Profis fürs Ehrenamt

WITTLICH. Die CDU spielt ihre höchsten Trümpfe aus: Erstmals kandidieren vier Verbandsbürgermeister für den Kreistag. Der Einsatz der "Profis" wird an der Parteibasis nicht nur positiv gesehen.

Eine Europaabgeordnete, zwei Landtagsabgeordnete und vier Verbandsbürgermeister: Die CDU-Kreistagsfraktion in Bernkastel-Wittlich könnte nach der Kommunalwahl am 13. Juni zu einem Drittel aus hauptamtlich tätigen Politikern bestehen. Vorausgesetzt: Die Bürgermeister schaffen mit Hilfe des Kumulierens und Panaschierens den Sprung von den hinteren Listenplätzen nach vorne. Was wegen ihres hohen Bekanntheitsgrades durchaus möglich ist. Diese geballte Präsenz der hauptamtlichen Bürgermeister rief in der jüngsten Kreistagssitzung auch den Koalitionspartner FDP auf den Plan. Fraktionsvorsitzender Dirk Richter befürchtet, dass "der Kreistag auf diesem Weg seinen Charakter als ehrenamtlich besetztes, kommunales Selbstverwaltungsgremium verlieren würde". Auch an der Parteibasis der CDU regte sich Widerstand. Ein vom Gemeindeverband Wittlich-Land vorbereiteter Antrag für den Kreisparteitag der CDU im März, mit dem den Bürgermeister-Kandidaturen ein Riegel vorgeschoben werden sollte, kam nicht zur Abstimmung. "Wir haben eingesehen, dass wir uns damit nur selber schaden, wenn wir es breit treten. Der Zeitpunkt, dies zu diskutieren, lag zu nahe an der Wahl", so Ulrich Junk, Vorstandsmitglied des CDU-Gemeindeverbandes Wittlich-Land. Dieses Thema müsse aber nach der Wahl ausdiskutiert werden. Junk: "Wir werden genau beobachten, wie der Wähler reagiert und wie sich die Bürgermeister im Kreistag verhalten." Die Entscheidung von Christoph Holkenbrink, nicht für den Kreistag zu kandidieren, begrüßt Junk. Der Verwaltungschef aus Wittlich-Land nennt zwei Gründe: Er habe ohnehin schon einen ausgefüllten Zeitplan und: "Ich möchte keine Plätze wegnehmen für andere, die sich aus Wittlich-Land im Kreistag engagieren möchten." Abgewinkt hat auch der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Manderscheid, Wolfgang Schmitz. Er schloss sich seinem Gemeindeverband an, dessen Mitglieder mehrheitlich gegen eine Kreistags-Kandidatur des Bürgermeisters waren. Keine Probleme in der DoppelrolleBürgermeister und Kreistagsmitglied sehen die "Neulinge" Ulf Hangert (VG Bernkastel-Kues), Gregor Eibes (Einheitsgemeinde Morbach) und Ulrich Weisgerber (VG Traben-Trarbach). Dies sei "ein konsequenter Schritt, um Kommunalpolitik durchgängig zu machen" (Hangert), und eine "Motivation, sich für alle VG's einzusetzen und nicht nur für die eigene" (Weisgerber). Kein Konfliktpotenzial in der Doppelfunktion sieht auch Gregor Eibes, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Morbach. Er hat nicht nur den Segen der CDU. Auch die Freien Wähler, die ihn bei der Bürgermeisterwahl mitgetragen haben, haben sich mit Eibes ausgesprochen und tolerieren die Kreistagskandidatur. FWG-Vorsitzender Hugo Bader: "Es ist eine heikle Angelegenheit, aber wir sehen lieber einen Gregor Eibes im Kreistag als einen CDU-Mann von der Mosel." Otto Maria Bastgen, seit 15 Jahren für die CDU im Kreistag, hält die Bürgermeister für so intelligent, "dass sie sich bei bestimmten Punkten zurückhalten und keine Kirchturmspolitik machen". CDU-Kreisvorsitzender Alex Licht verweist darauf, dass auch in den Nachbarkreisen Bürgermeister im Kreistag vertreten seien, und das nicht nur für die CDU. Wenn keine Bürgermeister in die Kreistage sollten, dann müsse dies auch für Abgeordnete und Ortsbürgermeister gelten. "Es geht darum, insgesamt den Sachverstand zu nutzen", meint Licht. Kein Bürgermeister hole einem anderen Bewerber die Listenstimme weg.

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