Plädoyer für eine neue Schulkultur

WITTLICH. Über "das neue Familienbild der CDU" referierte beim Kreisparteitag in Wittlich die bildungspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Katharina Reiche. Doch die Harmonie innerhalb der CDU-Kreisverbandsfamilie war am Freitagabend leicht getrübt. Otto Maria Bastgen sorgte für einige Misstöne.

Sogar die Wahl von Delegierten und Ersatzdelegierten in Parteigremien wie Landesparteiausschuss, Landesparteitag oder Bezirksparteitag kann spannend sein. Dann nämlich, wenn sich einzelne Parteimitglieder übergangen fühlen und sogar parteiinterne Intrigen vermuten. So geschehen auf dem CDU-Kreisparteitag in Wittlich, an dem 141 Mitglieder teilnahmen.Otto Maria Bastgen sorgte mit seiner Kritik an der Vorschlagsliste für die Delegiertenwahlen zum Landesparteitag für Unruhe. Er habe es nicht nötig, in eine Kampfkandidatur zu treten, deshalb ziehe er seine Bewerbung zurück, sagte der Kröv-Bausendorfer VG-Chef. Grund für Bastgens Misstöne: 15 Delegierte kann der Kreisverband Bernkastel-Wittlich zum Landesparteitag schicken, doch auf der Liste standen 18. Genau 15 Personen hatten die neun Gemeindeverbände, so ist es Usus, nach ihrer Mitgliederstärke benannt, drei weitere kamen aber zusätzlich von der Jungen Union. Nachdem Bastgen freiwillig verzichtet hatte, mussten nur noch zwei weitere dran glauben: Rita Faßl-Lichter aus Maring-Noviand und Ulf Hangert, beide vom Gemeindeverband Bernkastel-Kues, erhielten die wenigsten Stimmen. "Ich weiß nicht, woher die Stimmung gegen mich kommt", wetterte Bastgen und deutete an, man habe die Junge Union vorgeschickt, um "unerwünschte Personen" wie ihn von der Liste zu wählen. Kreisvorsitzender Alexander Licht konterte kühl: "Jede Versammlung ist souverän, ihre Kandidaten zu wählen." Licht selbst verzichtete im Anschluss bei der Delegiertenwahl für den Bezirksparteitag auf seine Bewerbung, ebenso Hiltrud Kolz aus Longkamp. Auch hier waren zwei Personen "zu viel" auf der Liste. Nach diesem eher unerfreulichen Zwischenspiel war wieder Zuversicht und Einigkeit angesagt. Katharina Reiche, bildungspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion erntete für ihren familien- und bildungspolitischen Vortrag viel Zustimmung und Applaus. Eine ihrer Hauptforderungen: Um eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, auch unter dem Gesichtspunkt einer besseren Bildung von Kindern, zu erreichen, sei der Ausbau des Betreuungsangebots voranzutreiben. Handlungsbedarf bestehe bei den Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren sowie beim Angebot an Ganztagsschulen. Kernpunkt der Familienpolitik der Union sei die Wahlfreiheit für Eltern. Diese sei aber nur bei einem ausreichenden Angebot gegeben. Familien- und Bildungspolitik gehörten zusammen, beide müssten miteinander verzahnt werden. Die Wucht des Wertewandels im Gefolge der "68er" sei unterschätzt worden, das deutsche Schulwesen habe sich negativ verändert. Die Pisa-Studie habe gezeigt, dass Werte wie Disziplin leistungssteigernde Faktoren seien. Dazu gehörten auch Eigenschaften wie Ordnung, Fleiß und Pünktlichkeit, die unter linken Reformern lange als Sekundärtugenden verschrieen gewesen seien. Deutschland brauche eine neue Schulkultur und mehr Elternengagement. Guter Unterricht brauche klare Bildungsstandards. Deutlich kritisierte sie die Bildungspolitik der Regierung. Das Ergebnis werde beim Pisa-Bundesländervergleich deutlich. Denn dort rangierten die unionsgeführten Länder in der Spitzengruppe. Reiche: "Eine ideologisierte Schul- und Bildungspolitik gefährdet auch das Sozialstaatssystem. Was unser Land braucht, ist eine Leistungsschule und eine Schule der Anstrengungsbereitschaft."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort