Pollen kennen keine Grenzen

WASCHEID/WITTLICH. Ein wirtschaftliches Erfolgsmodell mit sauberen Eifel-Produkten: Das sind die Bio-Höfe in der Region. Damit das auch so bleibt, warnen ihre Betreiber vor dem Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft.

Da kann man nicht meckern: Der Ziegenhof Steinrausch brummt, die Nachfrage nach Öko-Käse aus Wascheid steigt. Und in Wittlich macht der Demeterhof Breit von Paul Brandsma ebenfalls saubere Geschäfte mit Produkten aus dem eigenen Bio-Laden: Käse, Getreide, Kartoffeln oder Streuobst-Saft. Regino Esch, Ehefrau Sibylle und Wiebke Medau verarbeiten in Wascheid mittlerweile rund 96 000 Liter Milch (von 160 Ziegen) jährlich zu knapp zehn Tonnen Käse, der bundesweit zu kaufen ist - auch unter dem Siegel der Regionalmarke Eifel. Der Vertrieb könnte noch etwas besser funktionieren, vor allem in der Heimat: "Unser Käse ist in Berlin einfacher zu kriegen als in Bitburg", sagt Regino Esch. Ansonsten aber gilt: Der Hof läuft, er ernährt drei Erwachsene plus Anhang, bietet demnächst einen Ausbildungsplatz und ist zudem häufig Gastgeber bei Informationstagen zum Ökolandbau. Zu den Besuchern zählen Fachleute genauso wie Familien, Schulkinder und Kindergarten-Schützlinge. In Wittlich sind neben Brandsma und seiner Familie bereits durchgehend Auszubildende und Praktikanten beschäftigt. Dennoch bleiben den Landwirten genügend Sorgen erhalten. Stichwort Gentechnik (TV vom 23. Mai): "Das macht uns große Bauchschmerzen", sagt Esch. "Und dass Verbraucher-Minister Horst Seehofer da keine klare Stellung bezieht. Da brauchen wir - und alle Bauern - klare Absicherungen und Haftungsregeln." Denn selbst wenn die große Mehrheit deutscher Landwirte nach wie vor auf traditionellen Anbau setzt: Im Magen der Bürger landen Bestandteile gentechnisch veränderter Produkte dennoch, zum Beispiel auf dem Weg über das Futter von Tieren, die Fleisch, Milch, Käse oder Eier liefern. In Deutschland darf unter anderem gentechnisch veränderter Mais angebaut werden. Esch: "Aber der Bauer muss dann dafür sorgen, dass der auch auf seinem Feld bleibt." Das Problem: Pollen kümmern sich nicht um Grenzen. "Wenn die sich ausbreiten, ist eine Trennung nicht mehr möglich. In Nordamerika kann man bereits keinen gentechnikfreien Raps mehr anbauen." Zum Sachschaden komme der Image-Verlust - mit "Bio" wäre es vorbei. "Wir fürchten schon sehr, dass das kommt", bekennt Paul Brandsma. "Wir sind gesetzlich dazu verpflichtet, unsere Produkte von Gentechnik freizuhalten. Wenn aber in der Umgebung gentechnisch veränderte Pflanzen ausgesät werden, können wir irgendwann dieser Garantie nicht mehr nachkommen."Appell an die Verbraucher

Kurz: "Da sollte man sich heftig gegen wehren. Ansonsten bedeutet es das Aus für die Bio-Betriebe." "Und für die gute, konventionelle Landwirtschaft", ergänzt Esch. Brandsma appelliert auch an die Verbraucher: Rund drei Viertel von ihnen seien gegen den Einsatz von Gentechnik. "Nur - dann müssen sie sich auch entsprechend verhalten und sich umfassend darüber informieren, in welchen Produkten bereits Gentechnik steckt." Dazu ein Tipp von Regino Esch: www.faire-nachbarschaft.de oder www.oekolandbau.de Für alle, die mehr wissen wollen: Der Hof in Wascheid feiert an Pfingsten im Rahmen der Öko-Aktionstage seinen fünften Geburtstag. Programm: Sonntag, 4. Juni, 20 Uhr, "Kultur und Kulinarisches" mit Jazz, Käsebuffet und Bio-Wein. Anschließend Kino mit der Komödie "Grasgeflüster". Am Pfingstmontag, 5. Juni, ist Hoffest für Familien, gemeinsam mit der Kindertagesstätte Niederprüm. Programm: Hütehunde-Vorführungen, Hof- und Käsereibesichtigung. Eintritt frei, mehr unter www.hof-steinrausch.de

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