Per Traktor, Kahn und Handwägelchen

PIESPORT. (urs) 80 wird der Piesporter Karnevalsverein "Mir sen se" erst nächstes Jahr. Mit seiner Vorfeier, einem Sommerfest samt einem vom ganzen Ort unterstützten historischen Umzug, hat der Verein aber schon heute mächtig Dampf dafür gemacht.

Die Bilder sprechen für sich. Die harte Arbeit auf dem Feld und im Wingert ist ein zentrales Thema beim historischen Umzug in Piesport. Ebenso aber die "Huhnenfeier", die früher dazu gehörte und mit dem Hahnenschrei "eingefordert" wurde, wie sich mancher Zaungast erinnert. Auch im Haus gab es reichlich zu tun, wie die Festumzügler zeigen. Vor allem mühselig das Wäschewaschen, für das die Frauen unentwegt schwere Kleidung schrubben, auswringen und zum Trocknen aufhängen. Davor und dahinter führen Handwerker das schweißtreibende Tagwerk des Dorfschmieds vor, während andere ihr Holz per Dampfantrieb sägen oder sich im Sensendengeln üben. Das den Zuschauern angebotene Gläschen Wein oder das zünftige Schmalzbrot machen aber klar, dass es auch anno dazumal ein Leben neben der Arbeit gab. Dass die nächtliche Ruhe im behaglichen Federbett von einem knatternden Fahrrad mit Hilfsmotor gestört wurde, dürfte jedenfalls die Ausnahme gewesen sein. Ebenso wie mit Frack und Zylinder bekleidete Holzratschen-Herren, die in solch großen Horden vor 80 Jahren wohl kaum durchs Dorf zogen. Denn jene Zeit hat der damals begründete Karnevalsverein "Mir sen se" mit dem vom ganzen Dorf unterstützten historischen Umzug aufleben lassen. Zum eigentlichen Jahrestag 2007 wird dann erneut gefeiert und zwar etwas größer als beim jetzigen Sommerfest. Allzu genau hat es der Verein mit den 80 aber zum Glück nicht genommen. Wäre den Hunderten von Zaungästen, die die vom Umzug passierten Straßen säumen, doch sonst manches Schätzchen verborgen geblieben. So etwa die alte Spritze der Piesporter Feuerwehr. Beim Anblick des guten Stücks, Baujahr 1863, wird aber selbst Nostalgikern klar, warum früher viele Häuser abrannten. "Bis die die Pferde angespannt hatten, war es zu spät", kommentiert ein Mann vom Fach. Doch mussten damals zumindest nicht die Holzräder tagelang eingeweicht werden, um mit dem Museumsgefährt überhaupt fahren zu können. Was die stilecht gekleideten Wehrleute aber für diesen Tag gern auf sich genommen haben. Schließlich haben ja auch Bootsschiffer und Schlepperfahrer ihre fahrbaren Untersätze für den Umzug herausgeputzt. Das Urteil des Publikums fällt daher verdient positiv aus. "Der Zug ist einmalig - wirklich schön", freuen sich Besucher aus Ahrweiler, dass sie der Zufall her geführt hat. Auch der Ausschank beim Sommerfest ist ganz nach ihrem Geschmack: "Ein super Fest und schöne Gläschen habt ihr hier", sagt Bernd Jüsgen und verspricht: "Wir kommen wieder."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort