Pferdewechsel in Hetzerath

WITTLICH-LAND. Die erste und auch die letzte Postkutschen-Linie der Eifel führten einst durch das Gebiet der heutigen Verbandsgemeinde Wittlich-Land. Sie brachten der Region infrastrukturelle Vorteile, als es kaum Straßen gab.

Wenig bekannt: Salmrohr und Hetzerath, zwei Orte der heutigen Verbandsgemeinde Wittlich-Land, profitierten über Jahrhunderte von einer infrastrukturellen Einrichtung, die es in der restlichen Eifel und auch an der Mosel so nicht gab. Gemeint sind Straßen, simple Verbindungswege zwischen Dörfern und Städten, die heute als selbstverständlich angesehen werden. Noch vor 200 Jahren gab es in der Eifel lediglich eine einzige ausgebaute Straße zwischen Trier und Koblenz. Und die führte quer durch das Wittlicher Land über Hetzerath, Salmrohr, Wittlich und den Grünewald hinauf über Hasborn nach Koblenz. Grund für die Erbauung im Jahr 1725 war die Einrichtung eines Postkutschenkurses, des ersten in der Eifel und des einzigen im gesamten 18. Jahrhundert. Der "kurtrierische Postwagen" war mehr als nur eine verkehrspolitische Entscheidung. Er war der Wunsch nach Fortschritt in der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung. Der Trierer Kurfürst schloss mit dem Haus Thurn und Taxis als Betreiber einen Vertrag, der mehr als nur ein formaler Akt war. Im Gegenteil - die Einrichtung einer solchen Route bedurfte zuallererst der Herstellung kutschentauglicher Fahrwege. Straßen waren im 18. Jahrhundert nicht vorhanden oder kaum ausgebaut. Umso erstaunlicher ist es, dass bereits 1726, ein Jahr nach Vertragsabschluss, die erste Postkutsche auf der neu erbauten Strecke verkehren konnte. Und die führte über Eifelhöhen mit Pferdewechselstationen in Hetzerath, Wittlich, Lutzerath, Kaisersesch und Polch. Die neue Einrichtung Postkutsche wirkte weit über die postalischen Bedürfnisse hinaus, obwohl sie nur einmal wöchentlich verkehrte und pro Fahrt lediglich ein halbes Dutzend Personen befördern konnte. Erst im 19. Jahrhundert fuhr die Kutsche täglich. 1851 startete sie in Trier um 13.45 Uhr und fuhr über Ruwer und Schweich nach Hetzerath. Dort war Pferdewechsel. Dann ging es weiter über Salmrohr (mit Haltestelle beim Wirt Schmitt) und den Hof Breit zur nächsten Pferdewechselstation in Wittlich. Die Fahrt dauerte in die Nacht hinein. Ankunft in Koblenz war am Morgen um 5.10 Uhr.Abschied vom "geliebten Postwägelchen"

Preußen errichtete ab 1816 weitere Straßen auch im Wittlicher Land. Sie wurden im 19. und 20. Jahrhundert zum heute bekannten Straßennetz ausgebaut. Interessant ist auch: Über Hetzerath lief nicht nur die erste Postkutsche der Eifel, sondern auch die letzte. Wehmutsvoll notierte der Rivenicher Schulchronist 1932 zur Fahrt der einspännigen Kutsche von Hetzerath über Pohlbach bis nach Gladbach: "Am 30. November 1932 durchfuhr das geliebte Postwägelchen mit den munteren Rößlein zum letztenmal unser Dorf, und von da ab kamen die Pakete im Kraftwagen. Ein Stück Unberührtheit des Friedens der alten Zeit, die hier noch im letzten Pferde-Postfuhrwerk (...) nachklang, ist geschwunden."

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