Moritz bietet dafür seine Pfarrei an: "Ich versuche, dass man dort mit kleinen Möglichkeiten den Frieden leben kann." Pastor und Kantor ergänzen sich bei diesem Vorhaben. Moritz vermittelt das Wort Gottes per Wort, Meyer durch die Musik. "Durch die Musik kann ich den Glauben transportieren", erklärt der Kantor. Deshalb wird er nicht müde den Kindern zu sagen, wie wichtig es ist, dass sie regelmäßig zur Probe kommen. Meyer: "Das Gruppengefühl schweißt zusammen." Die Schola engagiert sich nicht nur in der Kirche. Gemeinsam mit der Theater-AG des Nikolaus-von-Kues-Gymnasiums hat sie mehrfach das Musical "Florian auf der Wolke" präsentiert. Auch beim "Regenbogenfisch" des Kindergartens St. Antonius wirkte das junge Ensemble mit. Doch was ist mit den Eltern? Vielleicht sind sie ja froh, dass ihre Kinder gut versorgt sind, wollen aber ansonsten wenig mit Kirche und Gott zu tun haben. Moritz ist nicht so blauäugig zu glauben, dass ihm die Erwachsenen nun ebenfalls die Türen einrennen. Doch er möchte auch ihnen näher kommen. Ihm schwebt eine Erwachsenengruppe vor, mit der er sich regelmäßig treffen will. Rekrutieren möchte er sie vor allem aus den Katechetinnen und Katecheten der Kommunionkinder und Firmlinge. Weitere Interessenten sind aber willkommen. Von einer solchen Gruppe könnten die Kinder profitieren. Denn eines fehlt in Kues genauso wie im gegenüber liegenden Bernkastel: ein Jugendraum. Ob es einen solchen, vielleicht in Trägerschaft der Pfarrei St. Briktius, geben wird, hängt davon ab, ob sich Erwachsene an der Betreuung beteiligen. "Ich mache Türen auf", verspricht Moritz, "aber ich brauche dabei Begleitung."

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