Perspektiven auch mit 50

WITTLICH. Über 50 Jahre alt und arbeitslos: Das klingt in diesen Zeiten ziemlich hoffnungslos. Damit es nicht so bleibt, wurde der Beschäftigungspakt "50 plus" ins Leben gerufen.

Aufgelegt hat das Programm "Perspektive 50plus - Beschäftigungspakte für ältere in den Regionen" das Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Das Ziel ist klar: Langzeitarbeitslose über 50 in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren, und zwar in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse. Genutzt werden sollen hierbei vor allem Kreativität und Gestaltungskraft der Wirtschaft vor Ort. Über einen Zeitraum von zwei Jahren werden nun innovative Modellprojekte gefördert, die im vergangenen Herbst im Rahmen eines Ideenwettbewerbes ausgewählt wurden. In der Region Trier existieren neun Vermittlungszentren, eines davon auch in Wittlich. Das Projekt hat zwei prominente Paten für sich gewinnen können: Landrätin Beate Läsch-Weber und Walter Kunsmann, Vorsitzender des Wirtschaftskreises Wittlicher Tal, stellten es im Überbetrieblichen Ausbildungszentrum (ÜAZ) der Öffentlichkeit vor. "In wenigen Jahren fehlt exakt das Klientel der älteren Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmarkt", sagt ÜAZ-Geschäftsführer Hartmut Weber, "weshalb neben der Jobvermittlung auch die Lobby-Arbeit sehr wichtig ist". Jeweils 20 ältere Langzeitarbeitslose werden im Vermittlungszentrum geschult, das sich in den Räumen des ÜAZ befindet. Drei Monate lang werden sie trainiert, gecoacht, beraten und abschließend in Praktika in einzelne Betriebe vermittelt. Hier müssen sie sich bewähren und zeigen, was in ihnen steckt, so Ulrike Katschinski-Niemeyer von der DAA Job Plus GmbH, die mit der Vermittlungsarbeit beauftragt wurde. "Es gibt kein alt und jung, es gibt nur gut und schlecht", ermunterte Kunsmann die Betroffenen. Auch wenn vereinzelte Unternehmer dies anders sehen würden: Erfahrung zähle als Mitgift im Betrieb, und die könne sich keiner kaufen, die könne man sich nur erarbeiten. Fragen stellen, Interesse zeigen, das Wissen der anderen abfragen, das sei die Aufgabe, die im Praktikum allerdings von jedem einzelnen abverlangt werde. Mit Blick auf die demografische Entwicklung der Republik urteilte Läsch-Weber: "Es ist das richtige Projekt zur richtigen Zeit." Die Wirtschaft müsse sich die Potenziale von älteren Menschen erschließen, die Politik könne sie auf diesem Weg aktiv begleiten. Diese Begleitung stellt sich Kunsmann offensiv von Seiten der Arbeitslosen als auch von Seiten der Vermittler vor: Sie müssten unbedingt Vorschläge machen, wer in welchen Betrieb passen könnte. Projektleiter Franz Donkas konnte erste Erfolge verbuchen. Seit November hätten bereits 45 Frauen und Männer versicherungspflichtige Jobs gefunden. Die Chancen für weitere Vermittlungen stünden gut. Die Konjunktur hat nach Kunsmanns Aussage deutlich angezogen, und in 6500 Betrieben in Donkas' Verantwortungsbereich werden sich wohl noch ein paar freie Arbeitsplätze finden lassen. Eingliederungszuschüsse helfen dabei.

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