„Pläne müssen geändert werden“

SPANGDAHLEM/BINSFELD. Schulterschluss zwischen Kommunalpolitikern und Bürgerinitiative: Der Ausbau der US-Air-Base Spangdahlem ist in der derzeit geplanten Form nach ihrer Auffassung den Menschen nicht zumutbar. Änderungen des Konzepts sollen notfalls gerichtlich durchgesetzt werden.

In der geplanten Form ist der Ausbau der Air-Base Spangdahlem den Menschen am Flugplatz nicht zuzumuten. Darin waren sich die Teilnehmer der Informationsveranstaltung der Bürger Initiative Erweiterungsgegner Air-Base Spangdahlem (BIEGAS) einig. Einen solchen Schulterschluss zwischen Ausbaugegnern und den Vertretern der Politik hatten die gut 120 Besucher der Veranstaltung in der Binsfelder Saalholzhalle nicht erwartet. Fehler bei Genehmigung offensichtlichFür Ortsbürgermeister Lothar Herres und Christoph Holkenbrinck, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Wittlich-Land, sind die zu erwartenden Immissionen nach dem Ausbau nicht hinnehmbar. Für Holkenbrinck geht es darum, „dass das Leben in Binsfeld so menschlich wie möglich bleibt“. Der VG-Rat befürchte jedoch, dass die Ausbaupläne die Lebensqualität zu stark beeinflussten. „Der Gemeinderat Binsfeld begrüßt den Ausbau“, stellte Herres fest, „jedoch müssen Veränderungen an den Plänen vorgenommen werden“. Auch Günther Schneider von der BIEGAS stellte fest, dass seine Gruppe nicht grundsätzlich gegen den Ausbau der Air-Base ist. Er stellte jedoch noch einmal die Punkte heraus, die deutlich machen, warum seine Gruppe gegen das Vorhaben ist. „Die Transportmaschinen werden so aufgestellt, dass ihre Abgase in den Ort getrieben werden“, sagte Schneider. Nur 500 Meter von den ersten Häusern Binsfelds entfernt sollen die Maschinen abgestellt werden. Gerade die geplanten Triebwerksteststände beunruhigten die Menschen. Dort werden unter Volllast die Triebwerke der Großraumflugzeuge getestet. Bei den ersten Wohnhäusern soll der Abgasstrahl eine Geschwindigkeit von rund 54 Kilometern pro Stunde haben, was Windstärke 7 (steifer Wind) entspricht. Schneider ging noch einmal auf die Risiken ein, die der Flugzeugtreibstoff JP 8 mit sich bringt. Er kritisierte beispielsweise die Berechnungen in den Gutachten, die aussagten, dass die Ruß-Emissionen nur innerhalb des Flugplatz-Geländes nachweisbar seien. „Gerade hinter den Triebwerkstestständen müsste es eine Abgas-Fahne geben. Gibt es aber nach den Gutachten nicht“, sagte Schneider. Die Erweiterung generell in Frage stellte Kalle Kress vom Bund Umwelt- und Naturschutz (BUND) Kaiserlautern. Er widersprach der These, dass die amerikanischen Mitbürger die heimische Wirtschaft stärkten. Die Region Kaiserslautern habe rund 200 000 deutsche Einwohner. „Nach Berechnungen des Einzelhandelsverbands tragen die 45 000 Amerikaner nur zwei bis drei Prozent zum Umsatz bei“. Außerdem widersprach er dem Argument, dass 400 Arbeitsplätze in der Eifel geschaffen würden. „Die werden größtenteils mit Militärs und Zivil-Amerikanern besetzt“. Außerdem seien regionale Firmen nur sehr beschränkt am Ausbau beteiligt. „Schauen sie sich die Nummernschilder der Firmen an, die jetzt auf den Flugplatz fahren“, sagte er. Kress resümierte angesichts der Tatsache, dass Rheinland-Pfalz den Ausbau mit Steuergeldern finanziert: „Das Land muss sich fragen lassen, ob die Millionen für den Ausbau nicht besser in die zivile Infrastruktur investiert werden sollten“. Kress stellte fest, dass es sich bei der Verlegung nicht, wie behauptet, um eine militärische Maßnahme handelt. „Fraport will den Flughafen Frankfurt erweitern. Da stören die Amerikaner nur“, sagte Kress. Wenn die Air-Force weiter in Frankfurt bliebe, müsse in Spangdahlem und Ramstein nicht ausgebaut werden. Die Gutachten seien „08/15-Gutachten“, deren wissenschaftliche Grundlagen aus den 60er Jahren stammten. Die Ergebnisse solcher Gutachten seien von deutschen Gerichten mehrfach korrigiert worden. Zu den Aussichten eines Gerichtsverfahrens gegen den Ausbau in seiner jetzigen Form äußerte sich Christoph Holckenbrinck optimistisch. „Derjenige, der die Genehmigung erteilt hat, hat gemerkt, dass er Fehler gemacht hat“, sagte der Bürgermeister. Er könne sich nicht vorstellen, dass die Amerikaner ihr Vorhaben „auf Teufel komm’ raus durchsetzen“.Lothar Herres kritisierte, dass Gemeinde und Verbandsgemeinde in ihrem Widerstand lange Zeit allein auf weiter Flur gestanden hätten. „Damit haben uns alle allein gelassen“, sagte Herres. „Ich hätte mich bei diesem wichtigen Projekt gefreut, wenn sich Politiker aller Coleur dafür einsetzen würden, dass das optimale für die Bevölkerung herausgeholt wird.“Ebenso wie Herres begrüßten BIEGAS und Holkenbrinck die Anregung, dass sich alle Landtags- und Bundestagsabgeordneten gemeinsam an den Tisch setzen sollten, um etwas für die Menschen am Flugplatz zu erreichen.

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