Postraub erwünscht

WITTLICH. Briefumschläge als Baumschmuck, der hoffentlich bis Heiligabend verschwindet? In der Wittlicher St.-Markus-Kirche sollen Besucher diese Dekoration jedenfalls bis Weihnachten entfernen und damit bedürftigen Menschen helfen. Die Idee stammt von der Caritas.

"16 Jahre, schwanger, Schülerin"; "Familie mit einem Kind (vier Jahre), Vater schwerer Pflegefall nach Autounfall"; "Alleinerziehende Mutter, arbeitslos, ein Kind (sechs Jahre)"; "Junge Familie mit einem körperlich schwer behinderten Kind (vier Jahre), Vater arbeitslos": Das sind die Adressaten auf den Umschlägen. Sie sind anonym, sprechen in ihrer Kürze jedoch Bände. Jeder Brief, der in der St.-Markus-Kirche am Weihnachtsbaum unter der Orgelempore baumelt, steht für ein Schicksal. "Ihre Spende hilft", steht daneben, denn die Briefumschläge sollen verschwinden, die Adressaten eine kleine Unterstützung in Form eines Einkaufsgutscheins erhalten.Gutschein-Geschenk, das direkt hilft

Der Caritasverband Wittlich hat den "Wunschbaum" aufgestellt. Damit soll Not leidenden Familie oder Einzelnen geholfen werden. Zugute kommt die Hilfe ausschließlich und ganz persönlich Menschen aus Wittlich und Umgebung, die in einer sehr belastenden Lebenssituation bei einem der Fachdienste des Caritasverbandes Rat und Hilfe gesucht haben.

Rainer Martine von der Caritas sagt: "Es ist ein kleines Pilotprojekt. Dafür hat sich die Wittlicher Pfarreiengemeinschaft angeboten. Im kommenden Jahr wollen wir es vielleicht auf das Kreisgebiet ausdehnen. Hier kann jeder selbst auswählen und entscheiden: ‚Diesem Menschen oder dieser Familie will ich etwas Gutes tun.‘ Die Spenden verschwinden nicht in einem großen Topf."

Jeder kann eines der 50 Kuverts auswählen und mitnehmen. Anschließend bittet der Caritasverband darum, Einkaufsgutscheine von Stadtmarketing Wittlich e.V. zu erwerben, die es bei der Stadtverwaltung in der Schloßstraße, im Alten Rathaus am Marktplatz und in der Touristinformation in der Neustraße gibt. Wie viel er ausgeben will, ist jedem selbst überlassen. Die Geschenkgutscheine gibt es ab zehn Euro.

Der Gutschein kommt dann in den Umschlag, der in der Caritas-Geschäftsstelle, Kurfürstenstraße 6 in Wittlich, oder im Pfarrhaus abgegeben wird. Durch die Kennziffern auf dem Kuvert ist garantiert, dass die angegebene Familie oder der Einzelne den vom Spender zur Verfügung gestellten Gutschein erhält und die Dinge einkaufen kann, die er am dringendsten benötigt. Rainer Martini erklärt dazu: "Wir haben lange überlegt, ob die Unterstützung durch Bargeld oder Gutscheine erfolgen soll. Zum einen wollen wir auch die heimische Wirtschaft fördern, und zum anderen ist ein Gutschein liebevoller und hat eher Geschenkcharakter. Geld kann auch als Almosen gesehen werden."

Die Solidaritätsaktion soll denen eine kleine Freude machen, die in Not geraten sind, sei es durch Arbeitslosigkeit oder Schicksalsschläge. Bei den Betroffenen reiche das Geld oft "vorne und hinten" nicht. Sogar am Essen müsse gespart werden. Familien mit Kindern fehle darüber hinaus häufig das Geld für den Einkauf von Schulmaterial, Kleidung oder kleinen Spielzeugen - Ausgrenzung und Benachteiligung seien die Folge. Wenn viele Menschen "Engel" spielen, sollen neue Kuverts an das Bäumchen gehängt werden. Rainer Martini meint: "Wir hoffen, dass viele mitmachen. Wenn an Heiligabend alle Briefe verschwunden sind, wäre das optimal."

Wer sich beteiligen will, aber keine Gelegenheit hat, den "Weihnachts-Wunschbaum" zu nutzen, kann sich mit der Caritas in Verbindung setzen. Ansprechpartner: Rainer Martini, Telefon 06571/ 915518, oder über die Zentrale, Telefon 06571/91550. Auf Wunsch wird eine Spendenbescheinigung ausgestellt.

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