Pippi Langstrumpf trifft Deep Purple

WITTLICH. 1300 Menschen lernen an 40 Orten Musik: So groß ist die Schülerzahl und die lokale Abdeckung der Kreismusikschule. Wer die Institution "auf einen Blick" kennen lernen wollte, hatte dazu bei der Instrumentenvorstellung "Hast Du Töne – Wie klingt das?" Gelegenheit. 500 Menschen nutzten das Angebot in Wittlich.

Das Mädchen mit den lustigen Zöpfen hüpft zur Bühne. "Hey, Pippi Langstrumpf" singt die Oboe. Vorher hat ein Knirps auf dem Stuhl in "Luftgitarren-Manier" schon die beiden E-Gitarren bei der Rock-Hymne "Smoke on the water" von Deep Purple begleitet. Ein anderes Kind formt beim Vortrag "Die Forelle" der jungen Hornistinnen ein Mundstück mit der kleinen Hand und bläst leise vor sich hin: Abwechslungsreich war das erste von zwei Konzerten, das die Schüler und Lehrkräfte der Kreismusikschule im Atrium des Wittlicher Cusanus-Gymnasiums boten. Alle Instrumente - außer Fagott - und Stilrichtungen wurden vorgestellt. So folgte etwa auf den anspruchsvollen Jazz-Titel "Straight no chaser" von Theolonius Monk gleich das "Hänschen Klein" des ganz jungen Nachwuchses mit dem Akkordeon. Und wie es sich für ein Konzert gehört, musizierte manchmal auch das Lampenfieber mit - oder, wie ein Dozent spaßhaft bemerkte: "Oh, wir haben heute gleich mehrere Lampenfieber". Mit Klatschen und Mitsingen des Publikums wurde das jedoch flugs vertrieben. Stolze Eltern sahen ihre Kinder erstmals auf der Bühne - und das gleich vor großem Publikum. Das allerdings war ungewöhnlich gemischt: Viele hatten gerade Grundschulalter, entsprechend schwer fiel das Sitzen, denn bei manchem Zwei-Minuten-Beitrag durfte es dann doch etwas mehr sein. Statt in zwei Konzerten sämtliche Instrumente vorzustellen, will man daher das Konzept im kommenden Jahr ändern. Frank Wilhelmi, Leiter der Kreismusikschule, sagt: "Wir werden dann die Instrumentengruppen splitten. Dann ist auch mehr Zeit für die Beratung." Wilhelmi ist sehr zufrieden mit der Resonanz. 2001 hatte man erstmals in der Kreisverwaltung das Angebot präsentiert. Weil die zweite Veranstaltung dieser Art am Samstag so erfolgreich war, soll es schon 2005 eine weitere geben: "Wahrscheinlich gehen wir dann nach Bernkastel-Kues". Im Atrium konnte man schon einmal erleben, wie warm und satt ein "Euphonium" klingt und wie rund und tief die Tuba, oder, wie es der Lehrer erklärte: "Was man mit viel Luft alles machen kann." Wer schon in Wittlich neugierig auf das Angebot geworden war, hatte zwischen den beiden Konzerten Gelegenheit, sich die Instrumente und Lehrer in den umliegenden Klassenräumen anzuschauen. Da wurde poliertes Blech vorsichtig "gefühlt", in Mundstücke geblasen, zaghaft auf Schlaginstrumente geklopft oder an Saiten gezupft. Die "Schlagwerker", die 80 Schüler stellen, bildeten übrigens den Abschluss des ersten Konzerts, etwa mit klingenden Röhren, den "Boom Whackers", beim Stück "Boomdongdong". Frank Wilhelmi sagt dazu später: "Diese Klasse zeigt, dass bei uns das ganze Instrumentarium genutzt wird. Normalerweise denkt man: Da sitzt einer am Drum-Set und hämmert drauf los." Dass das nicht stimmt, wissen jetzt auch die Jüngsten. Einen Knirps hat die "schlagende Truppe" trotzdem begeistert: "Super! Die waren cool!" Dass das für alle Jungmusiker galt, zeigte die Reaktion des Publikums: Applaus war der Dank nach jedem Stück, für manchen war es der erste im Leben. Infos unter 06571/14333 oder www.bernkastel-wittlich.de.

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