Premiere im Brückenkeller

BERNKASTEL-KUES. Mit Gitarre und Mundharmonika brachten vier Solisten den gut 100 Besuchern der ersten "Bernkastel-Blues-Nacht" die Welt des Blues näher. So richtig Stimmung kam jedoch erst gegen Mitternacht auf.

Erst früh am Morgen neigte sie sich ihrem Ende zu, die erste "Bernkastel-Blues Night" mit Hans Blues und Boogie, laut Veranstalter dem "Urvater des deutschen Blues", sowie dem Schotten John Kirkbride, Mundharmonika-Künstler Marc Breitfelder und Mike Brosnan aus Neuseeland. Die Sänger und Gitarristen, die vor allem Eigenkompositionen, gespickt mit dem ein- oder anderen Klassiker zum Besten gaben, traten anfangs solo, später im Duett und mit Band (Jens Peter Abele, Bass, und Oliver Kaufmann, Schlagzeug) auf. Ein improvisiertes, schwungvolles Zusammenspiel, das laut Kirkbride wie folgt funktioniert: "Jemand spielt eine Tonart an und man muss das mitmachen." Für einige der Zuschauer war die Nacht aber zu diesem Zeitpunkt leider bereits zu Ende. Denn wer am Montagmorgen zur Arbeit musste, konnte sich wohl kaum die ganze Nacht um die Ohren schlagen. Daher endete für einige, die es mit der "Night" nicht ganz so wörtlich genommen hatten, der erwartungsvoll begonnene Abend mit einer Enttäuschung.Wenig Zusammenspiel, dafür viele Soli

"Ich bin ein bisschen enttäuscht, ich hatte mit mehr drunter vorgestellt", gestand Blues-Fan Roswitha Faust ein. Die Mülheimerin hatte gedacht, "dass die mehr zusammen spielen und nicht alle nur solo." Doch hatten die drei bis um halb elf aufgetretenen Solisten in dieser Richtung keine Ambitionen gezeigt. Dabei war die erste Blues-Nacht in Kues bis dahin offiziell seit zweieinhalb Stunden im Gange. Als dann auch noch eine 20-minütige Pause eingelegt wurde, kamen sie und ihr Begleiter zu dem Schluss, auf das erwartete Zusammenspiel nicht mehr allzu lange warten zu können. Denn Egon Mayer, der für Blues und Boogie extra aus Trier gekommen war, musste früh morgens wieder zum Dienst. "Von der Darbietung her kann man nichts sagen - spielen können die", zeigte er sich mit dem musikalischen Können der Akteure zufrieden. Was sie jedoch vermissten, war die Stimmung. Einige seien ja auch bereits gegangen. Eine Gruppe aus Bernkastel-Kues schien dagegen entschlossen, länger auszuharren. "Total positiv, dass hier Live-Musik außerhalb der Touristen-Saison stattfindet", schwärmte Christel Hegner. Was sich nach Ansicht von Andreas Radtke auch in der Resonanz widerspiegelte: "Gut besucht für einen Sonntagabend", stellte er fest. Für den Moselaner daher "absolut positiv" - und da komme ja auch noch was. Schade nur, dass auch für sie die Nacht keine allzu lange sein konnte. "Es hätte früher anfangen können", kommentierte Adrian Hegner den um 45 Minuten verspäteten Beginn. Zumal er morgens wieder frisch in der Schule sein müsse, so der Lehrer. Aber vielleicht gebe es ja Besucher, die diese Nacht richtig nutzen könnten, hoffte Angelika Radtke. Und die gab es tatsächlich. Kurz nach 23 Uhr strömte eine Gruppe Norweger aufgekratzt in den sich bereits leerenden Keller. "Sie haben den Laden zum Glühen gebracht", ließ Veranstalter Sammy Hackländer am nächsten Tag wissen. Auf die Frage, warum er diese für nur fünf Euro anbieten konnte, entgegnete er: "Weil Sonntag war". Außerdem seien die Musiker an dem Wochenende zum Verlagstreffen in der Stadt gewesen. Für die zweite Blues-Nacht will er das Programm aber möglichst "ummodellieren", damit auch Frühaufsteher länger bleiben können.

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