Pointen am Piano

KLEINICH. "So lange ich Geld dafür kriege, dass ich so schwätze, wie ich schwätze, schwätze ich noch lange so", sagt Peter Friesenhahn. Das wird viele Kabarett-Freunde freuen, denn auch beim Mundartabend im Kleinicher Gemeindesaal begeisterte er zusammen mit seinem Idar-Obersteiner Künsterkollegen Martin Weller das Publikum.

"En Heerd Lait" war am Samstagabend nach Kleinich gekommen, um sich im Rahmen der "Moselfränkischen Mundarttage" den Auftritt von Friesenhahn und Weller nicht entgehen zu lassen. Und wie es sich für eine Veranstaltungsreihe dieser Art gehört, wurden die Zuhörer von den VG-Beigeordneten Rita Trarbach und Leo Wächter auch in Platt begrüßt. Beim Treffen des "wahnsinnigen Winzers" mit dem "Hochwald-Cowboy" wurde zunächst dem Barden von "hinterm Wald" der Vortritt gelassen.Deftige Lieder aus der Schmuckstadt

Seit 1997 widmet sich Martin Weller der Mundart. Und weil in seiner Heimatstadt Idar-Oberstein gern gut ,,gess" wird, was sich vor allem im exzessiven ,,Fleesch verbrore", vorzugsweise von Spießbraten, äußert und zudem auch "viel getrunk" wird, sang der 46-Jährige als ersten Song auch folgerichtig seinen "Bierbauch-Blues". Aber auch ansonsten geht Weller mit offenen Augen durch sein ,,Revier". So entstand mit ,,Eich sinn räsch" (Ich bin reich) ein Lied, das von einem Idarer Landsmann handelt, der durch "Schmuckgeschäftcha" kurzfristig zu Geld kam, das er jedoch schnell wieder los wird.Der gelernte Schmucksteinfasser hat aber nicht nur skurrile Lieder zu bieten, auch Liebesballaden gehören zu seinem Repertoire. Doch ganz ohne Ironie geht's auch beim "soften" Weller nicht. So beschäftigt sich ,,Geh net weg" beispielsweise mit der Frage, ob der beste Rollbraten oder die beste Figur siegt. Nach einer musikalischen Persiflage auf die historische Rivalität der Stadtteile Idar und Oberstein und der Weller-Version vom Maffayschen ,,Et woar Summer" durfte natürlich auch in Kleinich das Lied nicht fehlen, das den heute in Vollmersbach lebenden Barden berühmt machte : der "Hochwald-Cowboy".Vertonte Halbwahrheiten vom Pündericher Winzer

Nach der Pause hieß es dann "Bühne frei" für den Kabarettisten und Pianisten Peter Friesenhahn. Und, wie man es vom Pündericher gewohnt ist, nahm dieser seine in diesem Jahr besonders ,,mostgewichtigen" Moselaner Landsleute, aber auch seine Nachbarn oder mit Schirmen bewaffnete Touristen augenzwinkernd aufs Korn.Es sei schon vorgekommen, spöttelte Friesenhahn, dass sich Letztere bei geselligem Genuss von Rebensaft im Mosella-Land in der Strophe vertun und ,,Warum ist es am Rhein so schön" tönen. Zu den vertonten "Halbwahrheiten", die Friesenhahn zum Besten gab, gehörten aber auch ,,Das verlogene Klassentreffen" und das Lied für einen allzu anhänglichen weiblichen Fan, der fortan nie mehr in der ersten Reihe gesehen wurde.Mit ,,Iwerall is Musik" und dem Hunsrück-Blues ging ein unterhaltsames, zweiteiliges Mundart-Konzert zu Ende, bei dem sich in Kleinich sicher neue Freunde der ,,Moodersprooch" fanden.

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