Politik fängt im Kopf an

SALMTAL. (gkl) Ein volles Haus bescherte der Vortrag von Heiner Geißler dem CDU-Gemeindeverband Wittlich-Land in Salmtal. In einer engagierten Rede ging der ehemalige Generalsekretär der Christdemokraten auf die aktuelle Weltlage und ihre Folgen für Deutschland ein.

 Heiner Geißler signierte nach seinem Votrag Bücher.Foto: Gerhard W. Kluth

Heiner Geißler signierte nach seinem Votrag Bücher.Foto: Gerhard W. Kluth

Andrea Berg, CDU-Vorsitzende des Gemeindeverbandes Wittlich-Land war schon ein wenig stolz, dass Geißler ihrer Einladung zu einem Vortrag nach Salmtal gefolgt war. Hier zeigte sich die Wertschätzung, die Geißler über alle Parteigrenzen hinweg genießt. Im vollbesetzten Bürgerhaus fanden sich bei weitem nicht nur CDU-Mitglieder. Viele dachten wohl so, wie Manfred Hower, Ortsbürgermeister in Salmtal es sagte: "Ich bin ja wirklich kein Freund der CDU, aber den Geißler höre ich mir gerne an. Der Mann hat Format und was der sagt, hat Hand und Fuß." Das Thema, zu dem Geißler in Salmtal sprechen wollte, hieß "Deutschland vor historischen Herausforderungen". Natürlich konnte er dabei an der aktuellen Weltpolitik, sprich am Irakkrieg nicht vorbei gehen, bezog sich aber zunächst auf die jüngste Geschichte und machte darauf aufmerksam, dass wir gegenwärtig gewaltige Umbrüche in der Weltgeschichte erleben, wie sie es noch nie gegeben habe. "Die Geschehnisse von 1989 als eine Wende zu bezeichnen, ist der größte Unsinn, den ich je gehört habe. Das, was damals geschah, war keine Wende, das war, wenn auch absolut unblutig, eine Revolution." Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, sagte Geißler, ist die Weltordnung aus den Fugen geraten. Die neu entstandenen Staaten suchten jetzt nach einer neuen Ordnung, die nicht leicht zu finden ist. Was zu klären sei, wäre die Frage nach der Führung in solch einer neuen Ordnung. Mit der UN könne er ganz gut leben, aber schon beim Sicherheitsrat habe er große Schwierigkeiten. Mehrfach ging Geißler auf seine Aussage, dass Politik in den Köpfen anfange, ein. So auch in der Frage des Kampfes gegen die Terroristen und des Irakfeldzuges. "Der amerikanische Präsident kann vielleicht einen Osama Bin Laden stellen und auch töten. Damit wird aber nicht das Problem gelöst, denn das Gedankengut dieses Mannes sitzt in Millionen von Köpfen. Ebenso ist es mit Saddam Hussein. Wenn es den Amerikanern gelingt, den zu beseitigen, müssen sie, wenn sie konsequent sind, in den Nachbarstaaten gleich weiter machen." Als grundweg falsch bezeichnete Geißler es, den Kampf gegen den Terror als Kreuzzug zu bezeichnen und erläuterte die historische Bedeutung dieses Ausdrucks. Dem Irakkrieg sprach er die Rechtfertigung ab, da die drei Kriterien Justa Causa (der gerechte Grund), Ultima Ratio (das letzte Mittel) und die Recta intensiv (die richtige Zielsetzung), die einen solchen Feldzug genehmigen würden, aus seiner Sicht nicht erfüllt seien. Ausführlich ging Geißler auch auf die derzeitige Weltwirtschaft ein. Es gehe nicht an, dass Millionen Menschen vom Wohlstand, in dem wir lebten, ausgeschlossen würden. Wenn da nicht eine grundlegende Änderung herbeigeführt werde, könnten die Probleme nicht gelöst werden. "Das Kapital", sagte Geißler, "ist sehr wichtig, aber wichtiger ist der Mensch." Und weiter sagte er: "Die Gier nach dem Geld zerfrisst die Hirne der Menschen." Eine große Aufgabe der Bundesrepublik sah er darin, die ursprünglichen Werte der sozialen Marktwirtschaft, die er als den einzigen gangbaren Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus ansieht, wieder in den Vordergrund zu stellen. Der kräftige und lang anhaltende Applaus zeigte, dass Geißler mit seinen Ansichten auf eine breite Zustimmung gestoßen war, die nur wenig mit Parteipolitik zu tun hatte. Er wurde gewürdigt als ein Mensch, der Ideen hat und bereit ist, für diese Ideen auch zu kämpfen.

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